Stiller doppelt im Elfmeter-Fokus: "Wir sehen es an Angelos Knöchel"

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Hitzig und extrem laut war es für den VfB Stuttgart in Istanbul. Die Gemüter beim bitteren 0:1 bei Fenerbahce waren auch deshalb besonders aufgeheizt, weil eine Szene besonderen Diskussionsstoff bot.

Stuttgarts Angelo Stiller (vorne) gegen Edson Alvarez von Fenerbahce.

Stuttgarts Angelo Stiller (vorne) gegen Edson Alvarez von Fenerbahce. IMAGO/Seskim Photo TR

Aus Istanbul berichtet Benni Hofmann

Es war beinahe schon abzusehen, dass sich nach der 0:1-Europa-League-Niederlage des VfB Stuttgart bei Fenerbahce am Donnerstagabend eine Rudelbildung entwickeln würde. Der eingewechselte Deniz Undav und auf der Gegenseite Ismail Yüksek gerieten schon vor Schlusspfiff aneinander, nach Spielende sahen auch noch Jeff Chabot und Oguz Aydin Gelb.

Schon zuvor kochte die Stimmung und besonders emotional wurde es in der 68. Minute. Da kam Angelo Stiller im Strafraum der Türken zum Abschluss, eine aussichtsreiche Ausgleichschance für den VfB. Edson Alvarez grätschte von der Seite hinein, traf Stuttgarts Mittelfeldchef und Schiedsrichter Jakob Kehlet zeigte auf den Punkt - was wilde Proteste der Gastgeber nach sich zog und das bei jedem VfB-Ballkontakt gellend pfeifende Publikum noch ein bisschen gellender pfeifen ließ.

Kehlet erkennt Strafstoß ab

Der dänische Unparteiische ließ sich davon und von seinem Video-Assistenten offenbar tatsächlich ein Stück weit beeindrucken. In der Wiederholung ist es nämlich kaum auszumachen, ob Alvarez Stiller vor oder nach dessen Abschluss getroffen hatte. Dass er ihn aber traf, ist unstrittig - und insofern hätte der VAR streng genommen nicht eingreifen dürfen, weil keine klare Fehlentscheidung vorlag. Es kam anders, Kehlet sah sich die Szene selbst in der Review-Area an und erkannte den Strafstoß ab.

Zum Unverständnis von Sebastian Hoeneß. "Ich verstehe die Regel so, dass der VAR eingreift, wenn es eine klare Fehlentscheidung ist. Das ist für mich nicht zu sehen, es gibt einen klaren Kontakt, direkt im Anschluss an den Schuss. Wir sehen es an Angelos Knöchel, dass es den Kontakt gab. Das ist die entscheidende Situation, die falsch bewertet wurde", ärgerte sich der VfB-Trainer zurecht.

Noch fünf Minuten zuvor dagegen griff der VAR zurecht ein, nachdem Nene Dorgeles allein auf Alexander Nübel zulief, Luca Jaquez ihn so humorlos wie regelwidrig stoppte und Kehlet quasi zum Pfiff nötigte. Aber: Da Youssef En-Nesyri zuvor im Abseits stand, nahm der Unparteiische auch diesen Strafstoß zurück.

Einen Elfmeter aber gab es eben doch am Donnerstag, und auch da war Stiller im Fokus. Der 24-Jährige hielt bei einer Fenerbahce-Ecke den starken Milan Skriniar eine Spur zu lang an der Hüfte, der Slowake fiel - und den fälligen Strafstoß verwandelte Kerem Aktürkoglu sicher zum entscheidenden Treffer des Abends (34.).

"Den kann man pfeifen"

"Der erste Elfmeter, den Fenerbahce bekommt, der ist korrekt", war Hoeneß in diesem Falle mit der Bewertung Kehlets einverstanden, schob aber nachvollziehbarerweise hinterher: "Genauso wie unser Elfmeter korrekt gewesen wäre." Auch Fabian Wohlgemuth gestand ein: "Es war nicht nichts, er hat die Hand am Körper, möglicherweise zu lange, den kann man pfeifen." Dem Referee-Gespann, das in der hitzigen und für Schiedsrichter undankbaren Atmosphäre mit Ausnahme der Aberkennung des VfB-Strafstoßes einen guten Job machte, wollte Stuttgarts Sportvorstand aber keinen Vorwurf machen: "Er entscheidet auf Elfmeter, wir haben es auch so gesehen, dann geht er zum VAR. Wir müssen es akzeptieren."

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