»Palestine«-Shirt Klöckner wirft Linkenabgeordnete Köktürk aus dem Plenarsaal
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner achtet penibel auf die Einhaltung der Parlamentsetikette, auch in puncto Kleidung. Nun verwies sie die Linkenabgeordnete Cansın Köktürk des Saals. Die fällt nicht zum ersten Mal auf.
04.06.2025, 15.24 Uhr

Abgeordnete Köktürk im Bundestag (Foto von der 4. Bundestagssitzung)
Foto: dts-Agentur / picture allianceIm Bundestag ist es erneut zu einer Auseinandersetzung über die modische Zurschaustellung politischer Botschaften gekommen. Parlamentspräsidentin Julia Klöckner (CDU) verwies im Rahmen der Befragung der Bundesregierung die Linkenabgeordnete Cansın Köktürk des Saales.
Köktürk war zu der Debatte, bei der unter anderem Außenminister Johann Wadephul (CDU) und Entwicklungshilfeministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) befragt wurden, in einem Shirt mit der Aufschrift »Palestine« erschienen.
Rund eine halbe Stunde nach Beginn der Befragung griff Klöckner durch. »Wir haben vereinbart – und das sind die klaren Regeln des Hauses – dass weder Aufkleber noch sonstige Bekenntnisse auf T-Shirts eine Rolle spielen«, sagte Klöckner.
Über das Kleidungsstück habe es bereits zuvor eine Debatte zwischen Klöckner und Köktürk gegeben, so die Parlamentspräsidentin. Köktürk lehne es aber offensichtlich ab, ihrer Aufforderung zum Wechseln des Kleidungsstücks zu folgen. »Dann würde ich sie bitten, die Sitzung zu verlassen«, sagte Klöckner.

Bundestagspräsidentin Klöckner
Foto: Kay Nietfeld / dpaKöktürk folgte der Anweisung daraufhin umgehend, aber sichtlich genervt. Beim Herausgehen reagierte sie noch auf einen Zwischenruf einer anderen Abgeordneten. Klöckner intervenierte erneut: »Die Debatten werden entweder von hier vorne geführt oder sie dürfen sich alle draußen unterhalten«, ermahnte Klöckner.
Köktürk legt online nach
Die Linkenpolitikerin kommentierte ihren Rauswurf kurz darauf auf X und bekräftigte dabei ihre Kritik an der deutschen Nahostpolitik. »Wadephul im Plenarsaal: Deutschland wird weiterhin an Israel Waffen liefern. Kein Wort zu über 50.000 Toten und verletzten Kindern«, schrieb Köktürk. »Ich werde von Frau Klöckner aufgefordert den Plenarsaal zu verlassen, weil auf meinem Shirt »Palestine« steht. Ihr habt alle dermaßen versagt.«
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Es ist nicht das erste Mal, dass die Linkenabgeordnete im Plenarsaal aneckt. Bereits zur Konstituierung des Bundestags hatte sie ein Palästinensertuch getragen und damit für Diskussionen gesorgt. Mehrere Unionspolitiker hatten sich daraufhin in einem Brief an Klöckner beschwert. Köktürk verteidigte sich: Sie wolle betonen, dass das »Tragen der Kufiya und die Solidarität mit Palästina nicht gleichzusetzen ist mit der Unterstützung der Terrororganisation Hamas«, die Kufiya sei kein »Zeichen des Hasses sondern der Solidarität und der Sichtbarkeit Palästinas.«
Andere Parteivertreter äußern sich klar propalästinensisch, darunter auch Vorstandsmitglied Ulrike Eifler. Sie hatte zuletzt eine Karte Israels und der palästinensischen Gebiete komplett in den Farben der palästinensischen Flagge auf X geteilt. Dies wurde von vielen als Absage an das Existenzrecht Israels verstanden.
Klöckner hatte zuletzt bereits den Linkenpolitiker Marcel Bauer des Saales verwiesen, nachdem dieser sich geweigert hatte, seine Baskenmütze im Parlament abzusetzen. Die Präsidentin begründete das mit der »Gepflogenheit im Haus«. Der Abgeordnete ging, kam aber später zurück – wieder mit Baskenmütze. Als er sich erneut weigerte, sich von dem Kleidungsstück zu trennen, verwies Parlamentsvizepräsidentin Andrea Lindholz (CSU) ihn erneut der Sitzung.
Nächste Störung von der Besuchertribüne
Kurz nachdem Klöckner die Sitzung fortgesetzt hatte, wurde die Debatte allerdings erneut gestört: Von der Besuchertribüne brüllte eine Frau mehrfach propalästinensische Slogans wie »Free Palestine, stop the genocide« in den Saal und unterbrach damit Außenminister Wadephul in einer Antwort an die Linkenabgeordnete Katrin Fey.
Klöckner forderte die Frau umgehend auf, den Saal zu verlassen, auch das Ordnungspersonal griff ein. Die Frau setzte ihre Rufe jedoch fort, ein Parlamentswächter musste sie schließlich gewaltsam von der Besucherebene entfernen.
Außenminister Wadephul nahm auf den Zwischenfall in seiner Antwort Bezug: »Ich kann ihnen nur nahelegen, insgesamt zu überdenken, was Sie auch hervorrufen, wenn Sie Kolleginnen haben, die so ein Shirt hier im Plenarsaal tragen«, so Wadephul. »Wir haben alle eine Gesamtverantwortung dafür, dass wir der Rolle Deutschlands gerecht werden, aber dass wir auch der Debattenkultur hier in unserem Land gerecht werden. Aber auf diese Art gelingt das kaum.«
Er werde die Bedenken der Bundesregierung über Israels Vorgehen im Gazastreifen auch im direkten Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen Gideo Sa'ar besprechen. Sa'ar wird morgen zum Besuch in Berlin erwartet.
Tatsächlich sind Störer auf den Besuchertribünen vergleichsweise selten. Auch Klöckner kommentierte die Störung von der Tribüne und wandte sich an die Schülergruppe, hinter der sich die Störerin positioniert hatte. »Ich hab's gemerkt, einige Schüler waren sehr irritiert. Das findet so normalerweise nicht statt. Auf der Besuchertribüne sitzt man deshalb, weil man Besucher und kein Akteur ist«, so Klöckner.