Fast zwei Wochen war die Facebook-Seite von „Playboy Deutschland“ gesperrt. Seit dem vergangenen Freitag ist sie wieder erreichbar. Unklar bleibt allerdings, warum sie überhaupt deaktiviert wurde. „Playboy“-Chefredakteur Florian Boitin wirft Meta Willkür und Zensur vor.
Am 2. Juni war die deutsche Facebook-Seite des Männermagazins mit 1,9 Millionen Followern plötzlich nicht mehr zu finden. Versuche des Verlags, die Seite wiederherzustellen, blieben laut Boitin erfolglos. Ob die Seite nur vorübergehend gesperrt oder dauerhaft gelöscht worden war, war zunächst unklar. Statt einer Erklärung habe es vom Meta-Kundenservice lediglich widersprüchliche Auskünfte zum Status der Seite gegeben – und die Empfehlung, entweder eine neue Seite zu erstellen, „abzuwarten“ oder sich an die Rechtsabteilung in Dublin zu wenden. Daraufhin schaltete der Kouneli-Verlag, Herausgeber des „Playboy“, eine Münchner Anwaltskanzlei ein.
„Gefährlicher Präzedenzfall“
Mit Erfolg, wie es scheint: Seit Freitag ist die Seite wieder zu erreichen. Warum sie plötzlich wieder online ist und aus welchen Gründen sie überhaupt gesperrt wurde, ist aber nach wie vor offen. „Ist es, weil (...) eine Frist verstrich, die unsere Kanzlei Meta per Anwaltsschreiben gesetzt hatte – oder ist es aufgrund des starken öffentlichen Drucks, der durch eine breite Medienpräsenz entstanden ist?“, fragte Boitin in einem Instagrambeitrag. Denn obwohl die Kanzlei Meta dazu aufgefordert hatte, Gründe für die Sperrung zu nennen, habe er bis heute keine Erklärung erhalten, sagte er der F.A.Z. auf Anfrage. „Meta muss sich damit zumindest den Vorwurf gefallen lassen, dass sowohl die Sperrung unserer Facebook-Seite als auch deren Wiederherstellung möglicherweise als Akt von Willkür wahrgenommen wird“, sagt er.

In einer Pressemitteilung hatte Boitin in der vergangenen Woche von einem „gefährlichen Präzedenzfall, bei dem private Plattformen faktisch als Zensurinstanzen agieren“, gesprochen. Entscheidungen über publizistische Inhalte würden zunehmend automatisierten Systemen überlassen. Meta setzt zum Beispiel Bild- und Texterkennungssoftware ein, sodass Seiten oder Beiträge ohne menschliche Prüfung entfernt werden können. Bereits in der Vergangenheit seien eindeutig satirische Beiträge des „Playboy“ als „Hassrede“ klassifiziert und gelöscht worden, sagte Boitin bei RTL.
Boitins private Facebook-Seite wurde schon im Februar deaktiviert. Ebenfalls ohne Angabe von Gründen, wie er sagt. Seitdem weigere sich Meta, die Seite zu entsperren. „Auch gegen diese unangekündigte und unbegründete Sperrung gehen wir seit Monaten mit juristischen Mitteln vor.“ Meta war auf Anfrage der F.A.Z. zu keiner Stellungnahme bereit.