"Das war so nicht zu erwarten": Luckenwalde überrascht sich selbst

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Der FSV Luckenwalde mischt nach zwölf Spieltagen überraschend die Regionalliga Nordost auf. Statt Abstiegskampf wie im Vorjahr schnuppert das Team von Trainer Michael Braune am oberen Tabellendrittel. Ein erfahrener Kader, starke Neuzugänge und stabile Strukturen zahlen sich aus.

Der FSV Luckenwalde ist die Überraschungsmannschaft der laufenden Saison in der Regionalliga Nordost.

Der FSV Luckenwalde ist die Überraschungsmannschaft der laufenden Saison in der Regionalliga Nordost. IMAGO/Jan Huebner

Wenn Hendrik Brösel derzeit auf die Tabelle der Regionalliga Nordost schaut, "ist es ein bisschen surreal", wie der Geschäftsführer Sport des FSV Luckenwalde im Gespräch mit dem kicker sagt. "Das war so nicht zu erwarten." Denn nach zwölf absolvierten Partien (sieben Siege, ein Remis, vier Niederlagen) in der 4. Liga sammelten die Brandenburger bereits 22 Zähler und stehen auf Tabellenplatz 6 - die bisherige Überraschung der Saison.

Zum Vergleich: Im Vorjahr waren die Fußballer aus dem Landkreis Teltow-Fläming zum gleichen Zeitpunkt der Serie Tabellenschlusslicht, hatten damals lediglich sieben Punkte auf dem Konto und stecken tief im Abstiegskampf. "Nach so einer letzten Saison war es natürlich der Wunsch, dass wir diese Spielzeit frühzeitig punkten. Aktuell sind wir sehr glücklich", sagt Brösel.

Die Jungs haben Erfolgshunger.

Zwar kassierten die Brandenburger zum Auftakt der Spielzeit 2025/26 eine 1:2-Niederlage gegen Rot-Weiß Erfurt, holten in der Folge aber Siege gegen den Chemnitzer FC (2:1) und 1. FC Magdeburg II (2:1) sowie BFC Preussen (3:0). Weitere Dreier sollten folgen. "Da stellt sich dann auch ein Selbstverständnis ein. Die Jungs haben Erfolgshunger", sagt Brösel.

Mehr Erfahrung im Kader

In der vergangenen Transferperiode kamen zehn neue Spieler in das Werner-Seelenbinder-Stadion. Zwölf Akteure haben den Verein dagegen verlassen. "Der Plan im Sommer war es, dem Kader ein Ticken mehr Erfahrung zu geben, damit wir für alle Saisonverläufe gewappnet sind", meint der Sport-Geschäftsführer des FSV.

Allen voran Neuzugang Andreas Pollasch, der vom SV Babelsberg kam, "ist unfassbar wichtig", so Brösel. Aber auch andere Akteure wie etwa Fabio Schneider übernehmen mehr Erfahrung. Ein Glücksgriff war zudem im vergangenen Sommer die Verpflichtung von Offensivspieler Tim Maciejewski, ebenso wie Pollasch aus Babelsberg. Der einstige Profi von Union Berlin und dem SV Sandhausen erzielte bereits vier Tore und bereitete drei weitere Treffer im FSV-Dress vor.

Verantwortung auf alle Schultern verteilt

Generell sieht der Verantwortliche aus Luckenwalde eine "gute Mentalität" innerhalb der Mannschaft. Zudem sagt Brösel: "Die Kabine stimmt." Dabei sind die Luckenwalder bewusst mit einem kleineren Kader in die aktuelle Saison gegangen, "damit jeder Spieler in der Verantwortung ist und sich keiner herausnehmen kann", meint Brösel. Denn bisher setzte der FSV lediglich 20 unterschiedliche Spieler ein. Die wenigsten der gesamten Liga, zusammen mit den Teams aus Chemnitz und Meuselwitz.

Einen großen Anteil hat zudem Trainer Michael Braune - der dienstälteste Coach der Regionalliga Nordost. Seit Juli 2021 ist Braune bereits in der Verantwortung. "Er identifiziert sich beispielhaft mit seiner Aufgabe und dem Klub", erklärt der FSV-Sportchef. Brösel und Braune arbeiten mittlerweile in der dritten Saison zusammen. "Ein wichtiger Baustein ist der permanente Austausch. Wir haben abgesteckte Felder in der Aufgabenverteilung", sagt Brösel, der seit der Juli 2023 im Amt ist.

Für den Verein selbst ist es seit Einführung der Regionalliga Nordost zur Spielzeit 2012/13 die insgesamt neunte Saison in der 4. Liga. "Viele der handelnden Personen in Luckenwalde verstehen das als nicht selbstverständlich. Es ist herausfordernd, den Standort zu erhalten. Wir arbeiten wirtschaftlich sehr sauber", so Brösel.

Wir haben einen fußballerischen Anspruch und wollen weiter fleißig Punkte sammeln.

Trotz der komfortablen Situation in der Meisterschaft zählt für den Verein nur der Klassenerhalt. Zumal im Landespokal frühzeitig das Aus im Achtelfinale gegen den Brandenburgligisten Oranienburger FC Eintracht (1:3) besiegelt wurde.

Zusätzlich gilt es darum, den nächsten Schritt in der Entwicklung der Spieler zu machen. "Wir haben einen fußballerischen Anspruch und wollen weiter fleißig Punkte sammeln", meint der FSV-Sportchef und sagt zum Tabellenstand: "Wir wissen die bisherige Ausbeute sehr zu schätzen und dürfen uns auch darüber freuen. Es soll eine Basis für weitere Punkte sein und uns helfen." Im Optimalfall schon am Freitagabend im Brandenburgderby gegen den SV Babelsberg. Wer weiß, wie die Tabelle dann für den FSV im Anschluss an die Partie des 13. Spieltages ausschaut.

Matthias Schütt

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