Basketball-EM der Frauen: Deutschland gewinnt zum Auftakt gegen Schweden

vor 7 Stunden 1
 »Wenn wir den Ball bewegen, können wir sehr, sehr guten Basketball spielen"

Deutschlands Anführerin Fiebich: »Wenn wir den Ball bewegen, können wir sehr, sehr guten Basketball spielen"

Foto: Eibner-Pressefoto / Max Vincen / Eibner / IMAGO

Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.

Stimmung gerettet: Vor der Europameisterschaft musste der Deutsche Basketballbund (DBB) eine schlechte Nachricht nach der anderen verkünden. Die beste Spielerin des Teams Satou Sabally sagte ab, um sich auf ihre Karriere in den USA zu konzentrieren. Ihre ebenfalls in den USA spielende Schwester Nyara setzt auch aus, Begründung: anhaltende Knieprobleme. Kapitänin Marie Gülich riss sich in der Vorbereitung ein Kreuzband, sie humpelte auf Krücken gestützt in die Halle. Die Vorzeichen waren schon mal besser, die wenigsten Experten rechnen dem deutschen Team bei dieser EM Chancen aus. Nur die deutsche Mannschaft interessierte das nicht.

Ergebnis: Deutschlands Basketballerinnen gewannen ihr EM-Auftaktspiel in Hamburg 89:76 (44:27) gegen Schweden. Durch den Erfolg gegen die Außenseiterinnen aus Skandinavien hat das deutsche Team den Grundstein gelegt für ein Weiterkommen. Überzeugend war der Auftritt aber nur phasenweise, besonders nach der Pause baute Deutschland ab.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Instagram, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

{$dispatch('toggle')}, 250);">

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das erste Viertel: Deutschland war das größer gewachsene Team, diesen Vorteil nutzte es gnadenlos aus. Wie eine Mauer bauten sich die deutschen Spielerinnen vor dem Korb auf, die Schwedinnen fanden anfangs keine Lösungen. Nach knapp sechs Minuten führte Deutschland 16:2, dann kam auch Schweden ins Spiel, am Ende des ersten Viertels stand es dennoch 27:16 für die Gastgeberinnen.

Das zweite Viertel: Das deutsche Team spielte konzentriert, wenngleich nicht alles klappte. Was kein Wunder ist, der Kader ist erst seit kurzem vollständig. Leonie Fiebich, die in der Vorsaison den Titel in der WNBA holte, flog erst kurz vor dem Turnier aus den USA ein, ebenso Center-Spielerin Luisa Geiselsöder, die seit dieser Saison ebenfalls in den USA spielt. Beide waren bis zuletzt für ihre Klubs im Einsatz, die WNBA unterbricht ihren Betrieb nicht wegen einer EM. Die beiden Stars fehlten deshalb in der Vorbereitung, als drei von vier Spielen verloren gingen. Das Duell mit Schweden nutzten sie auch dazu, um sich einzuspielen. Mit Erfolg: Am Ende des Spiels hatte Fiebich 16 Punkte auf dem Konto, Geiselsöder 20.

 20 Punkte

Center-Spielerin Geiselsöder: 20 Punkte

Foto: Beautiful Sports / Wunderl / IMAGO

Happy Birthday, Dirk: Unter den Fans war auch allerhand Prominenz. Die 3x3-Olympiasiegerinnen Svenja Brunckhorst , Sonja Greinacher, Marie Reichert und Sport-Staatsministerin Christiane Schenderlein  waren ebenso gekommen wie Basketball-Ikone Dirk Nowitzki, der sogar seinen 47. Geburtstag in der Basketballhalle feierte und von den Fans nach dem Spiel noch ein Ständchen gesungen bekam. Nowitzki wurde, wie immer, wenn er in Deutschland irgendwo auftaucht, mit großem Applaus empfangen. Was vielleicht auch an seiner Prognose liegt, denn Nowitzki tippte vor dem Turnier auf Deutschland als Europameisterinnen. Eine gewagte Prognose, keiner der anderen befragten Experten rechnete Deutschland überhaupt Medaillenchancen aus. »Ja … wild, Dirk«, sagte Fiebich, »Pressure is on«. Der Druck ist da.

Legende Nowitzki, Staatsministerin Schenderlein

Legende Nowitzki, Staatsministerin Schenderlein

Foto: Christian Charisius / dpa

Das dritte Viertel: Druck kam auch im dritten Viertel auf. Fiebich bekam mal eine Pause, Deutschland traf kaum noch was. Die Schwedinnen kamen auf sechs Punkte ran, dann betrat Fiebich das Feld. Sie bekam den Ball auf der rechten Seite knapp außerhalb der Dreipunktelinie und sie schloss eiskalt ab. Mit den drei Punkten beruhigte sie die Gemüter wieder ein wenig, Deutschland führte am Ende des dritten Viertels 58:49.

Das vierte Viertel: Deutschland fand die Dominanz des ersten Viertels nicht wieder. In der Defense häuften sich Unaufmerksamkeiten, in der Offense einfache Ballverluste. Es spricht für die Resilienz der Mannschaft, dass es dennoch nicht mehr spannend wurde. »Wenn wir den Ball bewegen, können wir sehr, sehr guten Basketball spielen«, sagte Fiebich. Umkehrschluss: Gelingt das nicht, ist das Team weit weg von sehr gutem Basketball.

Hallenärger: Die Vorrunde der EM findet in Hamburg statt, aber nicht nur. Insgesamt vier Städte tragen die Vorrunde aus, neben Hamburg noch Piräus in Griechenland, Brünn in Tschechien und das italienische Bologna. Mehr zum Modus erfahren Sie hier. Im deutschen Team waren nicht alle zufrieden, dass die Spiele nicht in der großen Barclays Arena stattfinden, sondern in der Inselpark Arena. Dort spielen sonst die Hamburg Towers, Basketball hat also hier seine Heimat. Dennoch: »Wir spielen in Hamburg in einer eher kleinen Halle. Dabei höre ich, dass viele Menschen noch Tickets wollen, aber alle ausverkauft sind. Da hätte man vielleicht anders planen können, damit wir ein größeres Publikum bekommen«, sagte Fiebich der »Süddeutschen Zeitung«.  Der DBB scheute offenbar das Risiko, die große Halle mit rund 15.000 Plätzen nicht voll zubekommen.

Schwedische Fans in Hamburg

Schwedische Fans in Hamburg

Foto: Emma Wallskog / Bildbyran / IMAGO

Und wie war es? Tatsächlich verströmte der Auftakt auf den ersten Blick mehr den Flair eines Regionalligaspiels denn des eines europäischen Spitzentreffens. Vor der Halle standen verstreut ein paar Pavillons und Basketballkörbe, ein großes Fanfest war es aber nicht. Auch in der Halle dauerte es ein paar Minuten, bis die 3414 Fans in der ausverkauften Halle auf Temperatur waren, dann wurde es stimmungsvoll. Was auch an den schwedischen Fans lag, die gelb gekleidet samt Trommel das ganze Spiel über für Lärm sorgten, egal wie hoch der Rückstand ihres Teams gerade war. »Ich freu’ mich, dass so viele Fans gekommen sind. Die waren auch laut, das pusht einen extra«, sagte Fiebich nach dem Spiel.

So geht’s weiter: Am Freitagabend wartet Spanien (20 Uhr), am Sonntag Großbritannien (18 Uhr/ beide Spiele im Stream bei Magentasport). Spanien besiegte vor dem Spiel der Deutschen gegen Schweden souverän Großbritannien, ein Sieg gegen die Britinnen sollte Deutschland also reichen zum Weiterkommen. Wo das Team wirklich steht, wird man aber bereits am Freitag sehen, Spanien gilt als Mitfavorit auf den Titel. Einen Spannungsabfall wie am Donnerstagabend werden die Ibererinnen wohl zu bestrafen wissen.

Gesamten Artikel lesen