Krieg in Nahost: Israel fordert stärkeren Druck auf Hamas

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Bevor der UN-Sicherheitsrat tagt, verweist Israels Außenminister Saar auf das Schicksal der Geiseln, die immer noch in der Gewalt der Islamisten sind. Berichten zufolge soll das israelische Kabinett am Donnerstag über eine Ausdehnung des Militäreinsatzes im Gazastreifen entscheiden.

Viele Angaben stammen von Konfliktparteien und lassen sich teilweise nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.

Wichtige Updates

Berichte: Netanjahu will offenbar gesamten Gazastreifen einnehmen - Kabinett soll Donnerstag tagen

Umgang mit Israel: SPD-Fraktion erhöht Druck auf Koalition

Israels Regierung stimmt für Absetzung der Generalstaatsanwältin

Ex-Chefs von Israels Geheimdiensten und Armee fordern Ende des Gaza-Krieges

Israel: Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu Geiseln

Juri Auel

Israels Außenminister Saar fordert stärkeren Druck auf Hamas

Israels Außenminister Gideon Saar hat vor einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York erneut die Freilassung der Geiseln in Gaza und höheren internationalen Druck auf die Hamas gefordert. „Unsere Geiseln werden noch immer von Hamas und Islamischem Dschihad in den Verliesen Gazas ausgehungert und gefoltert“, sagte Saar. Sie dürften nicht vergessen werden. Saar schilderte die Zustände, die zuletzt auf schockierenden Hamas-Videos von Geiseln zu sehen waren, als „satanisch“. Die Islamisten setzten Folter und Hunger gezielt als Propagandamittel ein. 

Angesichts der schweren Vorwürfe gegen Israel, seinerseits Hunger im Gazastreifen als Kriegswaffe einzusetzen, sagte der Minister, sein Land lasse große Mengen humanitärer Hilfe für den Gazastreifen zu – und das unter schwierigen Bedingungen. „Kein anderes Land handelt im Krieg auf diese Weise“, sagte Saar. Hamas trage die Verantwortung, sowohl für den Beginn des Krieges am 7. Oktober als auch für dessen Fortdauer, weil sie die Geiseln nicht freilasse und die Waffen nicht niederlege. „Der internationale Druck muss auf Hamas liegen“, forderte Saar. „Alles andere verlängert diesen Krieg nur.“ 

Juri Auel

Berichte: Netanjahu will offenbar gesamten Gazastreifen einnehmen - Kabinett soll Donnerstag tagen

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erwägt Medienberichten zufolge eine Ausweitung der Offensive im Gazastreifen und die Einnahme des gesamten Palästinenser-Gebiets. Der TV-Sender Channel 12 beruft sich dabei auf einen Insider aus dem Büro des Regierungschefs. Die Jerusalem Post berichtet ebenfalls von Netanjahus Entscheidung, den gesamten Gazastreifen einzunehmen. Das Nachrichtenportal ynetnews.com zitierte einen namentlich nicht genannten Offiziellen, der ihm nahe stehe, mit den Worten: "Die Würfel sind gefallen - wir beabsichtigen, den Gazastreifen vollständig zu besetzen."

Am Dienstag ließ der Regierungschef sich schließlich, Angaben seines Büros zufolge, von Armeechef Ejal Zamir konkrete Pläne mitteilen, wie der Krieg fortgesetzt werden könnte. Details dazu wurden zunächst nicht bekannt. Berichten zufolge soll das israelische Kabinett am Donnerstag zu dem Thema tagen. 

Netanjahu hatte am Sonntag in einer Video-Botschaft dargelegt, dass die islamistische Hamas, die im Gazastreifen vor 18 Jahren die Macht an sich gerissen hatte, aus seiner Sicht zu keiner Verhandlungslösung bereit sei. Die israelischen Streitkräfte kontrollieren derzeit etwa 75 Prozent der Fläche des Küstengebiets.

Juri Auel

Umgang mit Israel: SPD-Fraktion erhöht Druck auf Koalition

Die SPD-Fraktion erhöht in der Debatte um die Lage im Gazastreifen aufgrund des Kriegs im Nahen Osten den Druck auf die schwarz-rote Koalition mit Blick auf ihr Handeln bezüglich Israels. Außenpolitiker Adis Ahmetovic sagte dem ARD-Hauptstadtstudio, es sei höchste Zeit, dass Deutschland sichtbar handele. „Verletzte Kinder aus Gaza sollten in Deutschland medizinisch versorgt werden, andere Länder gehen hier bereits voran“, erklärte er. „Ich erwarte, dass die Bundesregierung ihrer Verantwortung gerecht wird und konkrete Maßnahmen zur Aufnahme von schwerverletzten Kindern ergreift.“

Fraktionsvize Siemtje Möller beschrieb ihre Eindrücke von einer Reise mit Außenminister Johann Wadephul (CDU) in die Region in einem Brief an die Fraktion, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Nötig seien konkrete Verbesserungen der israelischen Regierung, um die humanitäre Katastrophe zu lindern. „Meine Einschätzung ist, dass sich die israelische Regierung ohne Druck wenig bewegt“, schreibt Möller. „Sollten solche konkreten Verbesserungen zeitnah ausbleiben, muss das Konsequenzen haben.“ Denkbar seien Sanktionen gegen rechtsextreme israelische Kabinettsmitglieder oder eine „(Teil-) Aussetzung von Rüstungsexporten“.

Unterstützt sieht sich die SPD-Fraktion durch mehr als 100 israelische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von renommierten Universitäten, die in einem der ARD und der dpa vorliegenden Brief ebenfalls dafür plädieren, die Rolle Israels im Gaza-Krieg kritischer zu sehen. Die Autoren schreiben, besonders dankbar sei man für die Forderung nach unmittelbaren politischen Konsequenzen, sollte die israelische Regierung weiterhin internationales Recht missachten.

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Juri Auel

UN: Hilfe in Gaza trotz Israels Zusagen weiter unzureichend

Auch eine Woche nach den von Israel verkündeten taktischen Kampfpausen für Hilfslieferungen ist die humanitäre Situation laut den Vereinten Nationen im Ganzen unverändert. Was an Hilfe in die Enklave gelange, sei „bei weitem unzureichend für die hungernde Bevölkerung“. Konvois würden weiterhin bei der Auslieferung behindert, erklärte UN-Sprecher Farhan Haq in New York. Manche Einsätze innerhalb des Gazastreifens dauerten mehr als 18 Stunden, sagte Haq. Die Teams seien gezwungen, mehr als zehn Stunden am Stück auf Straßen zu warten, die oft gefährlich, verstopft oder unpassierbar seien. Am Sonntag seien von elf mit Israel koordinierten Einsätzen sieben ausgeführt worden, sagte der Sprecher. Bei zweien habe es Behinderungen gegeben; einen Transport medizinischer Güter habe man nur zum Teil umgesetzt, einen weiteren hätten die Organisatoren abgesagt.

Als positiv vermerkte Haq, dass Israel höhere Treibstofflieferungen in den Gazastreifen gebilligt habe. Allein für den Notbetrieb der Wasserversorgung und des Abwassersystems würden täglich 70000 Liter Diesel benötigt; Sonntag seien nur 29000 Liter in Empfang genommen worden. 

Unterdessen halte im besetzten Westjordanland die Gewalt der israelischen Streitkräfte und der Siedler gegen Palästinenser unvermindert an. Die Zahl gewalttätiger Übergriffe durch israelische Siedler nehme zu, sagte der UN-Sprecher unter Verweis auf das Koordinierungsbüro der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe (OCHA). In der vergangenen Woche habe es mindestens 24 Angriffe von Siedlern gegeben, bei denen Menschen zu Schaden gekommen oder Sachen beschädigt worden seien. OCHA verlange erneut Schutz für Zivilisten im Westjordanland einschließlich Ostjerusalem.

Juri Auel

Israels Regierung stimmt für Absetzung der Generalstaatsanwältin

Israels rechts-religiöse Regierung hat bei einer Sitzung für die Absetzung von Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara gestimmt. Die Entscheidung fiel einstimmig, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nahm an der Abstimmung nicht teil, wie es in Medienberichten hieß. Zur Begründung der Entscheidung wurde mangelndes Vertrauen genannt. 

Es wird erwartet, dass das Oberste Gericht den Regierungsbeschluss aufhebt. Bereits zuvor hatte das Höchstgericht befunden, dass die Absetzung Baharav-Galis keine Gültigkeit habe, solange das Oberste Gericht nicht selbst über den diesbezüglichen Regierungsbeschluss urteilt. Die Generalstaatsanwältin hat unter anderem die Aufgabe, Regierungsentscheidungen auf ihre Rechtmäßigkeit zu überprüfen. Mit der Regierung Netanjahu geriet Baharav-Miara immer wieder in Konflikt, wenn sie sich gegen deren Maßnahmen stellte, die aus ihrer Sicht nicht gesetzeskonform waren. 

Unter anderem bestritt sie die legale Grundlage dafür, dass Netanjahu mit David Zini einen ihm genehmen Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet ernannte. Ihrer Ansicht nach stand der Regierungschef bei dieser Entscheidung in einem Interessenkonflikt, weil der Schin Bet in einem Korruptionsverfahren gegen ihn ermittelt. Darin geht es unter anderem darum, dass enge Mitarbeiter Netanjahus vom Golfemirat Katar für Lobbytätigkeiten bezahlt worden sein sollen. Katar gilt auch als Unterstützer der islamistischen Hamas im Gazastreifen, die mit ihrem Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober 2023 den Gaza-Krieg ausgelöst hatte. 

Netanjahu bestreitet die Anschuldigungen und bezeichnet die Verfahren gegen seine Mitarbeiter als „juristische Hexenjagd“. Der Premierminister und seine Verbündeten werfen dem Justizsystem in Israel insgesamt vor, es sei zu mächtig und mische sich zu stark in die Entscheidungen der Exekutive ein. Ein von seiner Regierung angestrebter Justizumbau hatte unmittelbar vor dem Gaza-Krieg zu monatelangen massiven Protesten und Warnungen vor der Zerstörung des demokratischen Gleichgewichts im Lande geführt.

Christoph Heinlein

Ex-Chefs von Israels Geheimdiensten und Armee fordern Ende des Gaza-Krieges

Ehemalige israelische Sicherheitschefs haben sich in einem Videoaufruf energisch für ein sofortiges Ende des Gaza-Kriegs ausgesprochen. "Dieser Krieg hat als ein gerechter Krieg begonnen", sagte der ehemalige Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ami Ajalon.

Es sei zunächst ein Verteidigungskrieg gewesen. "Aber nachdem wir alle militärischen Ziele erreicht haben, nachdem wir einen glänzenden militärischen Sieg über alle unsere Feinde erzielt haben, ist dies kein gerechter Krieg mehr", sagte er. Dem Staat Israel drohe nun der Verlust seiner Sicherheit und seiner Identität.

Weitere Personen in dem Video sind der ehemalige Generalstabschef und Ministerpräsident Ehud Barak, die ehemaligen Generalstabschefs Mosche Jaalon und Dan Chalutz sowie drei ehemalige Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad. Insgesamt 19 Ex-Sicherheitschefs fordern ein Ende des Kriegs, der ihrer Ansicht nach nur noch aus politischen Gründen fortgesetzt werde.

"Wir stehen vor einer Niederlage", warnte der ehemalige Mossad-Chef Tamir Pardo. Mehrere der Repräsentanten sagten, Israel werde von einer fundamentalistischen, extremistischen Regierung angeführt, die nicht mehr den Rückhalt der Mehrheit habe. Sie forderten eine Rückführung aller 50 Geiseln in einem einzelnen Schritt. 

Aufnahme von Kindern aus Nahost - Kanzleramt zurückhaltend

Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) hat zurückhaltend auf die Pläne von Hannover und Düsseldorf reagiert, hilfsbedürftige Kinder aus dem Gazastreifen und Israel aufzunehmen. Es sei zunächst einmal wichtig, vor Ort zu helfen, sagte er in der Sendung "Frühstart" von RTL/ntv. Es komme darauf an, so vielen Menschen wie möglich zu helfen. "Und deshalb wäre ich immer zurückhaltend vor der Frage, inwieweit man ausfliegen kann. Da würde es immer nur um einzelne Personen gehen und darüber hinaus viele Fragen zu klären sein."

Das Bundesinnenministerium hatte sich am Wochenende bereits zurückhaltend geäußert. "Die Umsetzbarkeit derartiger Initiativen hängt entscheidend von der Sicherheitslage, der Möglichkeit der Ausreise und weiteren Faktoren ab", sagte ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. 

Hannover und Düsseldorf hatten vergangene Woche angekündigt, Kinder aus dem Gazastreifen und Israel aufnehmen zu wollen, die besonders schutzbedürftig oder traumatisiert sind. Die Stadt Hannover sprach etwa von Plätzen für bis zu 20 Kinder. Am Montag schloss sich dann auch Bonn der Initiative an. Dafür bräuchte es aber politische Unterstützung von Bundesseite für Einreiseverfahren, Auswahl und medizinische Koordination. 

Philipp Saul

Israel: Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu Geiseln

Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, Danny Danon, hat für diesen Dienstag eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage der Geiseln im Gazastreifen angekündigt. "Während eine weltweite Kampagne gegen den Staat Israel geführt wird, lassen Hamas-Terroristen die israelischen Geiseln hungern und misshandeln sie", schrieb er auf der Plattform X. Es sei an der Zeit, dass der UN-Sicherheitsrat die Taten der Hamas "unmissverständlich verurteilt". 

CDU-Politiker Kiesewetter kritisiert deutsche Nahost-Politik

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hat die Nahost-Politik der schwarz-roten Bundesregierung scharf kritisiert. „Warum wirft Deutschland Hilfspakete über Gaza ab, die laut Bundeskanzler bis zu 100 Prozent in Hamas-Hände fallen, also die direkte Unterstützung der Hamas bewirken?", fragte der Obmann der Unionsfraktion im Auswärtigen Ausschuss im Tagesspiegel.

Die Bundeswehr hatte am Sonntag erneut Paletten mit Lebensmitteln und Medizin per Flugzeug über dem Gazastreifen abgeworfen. Zudem fuhren nach israelischen Angaben in der abgelaufenen Woche etwa 1200 Lastwagen mit Hilfsgütern in das abgeriegelte Küstengebiet. Aus deutschen Sicherheitskreisen hieß es am Samstag, 50 bis 100 Prozent der Hilfsgüter, die in den Gazastreifen gelangten, würden von der islamistischen Hamas oder anderen kriminellen Organisationen abgezweigt.

Kiesewetter sagte weiter: „Es gilt, unverbrüchlich an der Seite Israels zu stehen und die propalästinensischen, israelfeindlichen Narrative in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu entlarven." Großbritannien und Frankreich planen oder erwägen zumindest, Palästina bald als Staat anzuerkennen.

Kiesewetter fragte weiter: „Warum führt Deutschland nicht eine Initiative zur Entwaffnung der Hamas an – unter Einbindung der arabischen Staaten, die sich gegen die Hamas gestellt haben?" Er betonte im Tagesspiegel, eine Perspektive für Gaza werde es nur geben, wenn die Terrororganisation Hamas vollständig zerschlagen sei. „Das wäre wesentlich sinnvoller, als einseitig Israel zu kritisieren und gerade in der Stunde der Bewährung unsere Staatsräson als leere Worthülse dastehen zu lassen."

Netanjahu: „Die Hamas will keinen Deal

Die islamistische Hamas hat nach Ansicht von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kein Interesse an einem Abkommen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung von Geiseln. „Ich verstehe genau, was die Hamas will. Sie will keinen Deal“, sagte er in einer Video-Botschaft gemäß einer englischen Übersetzung der Times of Israel. Er sei nunmehr noch entschlossener, die Geiseln zu befreien und die Hamas zu zerschlagen.

Das Forum der Geisel-Familien übte Kritik an seinen Äußerungen. „Seit 22 Monaten wird der Öffentlichkeit die Illusion verkauft, dass militärischer Druck und intensive Kämpfe die Geiseln zurückbringen werden“, zitierte die Zeitung eine Erklärung der Gruppe, die die Mehrheit der Familien der 50 noch immer in Gaza festgehaltenen Geiseln vertritt. „Die Wahrheit muss gesagt werden: Die Ausweitung des Krieges gefährdet das Leben der Geiseln, die in unmittelbarer Todesgefahr schweben. Wir haben die erschreckenden Bilder der Geiseln in den Tunneln gesehen, sie werden weitere lange Tage des Grauens nicht überleben“, heißt es in der Erklärung des Forums weiter.

Netanjahu hatte zuvor erklärt: „Sie (die Hamas) will uns brechen – mit diesen grauenhaften Videos, mit der falschen Horror-Propaganda, die sie in der ganzen Welt verbreitet.“ Aber man werde sich nicht brechen lassen. Der Regierungschef bezog sich auf zwei Geisel-Videos, die die palästinensische Terrororganisation in den vergangenen Tagen veröffentlicht hatte. Sie zeigen zwei junge Männer, die die Islamisten in dunklen und engen Tunneln im Gazastreifen gefangen halten, im Zustand akuter Unterernährung, schwindender körperlicher Kraft und emotionaler Gebrochenheit.

Medienberichten zufolge erwägt die israelische Führung tatsächlich ein militärisches Vorgehen, um die letzten Geiseln zu befreien. Netanjahu strebe danach, die Freilassung der Geiseln „auf dem Weg eines militärischen Sieges" zu erreichen, heißt es in einer Erklärung, die ein namentlich nicht genannter Regierungsbeamter mehreren israelischen Zeitungen zukommen ließ. Man stehe diesbezüglich im Dialog mit der amerikanischen Führung, und es zeichne sich die Einsicht ab, dass die Hamas an einer Vereinbarung im Zuge indirekter Verhandlungen nicht interessiert sei. Die humanitäre Hilfe für die palästinensische Zivilbevölkerung soll aber weiterhin gewährleistet bleiben, abgesehen von Kampfgebieten und Gebieten unter Kontrolle der Hamas.

Julia Daniel

Hamas: Rotes Kreuz darf Geiseln unter Bedingungen versorgen 

Die islamistische Hamas im Gazastreifen ist nach eigenen Angaben bereit, das Rote Kreuz die von ihr festgehaltenen israelischen Geiseln mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen zu lassen – jedoch unter weitreichenden Bedingungen. Man werde ein diesbezügliches Ersuchen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) positiv beantworten, teilte ein Sprecher der Al-Kassam-Brigaden, des militärischen Arms der Terrororganisation, in deren Telegram-Kanal mit. Bedingung sei aber, dass Israel eine umfassende und dauerhafte Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglicht. Zudem müsse Israel jegliche Luftaufklärung während der Zeit einstellen, in der Hilfe zu den Geiseln gelangt.

Kurz zuvor hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Angaben seines Büros mit dem regionalen IKRK-Delegationsleiter Julien Lerisson gesprochen und ihn darum gebeten, sich dafür einzusetzen, dass das Rote Kreuz die israelischen Geiseln unverzüglich mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen möge.

Julia Daniel

Merz und Macron empört über Propaganda-Videos der Hamas

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) äußert sich entrüstet über Propaganda-Videos der islamistischen Hamas, in denen israelische Geiseln vorgeführt werden. „Ich bin entsetzt über die Bilder von Evyatar David und Rom Braslavski. Die Hamas quält die Geiseln, terrorisiert Israel und benutzt die eigene Bevölkerung im Gazastreifen als Schutzschild“, sagte Merz der Bild. „Gerade deshalb führt zunächst kein Weg an einem verhandelten Waffenstillstand vorbei. Die Freilassung aller Geiseln ist dafür zwingende Voraussetzung.“ Merz ergänzte: „Israel wird den Zynismus der Hamas nicht erwidern und muss weiter humanitäre Hilfe leisten.“

Auch Außenminister Johann Wadephul (CDU), der am Freitag von einer Reise nach Israel und in die Palästinensergebiete zurückgekehrt war, äußerte sich schockiert. Diese Videos zeigten „die ganze Niedertracht ihrer Peiniger“, sagte Wadephul zu Bild.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich ebenfalls empört über die Propaganda-Videos. „Abscheuliche Grausamkeit, grenzenlose Unmenschlichkeit: Das ist es, was die Hamas verkörpert“, schrieb Macron auf X. „Die absolute Priorität und das Gebot für Frankreich ist die sofortige Freilassung aller Geiseln.“ Außerdem müsse ein Waffenstillstand erreicht, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen hereingelassen und eine politische Lösung für den Konflikt gefunden werden. „Diese Lösung ist die der beiden Staaten Israel und Palästina, die friedlich nebeneinander leben“, schrieb Macron. „Um es ganz klar zu sagen: Im Rahmen dieser politischen Perspektive fordern wir die vollständige Entmilitarisierung der Hamas, ihren vollständigen Ausschluss von jeglicher Regierungsgewalt und die Anerkennung Israels durch den Staat Palästina."

Julia Daniel

Weitere Hilfsgüter erreichen Menschen im Gazastreifen

Nach Angaben der israelischen Militärbehörde Cogat haben in den letzten sieben Tagen 23 000 Tonnen Hilfsgüter die Bevölkerung im Gazastreifen auf dem Landweg erreicht. 1200 Lastwagen seien in dieser Zeit in das abgeriegelte Küstengebiet eingefahren und von UN- und anderen Organisationen übernommen worden, teilte die Behörde auf X mit.

Helfer und Augenzeugen berichten, dass die meisten Lkw im Inneren des Gazastreifens von Bewohnern geplündert würden, bevor sie die Lager und Verteilzentren erreichen. Vertreter von UN-Organisationen sprechen von Anarchie und vom Zusammenbruch jeder Ordnung als Folge der monatelangen Blockade und des von ihr ausgelösten Hungers. Auch würden die gegenwärtigen Mengen von etwa 200 Lkw-Ladungen am Tag nicht ausreichen, betonen sie. Vor der Blockade hatten die UN- und andere Organisationen 500 bis 600 Lastwagen pro Tag in den Gazastreifen gebracht. 

Deutschland wirft erneut Hilfsgüter über dem Gazastreifen ab

Israel lässt seit einer Woche auch den Abwurf von humanitärer Hilfe aus der Luft zu. So hat die Bundeswehr mit zwei Transportmaschinen des Typs A400M insgesamt 44 Paletten mit Nahrungsmitteln, medizinischen und weiteren Hilfsgütern mit einem Gewicht von rund 19 Tonnen über dem Gazastreifen abgeworfen, sagte ein Sprecher der Luftwaffe der Deutschen Presse-Agentur. Für den Wochenbeginn ist demnach ein erneuter Abwurf geplant. Auch Flugzeuge aus Frankreich, Belgien, Ägypten, Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) warfen Hilfsgüter über dem Gazastreifen ab. Die israelische Armee schreibt in ihrem Telegram-Kanal von insgesamt 136 Paletten. Internationale Organisationen halten den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft wegen der relativ geringen Mengen für ineffektiv und teuer.

Birgit Kruse

Wadephul spricht von Hungersnot in Gaza 

Im Gazastreifen herrscht nach Einschätzung von Außenminister Johann Wadephul inzwischen eine Hungersnot. „Wir beobachten ja seit geraumer Zeit, dass die Blockade, die Israel praktisch ausgebracht hat für den Gazastreifen, zu einer Hungersnot geführt hat, dazu geführt hat, dass Menschen sterben, leiden, dürsten“, sagte der CDU-Politiker im „Interview der Woche“ des Deutschlandfunks. Das Gespräch wurde nach Angaben des Senders am Freitag auf dem Rückflug von Wadephuls Reise nach Israel und in die Palästinensischen Gebiete geführt.

Internationale Experten für Ernährungssicherheit sehen die Kriterien für eine Hungersnot in Gaza bislang nicht erfüllt. Allerdings zeichnet sich nach einer aktuellen Zwischen-Einschätzung der IPC-Initiative (Integrated Food Security Phase Classification) zur Analyse von Ernährungskrisen eine Hungersnot ab, also die schlimmste Form einer Ernährungskrise.

Sie setzt formell einen extremen Mangel an Nahrungsmitteln, akute Unterernährung und hungerbedingte Todesfälle voraus. Den Experten zufolge weisen jüngste Daten darauf hin, dass die ersten beiden Kriterien bereits erfüllt wurden - extremer Mangel an Nahrungsmitteln praktisch in den meisten Teilen des Gazastreifens und akute Unterernährung in der Stadt Gaza.

Birgit Kruse

Zwei Tanklaster sollen Treibstoff in den Gazastreifen bringen

Dem ägyptischen Fernsehsender Al Qahera News zufolge sollen zwei Tanklastwagen 107 Tonnen Diesel in den Gazastreifen transportieren. Bislang gibt es noch keine Informationen, ob die Lastwagen den von Israel abgeriegelten Küstenstreifen bereits erreicht haben. Die Gesundheitsbehörde in dem weitgehend zerstörten Palästinensergebiet hat erklärt, dass Treibstoffmangel den Betrieb der Krankenhäuser behindere. Nach monatelanger Blockade lässt Israel inzwischen wieder Hilfsgüter in den Gazastreifen – nach Einschätzung von Hilfsorganisationen aber bei Weitem nicht genug.

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