Der UN-Kommissar für Menschenrechte hat vor den Entwicklungen im Südsudan gewarnt. Zuletzt gab es vermehrt tödliche Angriffe auf Zivilisten, Tausende wurden vertrieben.
Aktualisiert am 23. Mai 2025, 16:58 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, KNA, bam
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat vor einer weiteren Verschlechterung der Menschenrechtslage im Südsudan gewarnt. In den vergangenen drei Monaten hätten Feindseligkeiten, willkürliche Verhaftungen und Hassreden stark zugenommen, teilte sein Büro in Genf mit.
Zuletzt waren bei Auseinandersetzungen zwischen den South Sudan People's Defence Forces (SSPDF) und der Sudan People's Liberation Army - In Opposition (SPLA-IO) sowie den mit ihnen verbündeten bewaffneten Gruppen mindestens 75 Zivilisten getötet und 78 weitere verletzt worden. Tausende Menschen wurden vertrieben.
Türk forderte, alle Parteien müssten sich "dringend vom Abgrund zurückziehen" und das Friedensabkommen von 2018 einhalten. Es gelte, den Schutz von Zivilistinnen und zivilen Objekten zu gewährleisten. Auch müsse der Zugang zu humanitärer Hilfe erleichtert werden.
Im Mai hatten sich die Feindseligkeiten weiter verschärft. Es soll zu wahllosen Bombardierungen aus der Luft gekommen sein, sowie Fluss- und Bodenoffensiven der SSPDF auf Stellungen der SPLA-IO in den Bundesstaaten Jonglei und Upper Nile. Auch zivil besiedelte Gebiete sollen dabei angegriffen worden sein, darunter eine medizinische Einrichtung der Organisation Ärzte ohne Grenzen. Bei einer Gegenoffensive der SPLA-IO habe es weitere Vertreibungen der Zivilbevölkerung gegeben.
Kein Frieden trotz Abkommen
Im Südsudan leben rund 12,7 Millionen Menschen. Das Land liegt im Osten Afrikas und ist seit 2011 unabhängig. 2013 begann ein Bürgerkrieg wegen der Rivalität zweier großer, sich weitgehend ethnisch definierender Gruppen um Präsident Salva Kiir auf der einen und dem früheren Vizepräsidenten Riek Machar auf der anderen Seite. Im September 2018 unterzeichneten der südsudanesische Präsident und der aus dem Exil zurückgekehrte frühere Vizepräsident einen Friedensvertrag. Bis heute gab es jedoch keine Neuwahlen.
Alle
Kriegsparteien sollen schwerste Menschenrechtsverletzungen begangen haben. Dazu
zählen ethnisch motivierte Morde, Gruppenvergewaltigungen, Entführungen,
die sexuelle Versklavung von Frauen und Mädchen sowie die
Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten. Fast 400.000 Menschen sollen im
Bürgerkrieg gestorben sein.