Überraschen wird Christian Wück die Polinnen am Abend nicht: Dazu ist die Hierarchie im Kader zu klar. Nur auf zwei Positionen gibt es mehrere Optionen.

Bitte in die Kamera schauen: Die DFB-Frauen beim Mannschaftsfoto. IMAGO/Ulmer/Teamfoto
Aus Zürich berichtet Paul Bartmuß
So sicher wie Jule Brand und Sjoeke Nüsken können sich nicht alle fühlen. Am Mittwoch ließen die beiden Nationalspielerinnen in einer Medienrunde durchblicken, dass sie sich ihres Startelf-Mandats bewusst sind.
Überraschend kam das nicht. Wer die Länderspiele dieses Kalenderjahres verfolgt hatte, wusste um den Wert der beiden für das DFB-Team. Brand und Nüsken sind aber bei weitem nicht die Einzigen mit diesem Stellenwert. Bundestrainer Christian Wück hat - so sehr er den Kader in seiner Amtszeit auch durchgemischt hat - inzwischen eine Hierarchie etabliert.
Und so stehen neun der elf Namen gewissermaßen fest, die gegen 20 Uhr in der Startaufstellung des deutschen Teams zum EM-Auftakt gegen Polen veröffentlicht werden. Wenn um 21 Uhr in St. Gallen der Anpfiff ertönt, wird vor Torhüterin Ann-Katrin Berger eine Viererkette auflaufen - mit Giulia Gwinn, Janina Minge und Rebecca Knaak. Den Platz links dürfte Sarai Linder einnehmen, doch auch Franziska Kett hat Chancen.
Im Vorfeld des Turniers in der Schweiz hatte Wück nämlich erklärt, dass er seine beiden Linksverteidigerinnen je nach Gegner einsetzen wolle. Eine von beiden - damit dürfte Linder gemeint sein - eher gegen spielstarke, balldominante Gegner. Und die andere, also Kett, gegen konterstarke, eher defensiv ausgerichtete Gegner.
Nach dieser Logik schlüge gegen den Außenseiter Polen, der sicher auf Gegenstöße über Ewa Pajor und Co. setzen wird, eigentlich die Stunde von Bayern-Talent Kett. Unwahrscheinlich allerdings, dass die 20-Jährige mit gerade einmal drei Länderspielen im Gepäck direkt das Auftaktspiel von Beginn an bestreitet.
Dallmann oder Freigang auf der Zehn?
Auch wenn sie beim jüngsten Spiel gegen Österreich durchspielen durfte, erscheint eine Nominierung der erfahreneren Linder wahrscheinlicher. Kett könnte etwa gegen Dänemark eine Chance bekommen.
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Die andere offene Position betrifft das offensive Mittelfeld. Dort will Wück ebenfalls je nach Gegner mal auf Linda Dallmann, mal auf Laura Freigang setzen. Die jüngsten Eindrücke aber sprechen etwas mehr für die Bayern-Spielmacherin Dallmann. Die 30-Jährige ist auf engen Räumen stärker und kombinationssicherer, dagegen hat Freigang einen stärker ausgeprägten Zug zum Tor sowie den besseren Kopfball.
Wer auch immer den Vorzug erhält: Um die Nummer 10 herum steht das Personal fest. Dahinter nämlich Nüsken und Elisa Senß, rechts Jule Brand, links Klara Bühl und vorne Lea Schüller. Mit diesen Namen wird gewiss auch die polnische Nationaltrainerin Nina Patalon rechnen. Aus dem Spiel nehmen muss man die deutsche Offensive aber trotzdem erst noch.