In Köln haben am Sonntag Hunderttausende Menschen den Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Nach Angaben eines Sprechers der Veranstalter zogen rund 65.000 Menschen in einem farbenfrohen Umzug mit Festwagen durch die Innenstadt, der trotz zeitweiligen Regens von Schaulustigen und Feiernden gesäumt wurde. Polizei und Veranstaltern zufolge gab es bis zum Sonntagnachmittag keinerlei Zwischenfälle.

Straßenumzug des CSD in Köln: Party im Regen
Foto: Roberto Pfeil / dpaMit einer der größten europäischen Paraden zum Christopher Street Day (CSD) demonstrierte die queere Community lautstark und bunt für ihre Rechte. Gleichzeitig gab es mehr ernste Töne als sonst.
»Die Stimmung ist dieses Mal eine andere«, sagte der Vorstand des Vereins »Cologne Pride«, Jens Pielhau, bei der Eröffnung. Die Freiheit und das Selbstverständnis, frei und friedlich zu demonstrieren, seien in Gefahr. Denn die LGBTQ-Community sieht sich verstärkt Anfeindungen ausgesetzt, queerfeindliche Straftaten haben bundesweit zugenommen. In Köln war die Polizei deshalb mit vielen Kräften im Einsatz, um den CSD zu schützen.

Verkleidete Teilnehmer des CSD in Köln: Bunter Kampf für Vielfalt
Foto: Roberto Pfeil / dpaErst vor wenigen Tagen sei es ihr mal wieder passiert, dass jemand eine blöde Bemerkung machte, erzählt Jo, eine von rund 60.000 aktiven CSD-Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Als sie mit ihrer Freundin im Bus war, habe ein Mann kommentiert: »Das ist doch nicht normal.« Dass wildfremde Menschen ihr zuriefen: »Wer ist denn bei euch der Mann?« komme häufiger vor.
»Willkommen im Zirkuszelt« – Anspielung auf Merz
Doch Köln wäre nicht Köln, wenn es bei aller Kritik nicht auch humorvolle Töne gäbe. »Willkommen im Zirkuszelt«, heißt es auf einem Plakat an einer Kneipe im schwulen Ausgehviertel. Und Versammlungsleiter Hans Douma startet die CSD-Parade mit den Worten: »Manege frei, der Zirkus kann beginnen.« Das bezog sich auf eine kürzlich viel diskutierte Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
Ausgangspunkt der Debatte war die Entscheidung, die Regenbogenflagge auf dem Reichstagsgebäude in Berlin zum dortigen CSD nicht mehr aufzuziehen. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hatte veranlasst, das Symbol der queeren Community aus Neutralitätsgründen nur noch zum »Internationalen Tag gegen Homophobie« (17. Mai) auf dem Bundestag hissen zu lassen.
Merz hatte sich hinter Klöckners Kurs gestellt und gesagt: »Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt«, auf dem man beliebig Fahnen hisse. Diese Aussage hatte für viel Empörung gesorgt – die auch beim Kölner CSD noch spürbar war.

Junge Demonstrantinnen in Köln: Fahnen und Plakate überall
Foto: Roberto Pfeil / dpa»Wer Menschenrechten gegenüber neutral sein möchte, hat sie bereits verraten«, meint Pielhau. Er appelliert an die CSD-Besucherinnen und Besucher, den Regenbogen auch in Zukunft als sichtbares Zeichen zu tragen: »Macht den Mund auf, wenn wir angegriffen werden, zeigt Haltung, zeigt Mut, zeigt Herz.«
Regenbogenfahnen zum Trotz
Die Regenbogenfarben als Symbol der queeren Community waren am Sonntag in Köln allgegenwärtig, fast wie zum Trotz. Von Köln gehe heute ein starkes Signal aus für Menschenrechte und dafür, dass jeder so leben kann, wie er will, sagte die parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker.