Der Titel geht nur über Spanien, nicht nur in der Nations League

vor 20 Stunden 1

Spanien zelebrierte beim 5:4 im Nations-League-Halbfinale über Frankreich pure Fußballkunst. Jedoch mit Fehlern, die sich auf dem Weg zum ganz großen Ziel rächen könnten. Eine Bewertung von Jörg Wolfrum.

 Lamine Yamal.

Aushängeschild einer herausragenden spanischen Nationalmannschaft - vor allem offensiv: Lamine Yamal. IMAGO/Maciej Rogowski

"Irgendwann wird sie kommen", hatte Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente vor dem Nations-League-Halbfinale gegen Frankreich gesagt. Gemeint war eine Niederlage. Im März 2023 hat seine Roja zuletzt verloren, in Schottland.

Am Donnerstag in Stuttgart gab es allerdings keine Niederlage, es gab eine Demonstration der Fußballkunst des Europameisters zu bewundern. Beim 5:4 über Vize-Weltmeister Frankreich, den man schon vergangenes Jahr im EM-Halbfinale mit 2:1 besiegt hatte.

Dabei hatten die Franzosen beide Hälften gefährlicher begonnen als die Spanier, die keineswegs sattelfest agierten in der Abwehr. Allein die Zahl der Gegentore zeugt davon. Das mag den Gegnern mit Blick auf die WM 2026 Hoffnung machen. Die Zahl der Fehler in der Defensive war hoch, was sich auf dem Weg zum ganz großen Ziel rächen könnte. Offensiv ist der Europameister jedoch kaum zu stoppen.

Lamine Yamal? Coolness pur!

"Wenn man so oft gewinnt, rückt eine Niederlage natürlich näher", hatte de la Fuente gegenüber uefa.com noch gesagt. Nun könnte sie frühestens im Finale am Sonntag (21 Uhr, LIVE! bei kicker), das in der Münchner Allianz-Arena ausgetragen wird, eintreten. Gegen das Portugal von Cristiano Ronaldo mit all den wunderbar aufspielenden Champions-League-Siegern von Paris St. Germain. Ein erneutes Fußballfest könnte anstehen an dem Ort, an dem sich vor einer Woche Paris zum Königsklassen-Triumph tanzte (5:0 gegen Inter).

In Stuttgart war allein schon die Entstehung der Tore das Eintrittsgeld wert. Vor dem 1:0 nahm der immer noch nicht 18-jährige Lamine Yamal in für ihn längst typischer Manier Tempo auf und passte nach innen. Mikel Oyarzabal legte als Wandspieler gekonnt auf Nico Williams ab, der den Ball aus sechs Metern ins Netz wuchtete.

Vor dem 2:0 dann spielten Mikel Merino und Oyarzabal gekonnt zusammen, Merino ließ zunächst klatschen, Oyarzabal hob wunderbar den Ball mit dem Außenrist über die Abwehr auf Merino. Genau: Der war durchgestartet und traf ins kurze Eck.

Und das 3:0 per Elfmeter? Coolness pur von Lamine Yamal. Dieser Youngster spielt schon jetzt wie ein Routinier, ein Weltstar ist er ohnehin schon, nicht nur mit Blick auf das Marketing. Dass er Weltfußballer wird, scheint nur noch eine Frage der Zeit.

Das 4:0? Allein die Ballmitnahme von Pedri vor dessen Treffer: mehr Andres Iniesta als Xavi, um die Klasse des auch erst 22-Jährigen zu würdigen. Williams hatte aufgelegt, Pedri selbst die Situation Augenblicke zuvor eingeleitet. Und kaum waren Williams und Pedri vom Platz, folgte das fünfte Tor: gnadenlos effektiv.

Auf den Spuren der Europa-Welt-Europameister

Dabei fehlten Rodri von ManCity, Pedro Porro vertrat Daniel "Dani" Carvajal und die Barca-Spieler Paul Cubarsi, Dani Olmo, Gavi oder Fermin saßen lange draußen, ebenfalls Fabian, der Champions-League-Sieger mit PSG.

Dass Frankreich am Ende fast noch ausglich, zeigt jedoch, dass Spanien natürlich keineswegs unschlagbar ist. Zeitweise ging die Ordnung verloren. Dass es dieses Team gegen den Ball besser kann, hat es oft gezeigt in den vergangenen beiden Jahren, gerade auch dann, wenn es darauf ankommt: bei der EM 2024 mitsamt dem 2:1-Finalsieg gegen England.

Gegen Portugal am Sonntag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) kommt es wieder darauf an. Die Roja kann nach dem Nations-League-Sieg 2023 (5:4 im Elfmeterschießen gegen Kroatien) und dem EM-Sieg einen Titel-Hattrick feiern. Es wäre - noch - eine Nummer kleiner als die Europa-Welt-Europameister von 2008, 2010 und 2012. Doch ein Titelgewinn bei der WM 2026 geht - Stand jetzt - nur über Spanien.

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