Nach dem Irankrieg stand Benjamin Netanjahu als großer Sieger da. Doch seine Pläne zum Gazastreifen spalten das Land. Und nun droht auch noch eine Verfassungskrise.
Eine Analyse von Jan Roß, Jerusalem
5. August 2025 DIE ZEIT Nr. 33/2025
Der Krieg zwischen Israel und dem Iran, der mit einem israelischen Triumph endete und dem Land die unbestrittene Vorherrschaft im Nahen Osten zu sichern schien – er ist nicht einmal zwei Monate her. Premierminister Benjamin Netanjahu hatte einen erfolgreichen Schlag gegen den Hauptfeind seines Landes geführt und dafür, mit dem Angriff auf die Atomanlagen in Fordo und Natans durch amerikanische Langstreckenbomber, auch noch die globale Militärmacht der Vereinigten Staaten eingespannt. Er stand als der große Sieger da.
Von heute aus gesehen wirkt all das wie eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Israel ist zurückgesunken in den Sumpf des Gazakrieges. Und nie seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 wirkte die Lage so verworren und ausweglos wie jetzt. Die Videos, die zwei Geiseln wie Gemarterte am Ende ihrer Kräfte zeigen, haben die Nation in hilflose Verzweiflung gestürzt. Netanjahu erwägt, so heißt es, eine Ausweitung des Krieges: Die Armee soll in Gebiete einrücken, in denen sie bisher aus Sorge um die Sicherheit der Geiseln nicht operiert hat, und womöglich den gesamten Gazastreifen besetzen.