Digitale Gesundheitsdaten: TK fordert leichteren Zugang zu elektronischen Patientenakten

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Die Techniker Krankenkasse sieht im Start der elektronischen Patientenakten (ePA) einen Erfolg, wäre aber für einen einfacheren Zugang zu einer aktiven Nutzung. „Wir bekommen viele Rückmeldungen von Versicherten, dass sie den Registrierungsprozess für die ePA zu kompliziert finden“, sagte Vorstandschef Jens Baas der Deutschen Presse-Agentur. „Das möchten wir ändern.“ Baas denkt an ein Identifizierungsverfahren per Video. Dafür müssten jedoch die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert werden.

Seit Januar haben 70 Millionen der gut 74 Millionen gesetzlich Versicherten eine ePA von ihrer Kasse angelegt bekommen. Viele nutzen sie aber noch nicht aktiv, um eigene Daten anzusehen oder sensible Inhalte zu sperren. Dabei gilt: Man kann sich einloggen, muss es aber nicht. Fürs erste Verwenden der App muss man sich einmal identifizieren und freischalten lassen: mit einem elektronischen Personalausweis mit Geheimnummer (PIN) oder per E-Gesundheitskarte mit PIN.

Die Techniker Krankenkasse wünscht sich das Videoident-Verfahren

Die Techniker Krankenkasse (TK) würde gern das Videoident-Verfahren zur Anmeldung anbieten, wie Baas sagte. Es sei komplett digital, benötige keine PIN und sei vielen Kundinnen und Kunden aus dem Online-Banking bekannt. Dabei zeigt man in einem persönlichen Video-Chat einen Ausweis in die Kamera, wobei Sicherheitsmerkmale überprüft werden. Die Sicherheitsstandards für sensible Gesundheitsdaten sind aber generell höher als beim Online-Banking.

Bei der TK loggen sich aktuell wöchentlich 70 000 Versicherte in die ePA ein, wie der Vorstandschef sagte. Insgesamt hat die größte gesetzliche Kasse elf Millionen E-Akten angelegt, aktiv nutzen sie 750 000 Versicherte. Dass es nach so kurzer Zeit eine Dreiviertelmillion seien, übertreffe die Erwartungen, sagte Baas. Die ePA sei keine Kommunikations-App, die täglich geöffnet werde. Die meisten nutzten sie unregelmäßig, etwa bei Krankheit oder vor Arztbesuchen.

Die Barmer Krankenkasse hatte zuletzt 7,8 Millionen eingerichtete ePAs und etwa 250 000 aktive Nutzer. Bei den elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit 25,8 Millionen E-Akten hatten 200 000 Versicherte eine Gesundheits-ID angelegt, die ihnen den Zugriff ermöglicht. Die Alltagsverwendung, bei der Ärztinnen und Ärzte Behandlungsdaten in die ePA einstellen, wird schrittweise ausgedehnt. Der Start war vor rund 100 Tagen, am 29. April. Zuletzt wurden wöchentlich 40 Millionen E-Akten in Praxen, Kliniken und Apotheken geöffnet.

Wenn Ärzte nicht alle Infos bekommen sollen, müssen die Patienten selbst aktiv werden

TK-Chef Baas sagte, die ePA werde bereits ihrer Ursprungsidee gerecht, die medizinischen Informationen eines Patienten oder einer Patientin an einem Ort zu speichern und so die Behandlung zu unterstützen. Der Vorteil sei, dass die ePA auch helfe, wenn sie nicht aktiv von Versicherten genutzt werde, erläuterte die Kasse. Indem Befunde, Laborergebnisse oder Verordnungen automatisch in der Akte zusammenlaufen, lägen sie, wenn zur Behandlung benötigt, auch vor.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze, hatte jüngst Nachbesserungen gefordert: „Mich erreichen Zuschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die Probleme bei der Einrichtung der ePA beklagen“, etwa mit Blick auf ungeeignete Smartphones oder andere Zugangsprobleme, sagte der SPD-Politiker Ippen Media. „Das muss sich dringend verbessern.“ Die ePA müsse auch anwendungs- und patientenorientierter werden – für jede Altersgruppe.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, für eine Bruchlandung der ePA wären niedergelassene Ärzte und Kliniken selbst verantwortlich. „Schließlich müssen sie die Daten der Patienten einpflegen“, sagte Vorstand Eugen Brysch. „Versicherte können nur Inhalte steuern, die da sind.“ Eine Informationspflicht liege außerdem auch bei den Leistungserbringern, nicht nur bei den Kassen.

Für Patienten sind die E-Akten freiwillig. Wenn man etwas nicht will, muss man aber selbst aktiv werden. Nur wenn man sich in seine ePA einloggt, kann man auch online festlegen, welche Ärzte welche Daten sehen können und was nicht.

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