Bayern: Ermittler nennen Details zu mutmaßlichem ICE-Angreifer und möglichem Tatverlauf

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Nach dem Angriff eines 20-jährigen Syrers auf mehrere Mitreisende in einem ICE auf der Fahrt von Hamburg nach Wien liegen erste Erkenntnisse zum Tathergang und dem Verdächtigen vor. Der Tatverdächtige soll im Zug einen »Zimmerer-Hammer« und ein »Beil« bei sich gehabt haben, teilten die Ermittler am Freitag bei einer Pressekonferenz mit. Er habe nach jetzigen Erkenntnissen zunächst einen 38-jährigen Deutschen angegriffen und verletzt, danach eine syrische Familie, eine Mutter mit zwei Söhnen.

Der Tathergang

Der mutmaßliche Angreifer schlug, nach jetzigem Stand der Ermittlungen, zunächst dem 24-jährigen Sohn mit dem Hammer auf den Kopf, sodass dieser schwer verletzt wurde. Danach sei es zu einem »Gerangel« gekommen, bei dem nicht ganz klar ist, was wann genau passierte, hieß es von der Polizei. Die 51-jährige Mutter und der jüngere 15-jährige Sohn hätten eingegriffen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der 24-Jährige dann »aus der Notlage heraus« und um sich und seine Familie zu schützen, mit dem Hammer auf den Kopf des mutmaßlichen Angreifers geschlagen habe. Der 20-jährige Syrer sei dabei »nicht unerheblich verletzt« worden, sagte der niederbayerische Polizei-Vizepräsident Werner Sika.

Andere Mitreisende, darunter ein Bundeswehrsoldat, hätten den Mann schließlich zu Boden gebracht und bis zum Eintreffen der Polizei festhalten können. Insgesamt seien fünf Menschen mittelschwer verletzt und in Krankenhäuser gebracht worden. Niemand ist den Angaben zufolge lebensbedrohlich verletzt. Die Tat ereignete sich, als der mit mehr als 400 Menschen besetzte Zug durch Bayern, nahe Straßkirchen, fuhr.

Das Motiv

Das Motiv des mutmaßlichen Angreifers ist nach wie vor weitgehend unklar. Bisher gebe es keine Erkenntnisse auf einen extremistischen Hintergrund oder sonstige staatsschutzrelevante Erkenntnisse, so die Ermittler. Sie gehen zudem davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Zwischen dem mutmaßlichen Täter und den Opfern habe es wohl keine Vorbeziehung gegeben. »Die kannten sich nicht«, hieß es.

Klar ist bisher, dass der 20-Jährige unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln stand. Bei einem Drogenschnelltest seien drei Betäubungsmittel (BTM) in seinem Blut nachgewiesen worden. Zu weiteren Details müsse man das toxikologische Gutachten abwarten, hieß es von der Staatsanwaltschaft Regensburg.

Möglich sei, dass der BTM-Konsum zu einem psychotischen Zustand geführt habe, was die Tat ausgelöst haben könne, so die Staatsanwaltschaft. Aber letztlich seien Motive und Hintergründe zum jetzigen Zeitpunkt, keine 24 Stunden nach der Tat, noch völlig unklar: »Wir sind schlicht und einfach am Anfang der Ermittlungen«, betonte der zuständige Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher von der Staatsanwaltschaft Regensburg bei einer Pressekonferenz. »Derzeit ist die Motivlage offen.«

Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen den 20-jährigen Syrer wegen versuchten Mordes in zwei Fällen sowie wegen lebensgefährlicher Körperverletzung in vier Fällen. Man habe einen Haftbefehl beantragt.

Der Verdächtige

Der Tatverdächtige hatte den Angaben zufolge 2021 in Österreich einen Asylantrag gestellt und 2022 einen Schutzstatus erhalten. Dort hat er einen Wohnsitz. Der Mann ist in Österreich polizeibekannt. Hier fiel er bereits wegen Gewaltdelikten auf.

Nach zwei rechtskräftigen Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung und versuchtem Widerstand gegen die Staatsgewalt im Februar und Ende April 2025 sei im Mai ein sogenanntes Asyl-Aberkennungsverfahren eingeleitet worden, teilte das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Wien mit.

Im Zug nach Wien hielt sich der Mann legal auf. Er soll bereits einige Tage in Deutschland unterwegs gewesen sein. Die bayerischen Ermittlungsbehörden kooperieren nun den Angaben zufolge mit den österreichischen Stellen. In Bayern sei der Mann bisher nicht auffällig gewesen, hieß es. In anderen deutschen Bundesländern müsse das noch überprüft werden.

Die Polizei ruft Zeugen dazu auf, mögliche Videoaufnahmen aus dem Zug zu schicken. Darauf könnten sich unter Umständen wichtige Informationen für die Ermittlungen befinden. Der mutmaßliche Angreifer habe mehrere Handys dabeigehabt, die jetzt ausgewertet würden; dies gelte ebenso für Daten auf einem Laptop des Mannes.

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