Wenige Tage nach der ersten bundesweiten Mobilfunkmesswoche, zu der Bund, Länder und Kommunen gemeinsam für den Zeitraum zwischen dem 26. Mai und dem 1. Juni aufgerufen hatten, verriet die Bundesnetzagentur am Freitag erste Ergebnisse der Aktion. Demnach haben in den sieben Tagen mehr als 150.000 Nutzer mit der Funkloch-App der Regulierungsbehörde Messpunkte erfasst. In weniger als einem Prozent davon hätten die Mitmachenden "keine Versorgung festgestellt", heißt es von offizieller Seite. Sprich: Die Betroffenen befanden sich in einem Funkloch. Bei bundesweit insgesamt 145.800.991 validen Messpunkten dürfte also an bis zu 1,4 Millionen Orten kein Handy- und Internetempfang bestanden haben.
"Mit rund 98 Prozent der Messpunkte entfiel der weit überwiegende Anteil auf die 4G- und 5G-Technologie", hebt die Bundesnetzagentur hervor. Etwas mehr als ein Prozent der Messpunkte bezogen sich auf 2G. An circa 1,4 Millionen Stellen dürften die Nutzer also per Edge nur sehr langsam im Web vorangekommen sein und allenfalls mit Müh und Not E-Mails gecheckt haben können. Grafiken und Tabellen für regionale Auswertungen aus den Daten der Messwoche für Landkreise und Gemeinden sollen erst Mitte Juni vorliegen.
Die meisten Messaktionen im Rahmen der Initiative "Deutschland checkt sein Netz" führten erwartungsgemäß Bürger im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) durch. Allein dort weist die Statistik knapp 33 Millionen valide Messpunkte auf, die laut dem NRW-Wirtschaftsministerium 37.000 Nutzer beigesteuert haben. Dabei seien 112.200 Mal Stellen gemeldet worden, an denen das Handynetz lückenhaft ist (0,34 Prozent). 2024 lag der Anteil noch bei 0,7 Prozent. In Summe konnte die Breitbandabdeckung mit 4G oder 5G dem Ressort zufolge in NRW auf 98,54 Prozent gesteigert werden, im Vorjahr habe der Wert bei 96,9 Prozent gelegen.
Schon dritte Messwoche in NRW
Zwischen Rhein und Ruhr war es bereits die dritte Mobilfunkmesswoche, sodass dort Vergleiche möglich sind. Nutzer in Baden-Württemberg und Bayern steuerten je rund 22 Millionen gültige Messpunkte bei. Generell bedeutet "Abdeckung" nicht, dass alle Nutzer an einem Ort mobil telefonieren oder surfen können. Vielmehr kommt damit zum Ausdruck, dass eine Stelle durch mindestens einen der vier Netzbetreiber versorgt wird. Kunden, die einen Vertrag bei einem der drei anderen haben, schauen gegebenenfalls trotzdem in die Röhre.
Die offizielle App zur Jagd auf Funklöcher gibt es schon seit Oktober 2018. Damit wird die jeweilige Netzverfügbarkeit – keine Verbindung, 2G, 4G oder 5G – auf dem Mobiltelefon gespeichert und an die Breitbandmessung übermittelt. Die erhobenen Messpunkte fließen anonymisiert in die interaktive Funklochkarte der Bundesnetzagentur ein. Die gesammelten Daten zeigen laut der Behörde, wie Nutzer "den Mobilfunk erleben", und könnten regional gefiltert werden. Die Karte werde wöchentlich aktualisiert.
Einschränkungen im Kleingedruckten
Die einzelnen Messpunkte werden in Rastern auf unterschiedlichen Darstellungsebenen zugeordnet und in diesen zusammengefasst. Die Daten der Messwoche sollen aber erst in den kommenden Tagen in der Karte sichtbar sein. Die Bundesnetzagentur schränkt zudem ein: "Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ. Die Nutzer der App stellen keinen Querschnitt der Bevölkerung dar und die Messpunkte sind nicht gleichmäßig über ein Raster verteilt." Die Kartendarstellung gebe unter Umständen auch keine korrekte Auskunft über die vor Ort maximal verfügbare Netztechnologie eines Netzbetreibers. Dies liege etwa daran, dass die erzeugten Messpunkte vom Endgerät und den vertraglichen Modalitäten des Nutzers abhängen. Wer mit einem älteren, nur 4G-fähigen Smartphone unterwegs ist, kann natürlich keine Daten zur 5G-Netzabdeckung sammeln.
An weiteren Faktoren, die die Resultate potenziell trüben, listet die Behörde etwa die Anzahl der Nutzer beziehungsweise Auslastung einer Mobilfunkzelle, die aktuelle Wetterlage oder Ausrichtung und Entfernung des Empfangsgeräts zum Sendemast auf. Das Crowdsourcing der Messpunkte ist also mit Vorsicht zu genießen. Die Bundesnetzagentur will die Daten trotzdem auch nutzen, um die Angaben der Mobilfunkanbieter im Rahmen der laufenden Abdeckungskontrolle zu prüfen. Behördenchef Klaus Müller wertete die Messwoche als "großen Erfolg". Dank der regen Beteiligung "bekommen wir ein aktuelles Bild der Mobilfunkversorgung aus Nutzerperspektive für Deutschland".
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(mma)