Eine Forschungsgruppe hat mithilfe von Daten des revolutionären Weltraumteleskops Gaia der ESA eine dreidimensionale Karte der Gebiete in der Umgebung unserer Sonne erstellt, in denen Sterne geboren werden. Das soll bei der besonders schwierigen Erforschung dieser "stellaren Kindergärten", die eigentlich durch dichte Staub- und Gaswolken vor uns versteckt sind, helfen. Für die Analyse hat das Team Messdaten zu 44 Millionen Sternen ausgewertet, darunter fast 100 eines ganz bestimmten Typs aus Sternentstehungsgebieten. Diese Hauptreihensterne der Spektralklasse O ionisieren das Gas in ihrer Umgebung. Dessen Verteilung konnte damit jetzt ermittelt und dreidimensional dargestellt werden. Damit kann man erstmals sehen, wie unsere kosmische Nachbarschaft von oben aussieht.
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Wie die Verantwortlichen erläutern, ist die Erforschung von Sternentstehungsgebieten wegen der dichten Staub- und Gashüllen besonders schwierig. Die lassen sich nicht direkt beobachten, man könne aber ermitteln, wie viel Licht dahinter liegender Sterne diese blockieren. Das hat das Forschungsteam anhand von Gaia-Daten gemacht, was einmal mehr den immensen Wert des inzwischen abgeschalteten Weltraumteleskops deutlich macht. Mit einer Gigapixelkamera hat es mehr als zehn Jahre lang kontinuierlich den Sternenhimmel abgelichtet. Weil sie sich dabei mit der Erde um die Sonne bewegte, ermöglichten die präzisen Messdaten dank der sogenannten Parallaxenmessung eine immer genauere Ermittlung der Position von Milliarden Sternen.
Vor der jetzt vorgestellten Visualisierung habe es kein Modell des ionisierten Gases in der lokalen Milchstraße gegeben, das derart gut mit den Beobachtungen übereinstimmt, erklärt Studienleiter Lewis McCallum von der University of St. Andrews in Großbritannien. Zu sehen sind beispielsweise der Gum-Nebel, der Nordamerikanebel, der Kaliforniennebel und riesige Hohlräume dazwischen. Die Karte erstreckt sich in einer Entfernung von bis zu 4000 Lichtjahren. Wenn weiter Gaia-Daten verfügbar gemacht werden, soll sie aber ausgeweitet werden. Damit werde unser Verständnis von der Entstehung von Sternen noch besser werden. Vorgestellt wird die Arbeit in zwei Artikeln im Fachmagazin Monthly Notices of the Royal Astronomical Society.
(mho)