Indigene Gemeinschaften im Amazonas verwalten große Teile des Regenwaldes. Dass diese Gebiete wichtig für Tiere und Pflanzen sind, ist bekannt. Nun zeigt eine neue Studie im Fachmagazin »Communications Earth & Environment« , dass ein intakter Regenwald Menschen vor Seuchen bewahren kann.
»Wir brauchen geschützte Wälder – nicht nur, um den Klimawandel abzumildern, sondern auch für unsere eigene Gesundheit«, bilanziert Paula Prist , Mitarbeiterin der International Union for Conservation of Nature (IUCN) und Mitautorin der Studie, im Gespräch mit dem »Guardian«.
Für die Studie hat Prist mit weiteren Forscherinnen und Forschern einen umfassenden Datensatz aus 20 Jahren ausgewertet: Das Team hat gezählt, wie oft Menschen in der Amazonasregion an Krankheiten wie Asthma, Herzproblemen oder Malaria erkrankt sind. Insgesamt analysierte das Team mehr als 28 Millionen Krankheitsfälle aus acht Ländern.
Intakter Wald ist entscheidend
Die meisten Fälle – mehr als 80 Prozent – waren Krankheiten, die durch Rauch und Feinstaub nach Waldbränden entstehen – etwa Atemwegserkrankungen. Fast ein Fünftel waren Krankheiten wie Malaria, die durch Mücken oder andere Tiere übertragen werden.
Die Studie zeigt, dass indigene Schutzgebiete die Gesundheit der Menschen verbessern können. Gesunder Regenwald hilft laut dem Team beispielsweise, Schadstoffe aus der Luft zu binden, die ansonsten die Lungenfunktion beeinträchtigen und Atemwegserkrankungen fördern. Zudem soll eine hohe Artenvielfalt dafür sorgen, dass sich etwa Malariamücken weniger verbreiten.
Der Effekt hängt allerdings auch davon ab, wie viel Wald noch außerhalb dieser Gebiete steht. Bei manchen Krankheiten, die von Tieren oder Insekten übertragen werden, könne etwa zerstückelter Wald das Risiko sogar erhöhen, heißt es in der Studie.
Der Grund: In solchen Regionen würden die Krankheitserreger leichter neue Plätze finden und häufiger mit Menschen in Kontakt kommen können. Erst wenn mindestens 40 Prozent einer Gemeinde von Wald bedeckt sind, sollen die positiven Effekte überwiegen.
Brandsaison im Amazonas
Im Amazonasbecken leben mehr als 33 Millionen Menschen, darunter rund 2,7 Millionen Indigene. Als »indigen« gelten die ursprünglichen Bewohnerinnen und Bewohner eines Landes oder einer Region, die ihre eigene kulturelle Identität bewahrt haben und sich selbst als solche verstehen.
»Wo indigene Gemeinschaften gesicherte Landrechte haben, verschwindet weniger Wald.«
James MacCarthy, World Resources Institute
Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass in ihrer Heimat meist auffallend viel Wald wächst – besonders, wenn die Gebiete offiziell anerkannt sind. Allerdings ist der rechtliche Status solcher Flächen nicht immer gesichert, was den Schutz gefährden kann.
Laut der Gruppe um Prist stehen offiziell geschützte Gebiete mit weniger Krankheiten in Zusammenhang. In Regionen ohne offiziellen Schutz gebe es mehr Waldbrände und damit mehr Krankheiten, heißt es in der Studie.

Luftaufnahme eines Gebiets des Amazonas-Regenwaldes, das durch illegale Brandrodung im Munizip Labrea, Bundesstaat Amazonas, Brasilien, abgeholzt wurde
Foto: Evaristo Sa / AFP / Getty ImagesJames MacCarthy vom World Resources Institute (WRI), der an der Studie nicht beteiligt war, sagte dem »Guardian«: »Wo indigene Gemeinschaften gesicherte Landrechte haben, verschwindet weniger Wald. Das hilft, die Wälder zu erhalten, mehr Kohlenstoff zu speichern und die Artenvielfalt zu fördern. Die Absicherung indigener Landrechte zählt zu den wirksamsten Maßnahmen, um die Wälder im Amazonas zu schützen.«
Die Studie erscheint während der Brandsaison, in der Dürre, die Klimakrise und die Landwirtschaft saisonale Feuer begünstigen. In den vergangenen Jahren hat die Amazonasregion einen Rekordverlust an Waldflächen erlebt, wobei Brände eine entscheidende Rolle spielen.