Charles Kushner: US-Botschafter wirft Frankreich »unzureichenden« Einsatz gegen Antisemitismus vor – und wird einbestellt

vor 8 Stunden 2

Während Donald Trumps erster Amtszeit als US-Präsident war Schwiegersohn Jared Kushner äußerst präsent gewesen. Das ist dieses Mal, bei Trumps zweitem Anlauf im Weißen Haus, anders. Der Ehemann von Trump-Tochter Ivanka hält sich im Hintergrund. Stattdessen sorgt nun Vater Charles Kushner für Aufregung auf diplomatischer Ebene.

Denn Charles Kushner ist inzwischen US-Botschafter in Frankreich. Und als solcher hat er dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron einen »unzureichenden« Einsatz gegen Antisemitismus vorgeworfen. In einem Brief an Macron äußerte der Botschafter seine »tiefe Besorgnis über den dramatischen Anstieg des Antisemitismus in Frankreich und das unzureichende Vorgehen Ihrer Regierung dagegen«. Er schrieb weiter, in Frankreich vergehe kein Tag, »an dem nicht Juden auf der Straße angegriffen, Synagogen oder Schulen beschmiert oder Geschäfte von Juden verwüstet werden«.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Am Abend kündigte das Außenministerium in Paris an, Kushner wegen seiner »inakzeptablen« Äußerungen am Montag einzubestellen. In der Erklärung des Außenministeriums hieß es, Frankreich weise die »Anschuldigungen entschieden zurück«. Frankreich sei im Kampf gegen Antisemitismus »vollständig engagiert«.

Der wegen Steuerhinterziehung vorbestrafte Immobilienunternehmer Charles Kushner saß wegen seiner Vergehen zwei Jahre im Gefängnis. Seine Verurteilung wurde von Trump 2020 durch einen Gnadenakt getilgt. Kushner hat seine Haftstrafe abgesessen, mit der Begnadigung durch Trump wurde sein Strafregister jedoch nachträglich gelöscht.

In der französischen Erklärung hieß es weiter, die Kommentare von Kushner verstießen »gegen internationales Recht« und insbesondere gegen die Pflicht diplomatischen Personals, »sich nicht in innere Angelegenheiten von Staaten« einzumischen. »Darüber hinaus entsprechen sie nicht der Qualität der transatlantischen Beziehungen zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten und dem Vertrauen, das zwischen Verbündeten herrschen sollte.«

In Frankreich leben knapp 500.000 Jüdinnen und Juden, es handelt sich um die größte jüdische Gemeinde Europas. Seit dem Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen ist die Zahl antisemitischer Taten in Frankreich und weiteren Ländern stark angestiegen.

Auch Netanyahu kritisiert Frankreich

Am Dienstag hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu dem französischen Präsidenten vorgeworfen, mit der geplanten Anerkennung eines Palästinenserstaats Antisemitismus zu befördern. »Ihre Forderung nach einem palästinensischen Staat schürt dieses antisemitische Feuer«, schrieb Netanyahu in einem Brief an Macron. Er sei besorgt angesichts des »alarmierenden Anstiegs« von Antisemitismus und der mangelnden Bekämpfung »durch Ihre Regierung«, fügte der israelische Regierungschef hinzu. Er rief Macron auf, härtere Maßnahmen gegen die Judenfeindlichkeit zu ergreifen.

Gesamten Artikel lesen