Stürmische Zeiten in Ostfriesland: Beim kriselnden BSV Kickers Emden ist Cheftrainer Stefan Emmerling nicht mehr unumstritten. Manager Henning Rießelmann will nicht nur Siege, sondern auch spielerische Fortschritte sehen.

Unter Druck: Stefan Emmerling muss in den kommenden Spielen Ergebnisse liefern. IMAGO/Jens Doden
Die Talfahrt des BSV Kickers Emden geht weiter: Das 1:3 im Heimspiel gegen den SSV Jeddeloh II war bereits die vierte Niederlage in Serie. Seit sechs Partien hat die Mannschaft mittlerweile nicht mehr gewonnen.
Vor der Saison hatten die Trainer der Regionalliga Nord die Emder als Meisterschaftsfavorit Nummer eins ausgemacht. Drei Monate später heißt die Realität jedoch: Abstiegskampf. Daraus macht auch Henning Rießelmann keinen Hehl. "Da reicht ein einfacher Blick auf die Tabelle", sagt der Kickers-Manager über die Situation der auf dem 12. Platz rangierenden Emder. "Wichtig ist nur, dass das auch alle verstanden haben. Für uns zählt in dieser Saison ausschließlich der Klassenerhalt. Wie schwer das sein kann, haben wir letztes Jahr beim VfB Oldenburg gesehen."
Es fehlt an Struktur
Von der im Sommer erhofften fußballerischen Weiterentwicklung ist beim BSV Kickers nichts zu sehen. Die Emder wollten nach der Vize-Meisterschaft durch mehr Ballbesitz und eine stärkere spielerische Kontrolle mehr Dominanz auf dem Spielfeld entwickeln. Das Setzen auf Standards und das Gewinnen der zweiten Bälle sollten nicht mehr die alleinigen Stilmittel sein. Allein: Geklappt hat dies nicht. Es fehlt schlichtweg an Struktur. Weder bei der Aufstellung noch bei der Ausrichtung der Mannschaft gibt es Kontinuität.
Auch in der letzten Saison war nicht alles Gold, was glänzt. Mit dem Unterschied, dass die Ergebnisse fast immer passten.
"Aktuell macht mich der Fußball, den wir spielen, nicht glücklich", räumt Rießelmann ein. "Auch in der letzten Saison war nicht alles Gold, was glänzt. Mit dem Unterschied, dass die Ergebnisse fast immer passten."
Die Krise bei den Ostfriesen rückt Stefan Emmerling in den Fokus. "Es läuft nicht alles, wie man sich das vorstellt. Es waren jetzt zwei fantastische Jahre. Diese Saison ist es sehr, sehr schwierig. Da müssen wir gemeinsam rauskommen", sagte der Cheftrainer nach der Niederlage gegen Jeddeloh II.
Emmerling fehlte während der Saison zwischenzeitlich aufgrund einer Viruserkrankung, seit drei Partien ist er nun zurück an der Seitenlinie. Nach mehr als sechs Jahren beim BSV Kickers ist jedoch auch sein Job mittlerweile in Gefahr. "Ich habe ein sehr gutes und offenes Verhältnis zu Stefan. Er war schon vor mir in Emden, kennt den Verein in- und auswendig. Mein klarer Wunsch ist es, das Ding gemeinsam mit ihm durchzuziehen. Das habe ich auch immer wieder betont", erklärt Rießelmann auf Nachfrage des kicker.
Am Ende nützen alle Treuebekenntnisse nichts. Jeder bei uns im Team weiß: Wir müssen jetzt Spiele gewinnen.
"Aber am Ende nützen alle Treuebekenntnisse nichts. Jeder bei uns im Team weiß: Wir müssen jetzt Spiele gewinnen. Dabei kommt es auch immer auf die Art und Weise an, wie sich unsere Mannschaft präsentiert." Heißt: In den kommenden Partien am Freitagabend beim VfB Lübeck und danach im Heimspiel gegen Altona 93 müssen nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die spielerischen Darbietungen passen.
Bei den Emdern steht jedoch nicht nur der Cheftrainer, sondern auch die Mannschaft im Kreuzfeuer. "Unterm Strich muss ich festhalten, dass wir unsere Qualitäten viel zu selten auf den Platz bekommen und die letzten Ergebnisse sowie die Art und Weise unserer Spielweise einfach enttäuschend sind", ärgert sich Rießelmann, der nicht ausschließt, dass es während der Winterpause Veränderungen im Kader geben wird. "Was ich sicher sagen kann, ist, dass wir uns schon jetzt sehr intensive Gedanken über die Zukunft machen. Deshalb schauen wir aktuell auch sehr genau hin, wer diesen Weg mit uns gemeinsam mitgehen kann."
Geblickt wird dabei auch darauf, wie der BSV Kickers sich neben dem Platz noch besser aufstellen kann. Rießelmann: Wir haben viele Ideen im Kopf, um den Verein noch professioneller zu entwickeln. Dafür brauchen wir aber zwingend den Klassenerhalt."
Karsten Lübben

vor 1 Tag
2











English (US) ·