Über den verdaulichsten Kunstskandal des Jahres: die Sechs-Millionen-Dollar-Banane
Für sich genommen ist der Preis obszön. Eben noch hatte die Banane, an einem Obststand in Manhattan, nur 35 Cent gekostet. Stunden später lag ihr Preis ein klein wenig höher, 30 Millionen Mal so hoch. Es hatte jemand 6,24 Millionen Dollar für die Banane ausgegeben. Und das ohne jede Skrupel, wie aufgebrachte Kritiker anmerkten. Wie schändlich, wie verschwenderisch!
Lange galt es ja als vornehmste Aufgabe der modernen Kunst, solche Obszönitäten in die Welt zu setzen, sie sollte mit Unmoral und Seinsvergessenheit schockieren. So gesehen handelt es sich bei Maurizio Cattelan, dem sich das Bananenwerk verdankt, um einen ausgemachten Traditionalisten. Er hatte es vor fünf Jahren unter dem Titel Comedian auf den Markt gebracht – und durfte nun erleben, wie die Provokation globale Ausmaße annahm, als sie von Sotheby’s in New York versteigert wurde. Allerdings war es weniger die Kunst, eher war es der unerhörte Preis, der die Gemüter erregte. Und also verdankt sich der Skandal nicht nur Cattelan, sondern mindestens genauso dem Käufer der Banane, dem chinesischen Milliardär Justin Sun, der sein Geld mit Kryptowährungen verdient.