Sein Bundesliga-Debüt feierte Nicolas Capaldo am Sonntagabend gleich mit einer Besonderheit: Der argentinische Neuling führte den Hamburger SV in Mönchengladbach als Kapitän aufs Feld und zum ersten Punktgewinn.

Kann auch mal zulangen: In Gladbach sah Nicolas Capaldo Gelb. IMAGO/Jan Huebner
Für den neuen ersten Kapitän Yussuf Poulsen reichte es nach auskurierter Oberschenkelzerrung lediglich zu einer Einwechslung in der Schlussphase, mit Jonas Meffert saß ein Stellvertreter zunächst ebenfalls nur auf der Bank - folglich wanderte die Binde zu Nicolas Capaldo, der kein Hehl daraus macht, dass er es als Ehre empfand, ausgerechnet bei der Rückkehr des Ex-Dinos dieses Amt zu bekleiden. "Ich habe großen Respekt vor der Historie dieses Vereins. Es war besonders, der Kapitän zu sein."
"Diese Ergebnisse sind sehr wichtig für uns"
Besonders war auch der gesamte Sonntagabend aus Sicht des neuen Mittelfeldabräumers. Weil der HSV das umsetzte, was er während der Vorbereitung einstudiert hatte, was in dieser aber noch nicht sichtbar geworden ist. Und Capaldo steht mit seiner Aggressivität in der Arbeit gegen den Ball sinnbildlich für den Wandel des HSV von einer Ballbesitzmannschaft zu einer Gruppe, die vor allem wehrhaft ist.
Coach Merlin Polzin hatte während des Sommers versucht, seinen Spielern einzuimpfen, dass sie sich daran erinnern, wie ihnen als Favorit im Unterhaus das Leben von den Außenseitern schwer gemacht wurde. Dass dieser Prozess sich nicht in den Ergebnissen widergespiegelt hat, hat Capaldo nie gestört. Er sagt: "Vorbereitung ist Vorbereitung."
Der Neuling aus Salzburg versichert, dass er während der Testspiele nie verunsichert war, nicht einmal nach dem Beinahe-Pokal-Aus bei Oberligist FK Pirmasens (2:1 n.V.). "Wir sind eine neue Mannschaft, haben ein neues System und wir haben in der Vorbereitung hart daran gearbeitet. Am Ende zählt, dass wir im Pokal weiter sind und in der Liga den ersten Punkt haben. Diese Ergebnisse sind sehr wichtig für uns." Weil sie das Vertrauen stärken. Außen und innen.
Capaldos neuer Nebenmann im Mittelfeldzentrum, Nicolai Remberg, hat registriert, dass 2:14 Tore bei fünf Testspiel-Niederlagen Skeptiker auf den Plan gerufen haben. "Wir haben natürlich gemerkt, dass die Leute im Umfeld etwas unruhiger wurden." Der Ex-Kieler versichert jedoch: "Obwohl unsere Ergebnisse nicht gut waren, war bei uns in der Mannschaft die Überzeugung da, dass wir zum Start da sein werden." Merlin Polzin hatte diesen Eindruck auch: "Trotz der Ergebnisse haben die Jungs eine fantastische Vorbereitung absolviert, was Energie und Offenheit für die veränderte Idee angeht."
Capaldo steht sinnbildlich für die neue Idee eine Etage höher
An Capaldo lässt sich die neue Idee ganz vortrefflich ablesen: Es geht in Hamburg eine Klasse höher nicht mehr primär um Ballbesitz, sondern vermehrt um Widerstandsfähigkeit. Der Kapitän hatte als zentraler Mittelfeldspieler lediglich 23 Ballkontakte, gewann aber 75 Prozent seiner Zweikämpfe. Und erfüllte damit als neuer Anführer auf Anhieb die in ihn gesetzten Erwartungen.
Sebastian Wolff