Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp warnt vor Risiken bei Übernahme durch UniCredit

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Die UniCredit war zuletzt überraschend im großen Stil bei der Commerzbank eingestiegen. Doch deren neue Chefin, Bettina Orlopp, sieht bei der drohenden vollständigen Übernahme durch die italienische Großbank große Risiken.

»Unser Rating würde sich verschlechtern, wahrscheinlich sogar deutlich«, sagte Orlopp dem »Handelsblatt « in einem Interview. »Wir würden Kunden verlieren, die bestimmte Rating-Anforderungen haben und nur mit Banken mit sehr guten Bonitätsnoten Geschäfte machen.« Zudem würden die Refinanzierungskosten steigen. Bei der Ratingagentur S&P hat die Commerzbank ein »A minus«-Rating, UniCredit liegt mit »BBB« drei Stufen tiefer.

Darüber hinaus sei die Integration von zwei großen Banken extrem schwierig, sagte Orlopp. Die Commerzbank sei nach der Übernahme der Dresdner Bank 2008 mehrere Jahre damit beschäftigt gewesen, die Systeme beider Banken zusammenzuführen. »Einen solchen Stillstand können wir uns in der heutigen Zeit, die von so vielen technologischen Umbrüchen und von einem sehr intensiven Wettbewerb geprägt ist, nicht leisten.«

Laut Orlopp mache es in Krisenzeiten zudem einen Unterschied, ob das Management in Deutschland oder Italien sitze. »Das gilt nicht nur für Krisen wie Corona, die das ganze Land betreffen, sondern auch für einzelne Unternehmen, die sich in einer kritischen Situation befinden«, sagte sie. »Bei heimischen Instituten ist die Bereitschaft, solchen Firmen im Rahmen eines Bankenkonsortiums zu helfen, meist größer als bei internationalen Geldhäusern.«

Man sollte sich deshalb genau überlegen, ob man »relevante heimische Institute leichtfertig aufgeben will«, sagte Orlopp. Sie lobte, dass der Bund als großer Anteilseigner an der Commerzbank erst mal keine weiteren Aktien des Instituts verkaufen wolle. »Das gibt uns die Möglichkeit, in Ruhe darzustellen, welches Potenzial wir als eigenständiges Institut haben.« Dafür hat die Managerin umfassende Pläne. So will sie bis 2027 etwa eine Eigenkapitalrendite von mehr als zwölf Prozent erreichen, das wären rund drei Prozentpunkte mehr als im ersten Halbjahr 2024.

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