Noch am Morgen blockierte ein britisches Gericht die geplante Überschreibung des britischen Chagos-Archipels an Mauritius. Nun konnte der seit Monaten geplante Schritt doch durchgezogen werden. Am späten Nachmittag erklärte der britische Premierminister Keir Starmer, dass er den Deal unterzeichnet habe.
Großbritannien hatte die Inseln 1965 von Mauritius abgespalten, welches damals noch britische Kolonie war. Drei Jahre später wurde Mauritius unabhängig, die Chagos-Inseln dagegen blieben ein britisches Überseegebiet. In den Sechziger- und Siebzigerjahren vertrieb Großbritannien laut der Nachrichtenagentur AP bis zu 2000 Menschen per Zwangsumsiedlung von den Inseln, damit die USA die Militärbasis auf Diego Garcia errichten konnten. Viele der einstigen Insulaner zogen nach Großbritannien.
In dem seit Jahrzehnten andauernden Streit über die Inselgruppe im Indischen Ozean hatte sich im Oktober eine Einigung abgezeichnet. Die Souveränität über die Chagos-Inseln geht an Mauritius über. Der Vereinbarung nach soll London aber die Kontrolle über den wichtigen, auch von den USA genutzten Militärstützpunkt auf der größten Insel des Archipels, Diego Garcia, behalten. Großbritannien wurde die Nutzung über einen auf 99 Jahre abgeschlossenen Pachtvertrag zugesichert.
Der Premierminister von Mauritius, Navin Ramgoolam, sagte, dass die Unterzeichnung des Abkommens den Abschluss »des vollständigen Prozesses der Dekolonisierung« symbolisiere.
Klägerinnen forderten Einbindung der Bevölkerung
Die Intervention des High Court am Morgen geht auf einen Antrag zweier britischer Klägerinnen zurück, die auf Diego Garcia geboren wurden. Wie die BBC berichtet, fordern die Frauen eine Einbindung der Bevölkerung der Chagos-Inseln bei der geplanten Übertragung an Mauritius.