Arbeit und Soziales: Gerade Geringverdiener meinen, dass Sozialleistungen faul machen

vor 1 Tag 2

Etwa die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland denkt, dass Sozialleistungen „faul“ machen und dazu führen, dass Menschen sich in die sprichwörtliche „soziale Hängematte“ legen. Unter Geringverdienern waren es sogar zwei Drittel. Das geht aus einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg vom Donnerstag hervor. Als Geringverdiener gelten den Angaben zufolge Personen im unteren Viertel der Einkommensverteilung.

Auch unter den Erwerbstätigen, die neben ihrem Einkommen noch Sozialleistungen erhielten, stimmten 50 Prozent der Befragten diesen Aussagen zu, heißt es weiter. „Gerade wer trotz Arbeit nur wenig verdient, erlebt das Spannungsfeld zwischen Arbeit und Absicherung besonders deutlich. Und bei diesen Menschen ist in unseren Daten auch das Bedürfnis nach Leistungsgerechtigkeit besonders hoch“, sagte Forscher Jens Stegmaier.

Die Mehrheit meint, Sozialleistungen erfüllten ihren Zweck, seien aber zu teuer

Insgesamt, so berichtet das Institut, seien etwa drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland der Ansicht, dass diejenigen, die mehr leisten, auch mehr bekommen sollten. Auch Menschen, die Arbeitslosen- oder Bürgergeld bezögen, befürworteten dies mehrheitlich. Zugleich erachteten sie die Bedarfsorientierung als wichtiges Merkmal einer gerechten Gesellschaft. „Die Ergebnisse legen nahe, dass Reformen dann Zustimmung finden, wenn sie den Sozialstaat sichern und Leistung belohnt wird – gerade bei Menschen mit niedrigen Einkommen scheint es am letzten Punkt heute Zweifel zu geben“, sagte Forscher Jonas Weik.

Mehr als sieben von zehn Befragten seien der Ansicht, dass Sozialleistungen ihren Zweck erfüllten, berichtet das Institut. Den Angaben zufolge finden 40 Prozent, dass die Belastung für Gesellschaft und Unternehmen dadurch zwar sehr hoch sei, der Nutzen jedoch ebenfalls. 24 Prozent dagegen hielten die Belastung ebenfalls für hoch, den Nutzen jedoch für gering. 31 Prozent der Befragten dagegen sagten, die Belastung sei niedrig, bei großem Nutzen.

„Für die meisten Befragten ist der Sozialstaat wie Sport – anstrengend, aber notwendig, um die Gesellschaft fit und stabil zu halten“, folgerte Moritz Kuhn von der Universität Mannheim. 40 Prozent der Befragten sähen eine Ausgewogenheit zwischen Nutzen und Kosten der Leistungen.

Die Ergebnisse basieren den Angaben zufolge auf der Online-Befragung „Arbeiten und Leben in Deutschland“. Ausgewertet wurden dafür mehr als 5000 Antworten erwerbstätiger Personen in Voll- und Teilzeit sowie von Personen, die Leistungen beziehen. Die Befragten waren zwischen 18 und 65 Jahren alt.

Gesamten Artikel lesen