Bluescreen: Das blaue Wunder

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Vierzig Jahre lang markierte Blau den Endpunkt von Windows' Betriebsfähigkeit: Der PC wollte nicht mehr. Nun stellt Windows den Bluescreen ein. Und man sieht Schwarz.

Wenn alles versagt, dann bleibt der Bluescreen. Vierzig Jahre lang markierte strahlendes Blau den Endpunkt von Windows' Betriebsfähigkeit, immer dann, wenn die klapprigen Betriebssysteme früherer PCs den Dienst verweigerten und die darunter erscheinende, nackte Funktionalität der Fehlermeldung einem die Laune verderben wollte. Das Ende dieses Sommers soll nun auch das Ende dieser Ära sein: Das Unternehmen trägt seinen Blue Screen of Death zu Grabe.

Das Blau des Blue Screen of Death, selbst im Deutschen Bluescreen genannt, durchlebte viele Schattierungen. Seit einigen Jahren ist es ein schwachbrüstiges Azur, auf halbem Weg zur Kornblume, versehen mit einem großen, apologetischen ":("-Emoji und dem Versprechen, dass das Gerät gleich wieder einsatzbereit sei. Gegenüber früheren Inkarnationen hat der Bluescreen damit seine Intensität und Anstößigkeit schon maßgeblich aufgegeben – ganz ähnlich wie viele Firmenlogos, die seit rund 15 Jahren immer flacher, minimalistischer, risikoloser werden. Selbst Jaguar verbannte kürzlich das namensgebende Tier von seinem Wappen, ersetzte es mit einem einfachen Schriftzug, völlig entkernt und harmlos zweidimensional. Dass der Bluescreen, für Windows mindestens ebenso ikonisch wie das Quattrocolore ihres Logos, zunächst entschärft und nun von einem Blackscreen, einem schwarzen Bildschirm mit schlichter, weißer Schrift, abgelöst wird, muss als Teil derselben Verflachung der Welt in smoothe, unanstößige User Experiences gelesen werden. "Bloß nicht anecken" ist eine alternative Formulierung für die heutige Obsession mit Friktionslosigkeit.

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