Der Begriff "Kulturkampf" wurde zu einem Vorwurf, der jede Diskussion beenden kann. Ein paar schlagende Argumente gegen seine Verteufelung.
Aus der ZEIT Nr. 35/2025 Aktualisiert am 18. August 2025, 13:40 Uhr
Zum Beispiel kurze Haare. In dieser Woche beklagte eine Autorin des Magazins stern, sie sei wegen ihrer kurzen Haare bei einer USA-Reise "in den Kulturkampf" geraten, weil unter Trump-Anhängerinnen angeblich Langhaar Pflicht sei. Im Vereinigten Königreich, berichtet die Berliner Zeitung, sei ein Kulturkampf, der seinesgleichen suche, um ein neu verabschiedetes Internetgesetz entbrannt und die Frage: Schützt man damit Kinder, oder nimmt man Usern ihre Freiheiten, ins Netz zu posten, wonach ihnen der Sinn steht? Die Stuttgarter Zeitung ist sich sicher, die Debatte in Baden-Württemberg um das Nichtraucherschutzgesetz habe "die Qualität zum Kulturkampf". Die Grünen warnen in einem Schreiben an Bundestagspräsidentin Julia Klöckner vor einem Kulturkampf, wenn diese weiter die Geschäfts-, genauer: die Kleiderordnung so restriktiv ausdeute, dass im Bundestag keine politischen Symbole mehr getragen werden können. Kulturkämpfe werden gerade zum Paragrafen 218 diagnostiziert, zum Gendern, zu Markus Söders Bratwürstchen und zur Frage, wie lange die Sommerferien dauern dürfen. Keine Frage, der Kulturkampf ist zu einer der beliebtesten Convenience-Floskeln der vergangenen Wochen avanciert.