Er habe das Privileg, sowohl Jerusalem als auch Nürnberg seine Heimat zu nennen zu dürfen, schrieb Yaron L. im Netz. Der 30-Jährige wurde in der fränkischen Stadt geboren, mit 16 Jahren zog er nach Israel. Nachdem er bei einem Attentat in Washington getötet wurde, reagieren nun auch deutsche Politiker. „Bayern trauert mit der Familie“, schrieb Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf der Plattform X.
Yaron L., der die deutsche und israelische Staatsbürgerschaft besaß, sprach laut seinem LinkedIn-Profil fließend Englisch, Hebräisch und Deutsch, in Israel studierte er Internationale Beziehungen. 2022 trat er in der politischen Abteilung der israelischen Botschaft in Washington eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an, seine Schwerpunkte waren der Nahe Osten und Nordafrika. „Er war ein Christ, ein echter Israel-Liebhaber“, schrieb der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor auf X. Yaron L. habe jüdisch-christliche Werte verkörpert, in der israelischen Armee gedient und sein Leben dem Staat Israel gewidmet.
Yaron L. und Sarah M. waren Kollegen an der israelischen Botschaft in Washington
Der junge Botschaftsmitarbeiter war auch Mitbegründer des Jugendforums der Israelisch-Deutschen Gesellschaft, einer Schwesterorganisation der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG). Dieses Forum vernetzte junge Israelis und Deutsche, organisierte politische und kulturelle Veranstaltungen. Er „war einer von uns, ein Nürnberger Bub“, schrieb die Ortsgruppe Nürnberg-Mittelfranken der DIG auf Facebook. Auch dessen Präsident, Volker Beck, nannte Yaron L. einen „aufgeschlossenen, klugen und tief engagierten Menschen, dessen Interesse an den deutsch-israelischen Beziehungen und an Wegen zu friedlicher Koexistenz im Nahen Osten auf sein gesamtes Umfeld ausstrahlte“.
Die getötete Sarah M. war Yaron L.s Kollegin und Partnerin. Die 26-jährige US-Amerikanerin schrieb auf ihrem LinkedIn-Profil, dass „ihre Leidenschaft an der Schnittstelle zwischen Friedensförderung, religiösem Engagement und Umweltarbeit“ lag. Seit 2023 war sie in der Abteilung Öffentliche Diplomatie der Botschaft tätig. Davor forschte Sarah M. für eine NGO in Tel Aviv zu Friedensförderungstheorien, insbesondere zu „Graswurzel-Initiativen in der israelisch-palästinensischen Region.“
Innenminister Dobrindt will über mögliche Konsequenzen der Tat für Deutschland sprechen
Die Botschaft in Washington veröffentlichte auf „X“ ein Foto von den beiden Opfern und schrieb: „Yaron und Sarah waren unsere Freunde und Kollegen. Sie waren in der Blüte ihres Lebens.“ Der israelische Botschafter in den USA, Yechiel Leiter, sagte bei einer Pressekonferenz, das Paar hätte kurz vor der Verlobung gestanden. Yaron L. habe diese Woche einen Ring gekauft, um Sarah M. in der kommenden Woche in Jerusalem einen Antrag zu machen. „Das Ironische daran ist, dass wir um die Sicherheit unserer Tochter in Israel besorgt waren“, sagte der Vater von Sarah M. der New York Times. „Aber sie wurde drei Tage vor ihrer Abreise ermordet.“
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Das junge Paar hatte am Mittwochabend (Ortszeit) an einer Veranstaltung des American Jewish Committee im Capital Jewish Museum teilgenommen. Beim Ausgang wurden sie wohl aus nächster Nahe erschossen. Als Tatverdächtiger gilt der 30-jährige Elias R. aus Chicago. Bei seiner Festnahme soll er „Free, free Palestine“ gerufen haben. Ob der mutmaßliche Schütze die Opfer kannte, ist bislang unklar.
„Diese abscheuliche Tat verurteile ich aufs Schärfste“, schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Donnerstagmorgen auf X. Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach von „großem Entsetzen über das Attentat in Washington“. Man müsse davon ausgehen, dass es sich um antisemitischen Terror handele, sagte Dobrindt auf einer Pressekonferenz. Er kündigte noch für Donnerstag ein Gespräch mit Israels Botschafter Prosor über die Konsequenzen des Attentats für Deutschland an – etwa beim Schutz von Jüdinnen und Juden und jüdischer Einrichtungen. Die israelische Botschaft in Berlin lud für den frühen Donnerstagabend ein, um der beiden jungen Opfer zu gedenken.