Die richtige Arbeit hat für Kovac gerade erst begonnen

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Die Vertragsverlängerung mit Niko Kovac passt zur neuen Ruhe beim BVB und ist der Lohn für viele richtige Trainer-Entscheidungen. Doch es stehen große Aufgaben bevor. Ein Kommentar von kicker-Reporter Patrick Kleinmann.

 Niko Kovac.

Unterschrieb bis 2027 beim BVB: Niko Kovac. IMAGO/Noah Wedel

Heimlich, still und leise liefen die Gespräche in den vergangenen Wochen und Monaten rund um die Vertragsverlängerung von Niko Kovac bei Borussia Dortmund. Es soll die neue Tonart beim BVB sein, nachdem bis weit in die vorherige Saison reihenweise Interna, Planungen und Missstände aus den Büros in die Öffentlichkeit gelangt waren. Die ungewohnte Ruhe im Verein liegt neben einigen Personalentscheidungen von Geschäftsführer Lars Ricken auch an Kovac.

Das smarte Niko-Kovac-Lächeln

Der strahlt seit seinem Amtsantritt im Februar eine Gelassenheit aus, die dem Klub gut tut. Schwierige Personalentscheidungen, schlechte Phasen in der Saison, wankelmütiger Kader - der Kroate reagiert fast immer mit seinem smarten Niko-Kovac-Lächeln, das Zweifel schmelzen und Kritik abprallen lässt. Das galt auch für Nachfragen zum am Saisonende auslaufenden Vertrag: Eile, das vermittelte Kovac zumindest glaubwürdig nach außen, hat das nicht.

Diese Selbstsicherheit übertrug Kovac auch auf seine Mannschaft. Der nach der Entlassung von Nuri Sahin zutiefst verunsicherte Kader bekam öffentliche Streicheleinheiten, auch wenn es schlecht lief, und eine intern klare Ansprache. Der neue Coach brachte dem Team die Basis-Tugenden zurück, holte einen Fitness-Rückstand während der laufenden Saison konsequent auf, stellte die Profis wieder auf ihre bevorzugten Positionen und ließ sie mit einer wohltuenden Einfachheit spielen, die Sicherheit brachte.

Nach einer wechselhaften Startphase brachten genau diese Maßnahmen das Team wieder auf Kurs. Der sensationelle Endspurt mit sieben Siegen aus acht Spielen und einer nicht mehr für möglich geglaubten Qualifikation für die Champions League bestätigte das. Damit haben sich Kovac und sein Trainerteam den Vertrauensvorschuss erarbeitet, den auslaufenden Vertrag bereits nach zwei Spielen der neuen Saison zu verlängern.

Kovac muss den BVB dauerhaft zu einer Spitzenmannschaft formen

Die richtige Arbeit hat aber gerade erst begonnen. Nach der gelungenen Rettungsmission muss Kovac das Team nun dauerhaft zu einer Spitzenmannschaft formen, den tiefsitzenden Schlendrian austreiben, ihr einen eigenen und konsequenten Spielstil verpassen und zusammen mit Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl einen Kader formen, der dazu passt.

Wie gut das funktioniert, lässt sich am Ende einer mehr als schleppenden Transferperiode und zwei mittelmäßigen Auftritten in den ersten beiden Pflichtspielen noch nicht sagen. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob Kovac beim BVB eine Ära prägen kann, wie es seit Jürgen Klopp keinem seiner vielen Vorgänger gelungen ist - oder ob er nur für die grandiose Aufholjagd in Erinnerung bleiben wird.

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