Bundespolitik: Bund will Aufträge an Tariftreue koppeln

vor 7 Stunden 2

Unternehmen sollen ihre Mitarbeiter künftig bei Aufträgen des Bundes nach Tarif bezahlen müssen. Das sieht ein Gesetzentwurf von Arbeitsministerin Bas vor.

Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.

Wichtige Updates

Bauministerin: In fünf Jahren soll es keine Wohnungslosen mehr geben

Merz gegen strenge CO₂-Regeln für Firmenwagen 

Linnemann: Streit um Richterwahl „hinter den Kulissen“ lösen 

Interview mit AfD-Chefin Weidel wegen Gegendemo schwer zu verstehen - ARD kündigt Konsequenzen an 

Klingbeil will Richterwahl mit Brosius-Gersdorf durchziehen

Dominik Fürst

Bund will Aufträge an Tariftreue koppeln

Unternehmen sollen bei Aufträgen des Bundes ihre Mitarbeiter künftig nach Tarif bezahlen müssen. Laut einem neuen Gesetzentwurf von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) sollen sie "tarifvertragliche Arbeitsbedingungen" gewähren müssen, wie es in dem Referentenentwurf für ein Tariftreuegesetz heißt. Die Deutsche Presse-Agentur zitiert daraus. Über ein solches Gesetz wird seit Jahrzehnten diskutiert. Auch die Ampel-Regierung hatte sich ein Tariftreuegesetz vorgenommen, aber vor allem wegen Vorbehalten bei der FDP nicht verwirklicht. In den Bundesländern gibt es entsprechende Regelungen seit Längerem.

Bas sprach in Berlin von einem starken Signal und erinnerte an das Sondervermögen Infrastruktur: "Für die Modernisierung von Brücken, Krankenhäusern, Schulbauten werden dann viele öffentliche Aufträge vergeben", dabei sei nun klar: "Lohn-Dumping mit Steuergeld schieben wir einen Riegel vor."

Das Tariftreuegesetz, das Bas' Ressort gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium unter Katherina Reiche (CDU) verantwortet, soll im August vom Kabinett auf den Weg gebracht und im Laufe des Jahres im Bundestag verabschiedet werden.

Kassian Stroh

Bauministerin: In fünf Jahren soll es keine Wohnungslosen mehr geben

Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) will die Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland nach eigenem Bekunden bis zum Jahr 2030 überwinden. „Wohnungslosigkeit ist ein gesellschaftliches Problem, das wir angehen müssen. In so einem reichen Land wie Deutschland sollte niemand auf der Straße leben müssen“, sagte sie der Rheinischen Post. Die Bundesregierung habe sich klar zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans gegen Wohnungslosigkeit bekannt. „Und daran arbeiten wir intensiv.“

Mit diesem Plan will die Bundesregierung die Obdach- und Wohnungslosigkeit bis zum Ende des Jahrzehnts überwinden. „Ein Schlüssel hierfür ist mehr bezahlbarer Wohnraum. Mit dem Bauturbo und Investitionen in den sozialen Wohnungsbau schaffen wir dafür die Voraussetzungen“, sagte Hubertz.

Für noch weitergehende Regelungen spricht sich die Opposition aus. Die Linken-Politikerin und Bundestagsabgeordnete Sahra Mirow sagte der Zeitung: „Die Linke fordert, das Recht auf Wohnen im Grundgesetz zu verankern.“ Dass die Zahl wohnungsloser Menschen steige, sei alarmierend „und verdeutlicht das Versagen der bisherigen Wohnungspolitik“.

Patrick Wehner

De Maizière: Bund soll für nationalen Katastrophenfall zuständig sein 

Ob großer Stromausfall oder eine Pandemie: Um bei großflächigen Ernstfällen besser reagieren zu können, sollte aus Sicht des früheren Bundesinnenministers Thomas de Maizière in Deutschland der Bund für den nationalen Katastrophenschutz zuständig sein. Das forderte der CDU-Politiker im Interview von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung.

Ein Weg zu einem sogenannten nationalen Katastrophenfall wäre aus de Maizières Sicht, die Trennung zwischen Zivilschutz bei militärischen Ereignissen und Katastrophenschutz bei allen nicht-militärischen Ursachen aufzuheben. "Wir trennen Katastrophen- und Zivilschutz danach, wo die Ursache des Problems herrührt - aus militärischer oder ziviler Quelle. Das kann nicht richtig sein."

Bundesländer könnten etwa den Einsatz bei Hochwasser gut koordinieren, die Landkreise mit Amtshilfe Großbrände wie zuletzt in der sächsischen Gohrischheide. Aber da der Katastrophenschutz Ländersache sei, sei derzeit bei Fällen mit bundesweiter Betroffenheit im Ganzen niemand zuständig. Als Beispiele nannte er einen "flächendeckenden Stromausfall", einen "länderübergreifenden Chemieunfall" oder eine Pandemie. De Maizière gehört zu der Initiative für einen handlungsfähigen Staat, die Vorschläge für eine Staatsreform erarbeitet hat. 

Patrick Wehner

Merz gegen strenge CO₂-Regeln für Firmenwagen 

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat die EU-Kommission vor möglichen strengen CO₂-Regeln für Dienstwagen gewarnt. Merz sagte nach einem Treffen mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre in Berlin, die Automobilindustrie sei eine der Kernindustrien in Europa. "Wir dürfen uns die nicht zerstören lassen durch eine Verengung auf Technologien." Merz sprach von Vorschlägen, die nicht nötig seien. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollten die Entscheidung treffen und nicht der Staat und nicht die Europäische Union.

Die Bild am Sonntag hatte zuvor berichtet, die EU-Kommission bereite vor, dass Mietwagenanbieter und große Firmen ab 2030 nur noch Elektroautos kaufen dürften. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte hingegen, es sei noch keine Entscheidung zu möglichen Klimavorschlägen für Dienstwagen getroffen worden. In einem im März veröffentlichten Papier hatte die Kommission angekündigt, bis Ende des Jahres einen Gesetzesvorschlag zur Emissionsreduktion von Firmenwagen vorzulegen und dabei verschiedene Technologien zu berücksichtigen. Kritik an einer unter Umständen zur Debatte stehenden E-Auto-Pflicht für Unternehmensflotten kam etwa vom Verband der Automobilindustrie sowie vom Bundesverkehrsministerium.

Was hinter den Gerüchten um ein Verbrenner-Aus ab 2030 steckt (mit SZ Plus):

Richterwahl: SPD nennt CSU-Aussagen "unerträglich"

Der Koalitionskonflikt um die geplatzte Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin wird schärfer. Aus der SPD-Bundestagsfraktion kommt massive Kritik an Innenminister Alexander Dobrindt und Forschungsministerin Dorothee Bär (beide CSU). Beide hatten der von der SPD nominierten Juraprofessorin zuletzt öffentlich Ratschläge erteilt: Bär forderte Kritikfähigkeit von Brosius-Gersdorf, Dobrindt legte ihr den Verzicht auf die Kandidatur für das höchste deutsche Gericht nahe. Der Co-Vorsitzende der bayerischen SPD-Landesgruppe, Carsten Träger, wirft Dobrindt deshalb eine Täter-Opfer-Umkehr vor. "Diesen Fehler hat allein die Union zu korrigieren und sonst niemand." SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf bekräftigte in den Funke-Zeitungen, jetzt sei die Union in der Pflicht. Die SPD bestehe auf den Verabredungen.  

"Wie sich Dobrindt und Bär zur Causa Brosius-Gersdorf geäußert haben, ist unerträglich. Die Forderungen an die Juristin, ihre Kandidatur ad acta zu legen, sind ein unverschämter Versuch, Konsequenzen aus der gescheiterten Richterwahl der Betroffenen zuzuschieben", sagte die bayerische SPD-Landesgruppenchefin Carolin Wagner. Den Kardinalfehler im Bundestag hätten aber Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) und dessen Fraktion zu verantworten. Ruf und Karriere einer hervorragenden Wissenschaftlerin würden durch eine Hetzkampagne beschädigt und die zuständige Ministerin lege der Betroffenen lediglich Selbstkritik nahe - "das ist beschämend", so Wagner. 

Julia Daniel

Linnemann: Streit um Richterwahl „hinter den Kulissen“ lösen 

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat sich zuversichtlich im Hinblick auf eine Beilegung des Koalitionsstreits um die geplatzte Verfassungsrichterwahl gezeigt. „Ja, wir kriegen das hin“, sagte Linnemann dem Tagesspiegel. Wichtig sei, „dass wir nun in der Koalition hinter den Kulissen und in aller Ruhe zu einer breit getragenen Lösung kommen.“ Auf die Frage, wie die aussehen könne, antwortete er: „Genau darüber werde ich jetzt nicht öffentlich sprechen.“

Linnemann räumte im „Tagesspiegel“ ein, auf die Vorbehalte gegen die Kandidatin in der Unionsfraktion „hätte schneller reagiert werden müssen“. Vorwürfe, wonach die Abgeordneten sich von einer Kampagne gegen Brosius-Gersdorf hätten beeinflussen lassen, bezeichnete er als „Mär“, die er strikt zurückweise.

Die Debatte um die Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin zeigt, dass es um viel mehr geht als um eine Personalie, schreibt Gesine Schwan in einem Gastbeitrag (SZ Plus):

Leopold Zaak

AfD-Politiker fordert Wiederholung von Weidels Sommerinterview

In der AfD wird eine Wiederholung des von lautem Protest gestörten ARD-Sommerinterviews mit der Parteivorsitzenden Alice Weidel gefordert. „In einer solchen Situation hätte die ARD für ein faires, ungestörtes Interview ins Studio ausweichen müssen“, sagte der Vize-Fraktionschef im Bundestag, Markus Frohnmaier, dem Nachrichtenportal Politico. „Ich erwarte, dass das Gespräch unter fairen Bedingungen wiederholt wird.“

Weidel selbst kritisierte die Protestaktion vom Sonntag ebenfalls: „Es ist für die Debattenkultur in unserem Land nicht zuträglich, die Presse- und Informationsfreiheit derart anzugreifen. Dafür habe ich keinerlei Verständnis“, sagte sie dem Portal. „Die AfD und meine Person werden sich von solchen demokratiefeindlichen Aktionen nicht einschüchtern lassen.“

Katja Guttmann

Grünen-Chefin Brantner kritisiert Klimapolitik von Kanzler Merz

Der von der Union gestellte Kanzler agiere in der Energie- und Klimapolitik "unglaublich ambitionslos", sagte die Grünen-Bundesvorsitzende Franziska Brantner im ZDF-"Sommerinterview". Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) setze komplett auf fossile Technologien und mache die neuen kaputt. Brantner verwies auf die Möglichkeiten von Speichertechnologien, mit denen "man die Sonne und den Wind in den Keller holen kann, wie eine gute Flasche Wein". Reiche setze hingegen rein auf Gas.

Dabei gebe es so viele neue Ansätze in Deutschland, neue Technologien voranzubringen - beispielsweise, wie Wasserstoff besser produziert und das Energienetz digitalisiert werden könne. Innovative Akteure würden von der Regierung im Stich gelassen. Brantner sprach in diesem Zusammenhang von einer "Reiche-Delle" bei neuen Technologien. Die Ministerin setze auf das Fossile: "Ziemlich versteinert im Kopf", fügte Brantner hinzu.

Im Koalitionsvertrag ist ein Zubau von Gaskraftwerken mit einer Leistung von bis zu 20 Gigawatt vorgesehen. Sie sollen vor allem die schwankende Stromproduktion aus Wind- und Solarenergie ausgleichen. 

Katja Guttmann

Interview mit AfD-Chefin Weidel wegen Gegendemo schwer zu verstehen - ARD kündigt Konsequenzen an 

Das ARD-"Sommerinterview" mit AfD-Chefin Alice Weidel ist im Lärm einer Gegendemo fast untergegangen. Das Open-Air-Gespräch im Regierungsviertel an der Spree wurde von Protest mit Trillerpfeifen, Hupen und lauter Musik mit Anti-AfD-Slogans vom anderen Spreeufer begleitet. Zu sehen waren eine kleinere Demo-Gruppe und ein großer Bus.

Weidel musste sich teilweise nach vorn beugen, um die Fragen von Moderator Markus Preiß zu verstehen. Preiß sprach anschließend im Livestream der ARD auf Nachfrage von verschärften Bedingungen. Man habe sich teilweise kaum verstehen können. Dies sei kein Interview gewesen, das er gut in Erinnerung behalten werde.

Der Sender kündigte Konsequenzen an. "Ein ungestörter Ablauf der Interviews ist in unserem Interesse und vor allem im Interesse des Publikums, daher werden wir aus der Sendung Schlüsse ziehen und in Zukunft Vorkehrungen treffen", teilte eine Sprecherin des ARD-Hauptstadtstudios auf dpa-Anfrage mit. Details nannte sie nicht. "Wir bedauern, dass das Interview durch die akustische Protestaktion teilweise schwer zu verstehen war." Das werde intern ausgewertet. Bis zum Beginn der Sendung sei die Protestaktion nicht bekannt gewesen. 

Hinter der Aktion steckt nach eigenen Angaben die Gruppe Zentrum für Politische Schönheit, die für solche Demos einen Bus mit extrem starken Lautsprechern ausgerüstet hat. Den Bus hatte sie "Adenauer SRP+"getauft. Bei X schrieb die Gruppe: "TV-Tipp: Schaut Euch heute UNBEDINGT das Sommerinterview mit Alice Weidel in der ARD ab 18 Uhr an! Mit dabei: Der Adenauer SRP+". Die Ausstrahlung des Gesprächs war für 18 Uhr im Ersten geplant, es wurde aber zuvor live im Internet übertragen.

Ein Sprecher der Berliner Polizei sagte auf Nachfrage, es sei ein lautes Lied "mit den technischen Einrichtungen des sogenannten Adenauerbusses" abgespielt worden. An dieser Aktion hätten sich 25 Personen beteiligt. Die Polizei habe die nicht angemeldete Aktion dann beendet. Festnahmen habe es nicht gegeben. 

Markus C. Schulte von Drach

Markus C. Schulte von Drach

Klingbeil will Richterwahl mit Brosius-Gersdorf durchziehen

SPD-Chef Lars Klingbeil fordert eine Durchführung der Wahl der Richter für das Bundesverfassungsgericht im Bundestag – und hält dabei an der Kandidatur von Frauke Brosius-Gersdorf fest, wie die Bild am Sonntag laut Vorbericht meldet. Die Bedenken seitens der Union gegen Brosius-Gersdorf wegen angeblicher Plagiatsvorwürfe seien ausgeräumt, sagte der Vize-Kanzler. „Deshalb können wir die Wahl wieder auf die Tagesordnung des Bundestags setzen.“ Es sei für ihn „eine prinzipielle Frage, ob man dem Druck von rechten Netzwerken nachgibt, die eine hoch qualifizierte Frau diffamiert haben“.

Klingbeil sagte der Zeitung, das Arbeitsverhältnis zu Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sei trotz des koalitionsinternen Streits um die Richterwahl gut. Er habe eine „sehr enge und vertrauensvolle Abstimmung mit dem Bundeskanzler. Wir sind ständig im Gespräch.“  Angesichts der anstehenden Probleme, die die schwarz-rote Koalition zu lösen habe, mahnte Klingbeil aber Disziplin von den Abgeordneten an: „Es wird die ganze Legislatur über schwierige Abstimmungen geben. Da müssen die Regierungsfraktionen stehen.“ 

Reform der Schuldenbremse: Finanzminister setzt Union unter Druck

SPD-Chef und Vizekanzler Lars Klingbeil hat bei der im Koalitionsvertrag verabredeten Reform der Schuldenbremse den Druck auf die CDU/CSU erhöht. „Wir haben verabredet, dass wir die Schuldenbremse reformieren, um mehr Investitionen zu ermöglichen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Partei nach ein paar Wochen vereinbarte Projekte aufkündigt", sagte Klingbeil der Bild am Sonntag laut Vorabbericht. Weil die Regierungskoalition für eine weitere Änderung der in der Verfassung verankerten Schuldenbremse die Stimmen von den Grünen und der Linken benötigt, hatten sich Unionspolitiker von dem Vorhaben distanziert. Zuletzt hatte CSU-Chef Markus Söder eine inhaltliche Zusammenarbeit mit der Linkspartei abgelehnt.

Die Regierung hat Klingbeil mit Blick auf die Haushaltslöcher auf einen strikten Sparkurs eingeschworen. „Für 2027 gibt es eine große Lücke", sagte der Finanzminister. „Deshalb gibt es von mir die klare Ansage an alle Ministerien: Guckt jetzt schon, wo ihr Geld sparen könnt. Jeder wird sparen müssen."

Er selbst will seinen Schwerpunkt als Finanzminister auf die Bekämpfung von Steuerbetrug und Schwarzarbeit setzen. Dort könne der Staat „sehr viel Geld reinholen". Klingbeil: „Genauso, wie wir beim Bürgergeld prüfen, ob jemand das System ausnutzt, müssen wir auch prüfen, ob jemand, der viel Geld hat, das Steuersystem ausnutzt. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit."

Wadephul: Nehmen Afghanen mit Aufnahmezusage prinzipiell auf

Außenminister Johann Wadephul hat zugesagt, in Pakistan wartende Afghanen in Deutschland aufzunehmen, soweit sie eine rechtsverbindliche Zusage der alten Bundesregierung haben und keine Sicherheitsbedenken bestehen. „Ich kann die Uhr nicht zurückdrehen und Fehlentscheidungen früherer Bundesregierungen ändern", sagte der CDU-Politiker der Bild am Sonntag.

Die Programme würden beendet und „keine einzige neue Anerkennung" ausgesprochen. „Ich halte den Umfang, in dem derartige Entscheidungen in der Vergangenheit getroffen wurden, für kritikwürdig", erklärte er. „Aber wenn eine derartige Anerkennung ein Jahr alt ist, dann kann ich sie nur mit rechtsstaatlichen Mitteln ändern. Das heißt, wenn sich herausstellt, dass die Person eine falsche Identität hat. Oder dass sie überhaupt nicht mehr an dem Ort ist."

Nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban 2021 hatte Deutschland verschiedene Aufnahmeverfahren für Menschen aus Afghanistan eingerichtet, darunter solche die sich für Gleichberechtigung und Demokratie eingesetzt hatten und als gefährdet galten. Die neue Bundesregierung von Union und SPD stoppte die Programme. 

Kassian Stroh

Streit über Brosius-Gersdorf geht weiter - Seehofer: Ich hätte sie gewählt

Der frühere CSU-Chef und langjährige Bundestagsabgeordnete Horst Seehofer hätte der SPD-Verfassungsgerichtskandidatin Frauke Brosius-Gersdorf seine Stimme gegeben. Der Augsburger Allgemeinen sagte der ehemalige bayerische Ministerpräsident: "Wenn die gesamte Führung von CDU und CSU einem Abgeordneten die Wahl empfiehlt, so wie geschehen, hätte ich sie gewählt."

Die Union hatte die SPD-Kandidatin im Richterwahlausschuss mit nominiert, die Unionsfraktionsführung hatte sich für ihre Wahl ausgesprochen. Die Wahlen von Brosius-Gersdorf und zweier weiterer neuer Richter für Karlsruhe waren dann kurzfristig von der Tagesordnung abgesetzt worden, da der Druck gegen die Potsdamer Staatsrechtlerin in der Union zu groß geworden war und die Fraktionsführung die mit dem Koalitionspartner verabredete Unterstützung nicht mehr garantieren konnte.

Eine Lösung in dem Streit ist derzeit nicht in Sicht. Die SPD hält an ihr fest. Seehofers Nachfolger Markus Söder (CSU) sagte dem Stern, dass er "kaum mehr eine Möglichkeit" für eine Wahl Brosius-Gersdorfs sehe. Es gebe durch die politische Debatte eine Art "Befangenheit" bei der Personalie, die dem Gericht schaden könne. 

Der Linke-Politiker Gregor Gysi äußerte im Reutlinger General-Anzeiger die Hoffnung, "dass die SPD hart bleibt und zu ihrer Kandidatin steht". 

Dominik Fürst

Der Kanzler übt sich in Optimismus

In den letzten 20 Minuten dieser Sommer-Pressekonferenz wird von Thema zu Thema gesprungen. Es geht um Grenzkontrollen, Gespräche mit den Taliban, Gesundheitsversorgung und die Abschaffung von Feiertagen. Merz zeigt sich inhaltlich sattelfest und lässt sich nicht in die Enge treiben. Am Ende übt sich der Kanzler noch in überbordendem Optimismus, als er über die Stimmung in Deutschland spricht: "Für uns ist das Glas so oft halb leer anstatt halb voll. Ich würde sagen: Es ist dreiviertel voll."

Dominik Fürst

Merz: Trump liebt Zölle

Der Kanzler wird auf den Zollstreit zwischen der Europäischen Union und den USA angesprochen. Er dämpft die Erwartungen, die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle noch gänzlich abwenden zu können. Trump liebe Zölle, sagt Merz. Und die Steuererleichterungen, die dieser daheim beschlossen habe, wolle er mit Zolleinnahmen gegenfinanzieren. Es sei daher "unrealistisch zu glauben, dass wir mit null zu null herauskommen." Doch das Ziel sei klar: Das die Zölle am Ende auf beiden Seiten so niedrig wie möglich ausfallen.

Gesamten Artikel lesen