Überall Anker, Dutzende mannsgroße, außer Dienst gestellte Anker, die wie zum Appell aufgereiht an der Straße liegen und in der salzigen Meeresluft eine dicke Schicht Rost angesetzt haben. Wir sind im Hafen von Tarifa, jener kleinen Stadt in Andalusien, die direkt an der Straße von Gibraltar liegt und eines der Zentren des Thunfischfangs in Europa ist. Feinschmecker sagen, die besten Blauflossen-Thunfische kämen aus zwei Orten auf der Welt: der Tsugaru-Straße in Japan und eben aus jener Meerenge, an der sich Europa und Afrika fast berühren und Thunfischfang seit Jahrhunderten Teil des Lebens ist – vor allem im Sommer, wenn der Blauflossen-Thun aus dem Nordatlantik kommt, sich Fett anfrisst, zum Laichen ins Mittelmeer wandert und später zurück in den Atlantik schwimmt. In Tarifa treffen Gegenwart und Vergangenheit des Thunfischfangs aufeinander. Die Anker stehen für die Vergangenheit. Mit ihnen befestigten die Fischer früher ihre Stellnetze am Meeresgrund. Almadraba heißt diese seit den Phöniziern übliche Methode, die im Nachbarort Zahara de los Atunes noch praktiziert wird. Für die Gegenwart und wohl auch die Zukunft steht die Barbara y Sandra.