Viele Angaben über den Kriegsverlauf wie Opferzahlen oder Details zu Kämpfen stammen von ukrainischen oder russischen Behörden und lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.
Wichtige Updates
Tödliche Luft- und Raketenangriffe
Russland startet neuen Luftangriff auf Ukraine
London verhängt Sanktionen wegen russischen Angriffs auf Theater in Mariupol
Einigung in Brüssel: EU verhängt neue Russland-Sanktionen
Slowakei gibt Blockade der EU-Sanktionen gegen Russland auf
Ukraine bietet Russland neue Gespräche an
Die Ukraine strebt laut Präsident Wolodimir Selenskij neue Gespräche mit Russland an. Ein entsprechendes Angebot für eine neue Runde in der kommenden Woche sei an Russland geschickt worden, sagte Selenskij in seiner abendlichen Ansprache an die Bevölkerung. Die Verhandlungen sollten beschleunigt und alles unternommen werden, um eine Feuerpause zu erzielen. Eine Stellungnahme Russlands liegt noch nicht vor.
Russische Regionen melden Drohnenangriffe - vor allem um Moskau und Rostow
Die ukrainische Armee hat erneut Ziele in Russland angegriffen. In der Gegend rund um die Hauptstadt Moskau berichteten Bewohner von massiven Explosionen, nach Angaben des Verteidigungsministeriums schoss die Flugabwehr mehr als ein Dutzend ukrainische Drohnen ab. Aus Moskau werden derzeit täglich Drohnenangriffe gemeldet. Wieder einmal kam es dabei auch zu Verspätungen und Ausfällen an den Hauptstadtflughäfen Domodedowo und Scheremetjewo, an denen derzeit wegen der russischen Sommerferien eigentlich besonders viele Reisende unterwegs sind.
Im Gebiet Rostow nahe der Grenze zur Ukraine musste nach Angaben der Bahn der Zugverkehr zeitweise eingestellt werden, weil Teile abgeschossener Drohnen auf Bahnanlagen gefallen waren. In der Stadt Kamensk seien zudem Wohnhäuser durch Drohnentrümmer in Brand geraten, teilte Gouverneur Juri Schljussar mit. Eine Frau sei verletzt worden.
Tödliche Luft- und Raketenangriffe
Bei einem Drohnenangriff auf die südukrainische Hafenstadt Odessa sind nach ukrainischen Angaben mindestens ein Mensch getötet und mehrere Menschen verletzt worden. Ein Wohnhaus sei getroffen worden, schrieb Präsident Wolodimir Selenskij auf X, in anderen Quellen ist von einem Hochhaus die Rede.
Insgesamt habe Russland in der Nacht mit mehr als 300 Drohnen und mehr als 30 Raketen Ziele in seinem Land attackiert, schrieb Selenskij. Und zwar in zehn Bezirken. In der Stadt Sumy im Norden sei kritische Infrastruktur beschädigt worden. Dort sei es zu Stromausfällen gekommen, von denen mehrere tausend Haushalte betroffen seien.
Besonders viele Angriffe habe es in der Stadt Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk gegeben, wo ein Wohngebäude und wichtige Infrastruktur beschädigt worden seien, schrieb Selenskij. Der Militärgouverneur des Gebiets, Serhij Lyssak, sprach von einer "höllischen Nacht". "Der massivste Angriff auf die Stadt. Eine Explosion nach der anderen. Russische Terroristen griffen mit Raketen und Drohnen an", schrieb er bei Telegram.
Die ukrainische Luftwaffe spricht von 344 Drohnen, zwölf ballistischen Raketen und 23 Marschflugkörpern, die die russische Armee in der Nacht eingesetzt habe. Diese Zahlen sind nicht unabhängig bestätigt.
Australien gibt der Ukraine 49 "Abrams"-Panzer
Die australische Regierung hat nach eigenen Angaben der Ukraine 49 Abrams-Kampfpanzer im Wert von 245 Millionen australischen Dollar (etwa 140 Millionen Euro) geliefert. "Die M1A1 Abrams-Panzer werden einen bedeutenden Beitrag zum laufenden Kampf der Ukraine gegen die illegale und unmoralische Invasion Russlands leisten", wird Verteidigungsminister Richard Marles in einer Erklärung zitiert. Die Ukraine habe den Großteil der Panzer bereits erhalten, der Rest werde in den kommenden Monaten geliefert.
Australien ist ein wichtiger Unterstützerstaat der Ukraine. Das Land gehört nicht der Nato an, pflegt aber enge Beziehungen zu dem Militärbündnis.
Russland startet neuen Luftangriff auf Ukraine
Das russische Militär hat einen neuen massiven kombinierten Luftangriff mit Kampfdrohnen und Raketen auf die Ukraine gestartet. Am frühen Abend wehrte die ukrainische Flugabwehr mehrere Drohnen im Anflug auf die Hauptstadt Kiew ab. Dutzende weitere russische Drohnen befanden sich noch im ukrainischen Luftraum. Zuvor waren mehrere ballistische Raketen auf Ziele bei der südostukrainischen Großstadt Dnipro abgefeuert worden. Unbestätigten Berichten zufolge starteten zudem Bomber der strategischen Luftwaffe Russlands. Diese können Marschflugkörper über große Distanzen abfeuern.
London verhängt Sanktionen wegen russischen Angriffs auf Theater in Mariupol
Die britische Regierung hat Sanktionen gegen 18 Offiziere des russischen Militärgeheimdiensts GRU verhängt. Das Außenministerium in London wirft ihnen vor, in der Frühphase des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine die Bombardierung eines Theaters in Mariupol vorbereitet zu haben, in dem Mitte März 2022 Hunderte Zivilisten getötet wurden.
Die Geheimdienstler hätten auch die Familie des früheren russischen Agenten Sergej Skripal ins Visier genommen, der 2018 in der englischen Stadt Salisbury zusammen mit seiner Tochter Julia mit dem Nervengift Nowitschok angegriffen wurde, erklärte das Ministerium.
Ferner seien die Einheiten der Beschuldigten für langjährige Cyberangriffe verantwortlich, deren Ziel es gewesen sei, Chaos in Europa zu stiften und demokratische Institutionen zu untergraben. Ebenfalls sanktioniert wurde die mutmaßliche Tarnorganisation "Africa Initiative", die nach Angaben des britischen Außenministeriums russische Geheimdienstler darauf ansetzte, Aufklärungsoperationen in Afrika zu starten, Programme zur öffentlichen Gesundheit zu untergraben und mehrere Länder zu destabilisieren.
Tote und Verletzte nach Drohnenangriffen in der Ukraine
Bei russischen Angriffen mit Drohnen und Gleitbomben sind in der Ukraine erneut mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Im Gebiet Dnipropetrowsk sei bei einem Drohnenangriff der 52 Jahre alte Lokführer eines Zuges getöteten worden, teilten der Militärgouverneur des südostukrainischen Gebiets, Serhij Lyssak, und die Eisenbahngesellschaft Ukrzaliznytsia bei Telegram mit. Es gebe auch zwei Verletzte. Auch bei Drohnenschlägen im Kreis Kamjanske habe es zwei Tote und Verletzte gegeben, sagte Lyssak.
In Kostjantyniwka ist laut Staatsanwaltschaft des Gebiets Donezk eine 66 Jahre alte Frau in ihrem Haus bei einem Gleitbombenangriff getötet worden. Vier Menschen sollen bei den russischen Schlägen verletzt worden sein, darunter auch drei Freiwillige, die bei Evakuierungen halfen. Im Gebiet Saporischschja starb laut Behörden ein 64 Jahre alter Mann nach einem Angriff mit Gleitbomben auf einer Baustelle, in mehrstöckigen Wohngebäuden seien Brände ausgebrochen, hieß es. Im Gebiet Charkiw gab es ebenfalls Berichte über neue russische Angriffe. Dabei seien in Tschuhujiw vier Menschen verletzt und mehrere Wohngebäude beschädigt worden.
Die ukrainische Flugabwehr berichtete von insgesamt 35 russischen Drohnenangriffen, das waren weniger als am Vortag und deutlich weniger als in den vergangenen Tagen. Elf Drohnen seien unschädlich gemacht worden, teilten die Luftstreitkräfte mit. 18 Drohnen seien an fünf Stellen eingeschlagen. Sechs Flugobjekte seien Attrappen gewesen - also ohne Sprengstoff.
Einigung in Brüssel: EU verhängt neue Russland-Sanktionen
Die EU verhängt wegen des anhaltenden russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine neue Sanktionen. Vertreter der Mitgliedstaaten verständigten sich in Brüssel nach wochenlanger Blockade durch die Slowakei auf die Verabschiedung des mittlerweile 18. Pakets mit Strafmaßnahmen, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Es soll insbesondere die russischen Einkünfte aus dem Export von Öl in Drittstaaten weiter reduzieren und den russischen Finanzsektor treffen. Zudem ist vorgesehen, durch Sanktionen eine denkbare Wiederinbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 1 und eine Nutzung der Pipeline Nord Stream 2 auszuschließen.
Drei der insgesamt vier Röhren von Russland nach Deutschland wurden zwar bei einem Anschlag im September 2022 zerstört. Im Fall einer Reparatur könnten die durch die Ostsee verlaufenden Pipelines Russland aber Milliardengewinne durch den Verkauf von Gas ermöglichen.
Die Einigung auf das Sanktionspaket hatte eigentlich bereits direkt nach dem Juni-Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs erfolgen sollen. Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico verhinderte dies allerdings mit einer Vetodrohung.
Ermöglicht wurde die Einigung nun durch Zugeständnisse. So bekam die Slowakei zugesichert, dass sie keine schwerwiegenden wirtschaftlichen und finanziellen Konsequenzen fürchten muss, wenn nach dem neuen Sanktionspaket auch noch ein Plan für einen kompletten Importstopp von russischem Gas umgesetzt wird. Diesen Plan kann Fico nicht blockieren, weil er im Gegensatz zu dem Sanktionspaket auch per Mehrheitsentscheidung gegen den Willen der Slowakei entschieden werden kann.
Das Weiße Haus hat die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Sanktionen gegen Handelspartner Russlands nach dem 50-Tage-Ultimatum bekräftigt. Regierungssprecherin Karoline Leavitt sagte auf Nachfrage vor Journalisten, wenn es keine Einigung zu einer Waffenruhe oder eine Friedensvereinbarung innerhalb der Frist gebe, würden Länder, die Öl von Russland beziehen, sanktioniert.
Am Montag hatte Trump Handelspartnern Russlands mit Zöllen in Höhe von etwa 100 Prozent gedroht. Es war auch die Rede von Sanktionen gewesen. Sprecherin Leavitt sprach von sehr hohen Zöllen und zudem von Sanktionen gegen Handelspartner Russlands. „Das wird Russlands Wirtschaft einen schweren Schaden zufügen.“ Sie ergänzte, Trump wolle, dass der Krieg mit einer diplomatischen Lösung ende.
Slowakei gibt Blockade der EU-Sanktionen gegen Russland auf
Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hat überraschend angekündigt, die Blockade neuer EU-Sanktionen gegen Russland zu beenden. Er habe den Vertretern der Slowakei die Anweisung gegeben, schon an diesem Freitag ihre Zustimmung zum 18. EU-Sanktionspaket zu erteilen, sagte er in einem Facebook-Video.
Es wäre „kontraproduktiv“ für die Interessen der Slowakei als EU-Mitglied, das Vorgehen weiter zu blockieren, sagte er. Hintergrund von Ficos Blockade war ein Streit um eine EU-Verordnung, die einen völligen Gasimportstopp aus Russland ab 2028 zur Folge haben wird.
In Brüssel wird damit gerechnet, dass das Sanktionspaket damit endlich beschlossen werden kann. Bereits an diesem Freitagmorgen könnten die ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten zu einem Sondertreffen zusammenkommen, hieß es am Abend aus EU-Kreisen.
Russland weist Trump-Ultimatum zurück
Moskau akzeptiere keine Drohungen, erklärt das Außenministerium in Moskau. Trump hatte am Montag in einem Kurswechsel eine verschärfte Haltung gegenüber Russland angekündigt und Moskau ein 50-tägiges Ultimatum für eine Waffenruhe gestellt, andernfalls drohten Sanktionen. Zudem versprach er der Ukraine eine neue Lieferung von Luftabwehrraketen und anderen Waffen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagt, Trumps Entscheidung sei ein Signal, "das Gemetzel fortzusetzen" und eine Absage an Friedensinitiativen.
Lesen Sie zu diesem Thema auch den Bericht meines Kollegen Hubert Wetzel aus Brüssel:
Russland: Haben weitere 1000 Leichen übergeben
Russland hat nach eigenen Angaben die Leichen von 1000 ukrainischen Soldaten an Kiew übergeben. Damit setze Moskau weiter die Vereinbarungen der Verhandlungen von Istanbul um, teilte der russische Chefunterhändler bei den Gesprächen, Wladimir Medinski, mit. Moskau habe im Gegenzug 19 tote russische Kämpfer zurückerhalten. „Mögen sie in Frieden in heimischer Erde ruhen“, schrieb er auf Telegram. Die ukrainische Seite bestätigte nur den Erhalt von 1000 Soldatenleichen.
Russland und die Ukraine hatten im Mai und Juni bilateral verhandelt und einen großen Austausch von Kriegsgefangenen und die Rückgabe von Soldatenleichen vereinbart. Die Rückführung der Leichen entwickelte sich in der Folge zum Politikum: Bereits vor der jüngsten Übergabe übergab Moskau 6000 Leichen und bot weitere gut 2000 an. Medinski zufolge hat die Ukraine weniger als 100 Gefallene überstellt. Nach Ansicht Moskaus ein Indiz dafür, dass die Ukraine wesentlich mehr Tote an der Front zu beklagen hat als Russland. Die ukrainische Regierung ihrerseits erklärte später, Moskau habe unter die zurückgegebenen Gefallenen auch russische Soldatenleichen gemischt. Zudem erklären Experten die Differenz damit, dass russische Truppen auf dem Vormarsch sind und damit die eigenen Gefallenen einsammeln können.
Ukrainisches Parlament bestätigt neue Ministerpräsidentin
Das Parlament in Kiew hat die neue ukrainische Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko bestätigt. Für ihre Kandidatur stimmte eine deutliche Mehrheit von 262 Abgeordneten, wie örtliche Medien unter Berufung auf mehrere Abgeordnete meldeten.
Am Nachmittag setzten die Parlamentarier mit 254 Stimmen noch die von Swyrydenko vorgeschlagenen Minister ein. Unter anderem haben Innenminister Ihor Klymenko und Finanzminister Serhij Martschenko ihre Posten behalten. Einzeln wurde anschließend über die von Präsident Wolodimir Selenskij eingereichten Kandidaturen von Amtsinhaber Andrij Sybiha als Außenminister und Ex-Regierungschef Denys Schmyhal als Verteidigungsminister abgestimmt. Beide erhielten mit 271 und 267 Stimmen eine höhere Zustimmung als Swyrydenko und die übrigen Regierungsmitglieder.
Die 39-jährige Swyrydenko hatte seit 2021 als Vizeregierungschefin und Wirtschaftsministerin unter Schmyhal gearbeitet. Die Ökonomin aus dem nordostukrainischen Tschernihiw gilt als Vertraute des Präsidentenbürochefs Andrij Jermak.
Toter und Verletzte nach russischem Drohnenangriff in Dnipro
Bei einem russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Großstadt Dnipro sind laut Behörden mindestens ein Mensch getötet und fünf weitere verletzt worden. Es seien mehrere Brände ausgebrochen, teilte der Militärgouverneur des südostukrainischen Gebiets, Serhij Lyssak, mit. Er berichtete zudem von weiteren fünf Verletzten in der Stadt Nikopol bei einem Drohnenangriff. Von den insgesamt zehn Verletzten in dem Gebiet werden demnach acht im Krankenhaus behandelt und zwei ambulant.
Die ukrainische Flugabwehr meldete insgesamt 64 nächtliche russische Drohnenangriffe im Land, deutlich weniger als in den vergangenen Tagen. 36 dieser Flugobjekte seien zerstört worden, teilten die Luftstreitkräfte mit. Es habe auch 23 Einschläge an 5 verschiedenen Orten gegeben, Details gab es nicht. Bei fünf Drohnen habe es sich um Attrappen ohne Sprengstoff gehandelt, hieß es.
Auch das Verteidigungsministerium in Moskau meldete neue ukrainische Drohnenattacken. Insgesamt seien 122 Flugobjekte in der Nacht abgefangen worden, darunter im Moskauer Gebiet und vor allem in der Region Brjansk an der Grenze zur Ukraine. In Woronesch berichteten Behörden vom Einschlag von Teilen einer abgeschossenen Drohne in einen Wohnblock. Drei Jugendliche seien dabei verletzt worden. Schäden meldeten auch Behörden in den Regionen Kaluga und Smolensk, wo insgesamt zwei Menschen verletzt worden seien.
Ukrainische Drohnen über Moskau abgeschossen
Das russische Militär hat in der Nacht Behördenangaben zufolge mehrere ukrainische Drohnen im Westen und über der Hauptstadt Moskau abgeschossen. In der westrussischen Stadt Woronesch seien drei Minderjährige beim Einschlag von Trümmerteilen zuvor abgeschossener Drohnen in ein mehrstöckiges Haus verletzt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf den Gouverneur Alexander Gussew.
Die Luftverteidigung habe mindestens fünf unbemannte Flugobjekte in und um Woronesch entdeckt und zerstört, schrieb er demnach auf Telegram. Mehrere Apartments seien beschädigt worden. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin berichtete laut Tass in der Nacht auf Telegram, dass in der Nacht drei Drohnen, die sich auf die Hauptstadt zubewegten, abgewehrt werden konnten.