Der neue Roman des Berliner Schriftstellers Thomas Melle, „Haus zur Sonne“, handelt von einem Mann, der an einer bipolaren Störung leidet und sich schließlich, am Ende seiner Kräfte, freiwillig in ein staatliches Sanatorium begibt, um dort zu sterben. Aber vorher, das ist das Angebot vom „Haus zur Sonne“, kann er dort in Simulationen ausprobieren, wie sein Leben auch hätte verlaufen können, sich Wünsche erfüllen lassen: „In einem Hieronymus-Bosch-Gemälde leben. An einer unendlichen Sexorgie teilnehmen. Den Urknall verstehen. Apnoe-Tauchen im Marianengraben. Die eigene Würde wieder spüren.“ Die Broschüre dazu lag im Jobcenter aus, die Verwaltung des Hauses kriegt dann aber nicht alles auf die Reihe. Melle, der in seinem Buch „Die Welt im Rücken“ 2016 von seiner eigenen bipolaren Erkrankung erzählt hatte, findet für diese Geschichte wieder eine spektakuläre literarische Form, leiser, tückischer, lustig sogar, aber tief anrührend in der Konfrontation mit der Frage, was zu tun ist, wenn man es nicht mehr aushält, dieses sogenannte Leben.