Bundesliga: Eintracht Frankfurt schießt Borussia Dortmund tiefer in die Krise

vor 3 Stunden 1

Eleven-Man-Show: Der europäische Spitzenfußball wird in dieser Saison von zwei Pharaonen regiert: Ganz vorn im Ranking der Torbeteiligungen thront Liverpools Mohamed Salah (31 Scorer). Direkt dahinter folgt sein ägyptischer Nationalmannschaftskollege Omar Marmoush (25). Der Stürmer spielte in Frankfurt die Saison seines Lebens, seine Gala gegen Freiburg firmierte allerdings unter der Überschrift »Abschiedsgeschenk«: Marmoush wird sich Englands Meister Manchester City anschließen. Und die Eintracht? Die trat ohne ihren Überflieger zum Heimspiel gegen Borussia Dortmund an – und vermisste Marmoush in keiner Minute: Die Abwehrkette organisiert, das Zentrum dicht, und vorn leitete Hugo Ekitiké sein Führungstor ohne den Sturmpartner einfach selbst ein (18. Minute). Die SGE ist in dieser Saison mehr als nur Spitzenteam von Marmoushs Gnaden.

Das Ergebnis: Überhaupt kein Spitzenteam ist Borussia Dortmund. Das 0:2 (0:1) am 18. Spieltag ist die dritte BVB-Niederlage in Folge, Dortmund verharrt mit 25 Punkten in der unteren Tabellenhälfte. Die Eintracht, aktuell auf Platz drei, ist schon elf Punkte vom BVB weg.

Denkaufgaben: BVB-Trainer Nuri Şahin stellt sich jeden Spieltag eine kniffligere Herausforderung: Zuletzt hieß die Leitfrage oft »wer ist überhaupt fit?«, nach der 2:4-Blamage in Kiel lautete sie »wer hat sein Recht auf die Startelf verwirkt?«. Es traf Marcel Sabitzer und Julien Duranville, an ihrer Stelle sollten Pascal Groß und Waldemar Anton die Mannschaft stabilisieren.

Dringende Knauffempfehlung: Mit dem nahenden Marmoush-Abgang musste auch Şahins Gegenüber Dino Toppmöller sein Team verändern. Als zweiter Stürmer bekam Ansgar Knauff seine Chance, knapp sechs Jahre beim BVB ausgebildet, ehe in Frankfurt der Bundesliga-Durchbruch folgte. Knauff machte seine Sache gut, spielte sein Tempo aus, traf den Pfosten (22.) und legte Ekitiké eine Großchance vor (34.).

Lieferkette: In Mario Götze hatte die Eintracht noch einen weiteren Offensiven mit schwarz-gelber Vergangenheit auf dem Platz. Und selbst der abtrünnige Marmoush, der nach Spielende noch einmal vor der Kurve gefeiert und emotional verabschiedet wurde, darf künftig neben einem Ex-Dortmunder kicken: Erling Haaland hat in Manchester einen Deal unterschrieben, der einem Rentenvertrag bei City nahekommt.

Omar Marmoush wurde in Frankfurt herzlich verabschiedet

Omar Marmoush wurde in Frankfurt herzlich verabschiedet

Foto: Michael Probst / AP

Ein Mann des Volkes: Rasmus Kristensen spielt nur leihweise bei der Eintracht, gehört eigentlich Leeds United. Dass die SGE die Kaufoption für den dänischen Rechtsverteidiger zieht, ist wahrscheinlich: Als kantiger Antreiber ist Kristensen ein Spieler, der das Publikum anzünden kann – und die Frankfurter Kurve ist dafür besonders empfänglich. Für die Vorlage zum Ekitiké-Treffer pflügte Kristensen mutterseelenallein über die rechte Außenbahn, nach dem Treffer hielt er die Hand lauschenderweise ans Ohr: jemand in Feierlaune?

Rasmus Kristensen ist einer, der die Fans mitnimmt

Rasmus Kristensen ist einer, der die Fans mitnimmt

Foto: Kirill Kudryavtsev / AFP

Same procedure as every Spieltag: Apropos Außenverteidiger: Gegen Kiel nahm Şahin beide zur Halbzeit vom Platz. Gegen Frankfurt war es immerhin »nur« Ramy Bensebaini, von dem der BVB-Coach nach 45 Minuten genug gesehen hatte. Nach der Pause hatten die Dortmunder mehr vom Spiel, wussten aber wie so oft mit dem Ball nicht viel anzufangen. Dass Jamie Gittens mal gegen vier, fünf Leute im Dribbling zum Abschluss kommt (58.), kann nicht die einzige Idee sein, mit der Dortmund die Lücke zu den Champions-League-Rängen schließen möchte. Besser als Serhou Guirassys Kopfball an den Pfosten (9.) wurde es nicht.

Auf die Linie achten: Die negativen Emotionen in Schwarz und Gelb entluden sich in der Folge beim Unparteiischen: Daniel Schlager verzichtete nach einem überharten Einsatz von Nnamdi Collins gegen Gittens auf den Elfmeterpfiff (77.), auch ein Abflug Guirassys nach einem Zupfer von Arthur Theate (85.) konnte Schlager nicht erweichen. Sportdirektor Sebastian Kehl ging das so sehr gegen den Strich, dass er sich Gelb abholte. Der Referee nutzte seinen Ermessensspielraum voll aus, tat das aber in beide Richtungen: Als Julian Ryerson auf der Gegenseite Kristensen nahe der Strafraumgrenze zu Fall brachte, blieb Schlagers Pfeife ebenfalls stumm (63.).

Ihr könnt nach Hause gehen: So lud Dortmund den Gegner wie schon gegen Kiel in der Nachspielzeit dazu ein, die Führung auszubauen. Diesmal war es Kapitän Emre Can, der sich im Mittelfeld den Ball abluchsen ließ, Eintracht-Youngster Oscar Højlund nutzte die unsortierte BVB-Abwehr für seinen ersten Bundesligatreffer. Can ärgerte sich nach dem Spiel über die Schiedsrichterentscheidungen, Pascal Groß blieb nüchterner: »Weniger reden, mehr machen. Nur so kommt man da raus.« Am Samstag gegen Werder Bremen hat der auswärtsschwache BVB wieder die Heimfans im Rücken – und Şahin auf der Trainerbank. Das garantierte Sportdirektor Kehl: »Wir werden in dieser Konstellation weitermachen. Dieses Vertrauen hat Nuri.«

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