Ajax nach Debakel Letzter: "Johnny, hau ab!"

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Ajax Amsterdam ist in der Champions League weiter überfordert. Trainer Johnny Heitinga gerät nach dem 1:5 bei Chelsea in die Kritik - bei den Fans und einem ehemaligen Teamkollegen.

 Johnny Heitinga (2. v. re.) holt Oscar Gloukh früh vom Platz.

Ein Wechsel, der Emotionen hervorrief: Johnny Heitinga (2. v. re.) holt Oscar Gloukh früh vom Platz. picture alliance / ANP

Auch wenn Ajax Amsterdam den Titel in der Vorsaison auf spektakuläre Weise noch verspielte, war die Vorfreude auf die Champions League auch als Vizemeister riesig. Nach den ersten drei Gehversuchen in der neuen Ligaphase ist davon aber nicht mehr viel übrig. Das 1:5-Debakel beim FC Chelsea beförderte Ajax auf den letzten von 36 Plätzen - und bringt Trainer Johnny Heitinga in die Bredouille.

Nach nur einem Sieg aus den jüngsten sieben Pflichtspielen wächst der Druck auf den 41-Jährigen, der erst im Sommer nach Amsterdam zurückgekehrt war. Das war am Mittwochabend in London sogar hörbar. "Johnny rot up!", skandierten die Ajax-Fans Mitte der ersten Halbzeit, was sich nett mit "Johnny, hau ab!" und weniger nett mit "Johnny, verpiss dich!" übersetzen lässt.

Als Heitinga Gloukh auswechselt, werden die Fans deutlich

Gerade hatte Heitinga einen Wechsel vorgenommen, der Ajax' momentane Lage gut zusammenfasst. Weil Schiedsrichter Felix Zwayer nach VAR-Einsatz Kenneth Taylor für einen übermotivierten Tritt schon in der 15. Minute Rot gezeigt hatte, reagierte Heitinga acht Minuten und ein Gegentor später mit der Einwechslung von Jorthy Mokio für Oscar Gloukh. Den 21-jährigen Israeli wie schon beim jüngsten 0:2 gegen AZ Alkmaar auszuwechseln, kam gar nicht gut an.

"Der, den man auf keinen Fall auswechseln sollte, ist Gloukh", kritisierte auch TV-Experte Wesley Sneijder seinen ehemaligen Mitspieler. "Das ganze Stadion wendet sich gegen dich." Zehner Gloukh, für knapp 15 Millionen Euro im Sommer aus Salzburg gekommen, hat sich mit seiner Kreativität schnell zu einem Publikumsliebling entwickelt.

Wer sonst noch sieglos ist:

Er habe einen zweiten defensiven Mittelfeldspieler auf dem Platz haben wollen, ohne einen seiner schnellen Flügelspieler zu opfern, rechtfertigte sich Heitinga, der die Wut der Ajax-Fans mitbekommen hatte. "Es war nur von kurzer Dauer, aber natürlich ist es etwas, das man nicht hören möchte." Gleichwohl verstehe er die Emotionen: "Oscar ist ein Spieler, für den man gerne ins Stadion kommt."

Auch weil Wout Weghorst, der zwischenzeitlich vom Punkt zum 1:2 getroffen hatte, Chelsea den Elfmeter vor dem 1:3 geradezu schenkte, verpuffte Heitingas Umstellung weitgehend. Schon zur Pause stand es 1:4. Vor den Heimspielen gegen Galatasaray (5. November) und Benfica (25. November) steht der Europa-League-Achtelfinalist der Vorsaison ohne Zähler und mit 1:11 Toren bereits mit dem Rücken zur Wand, und in der Eredivisie sind Feyenoord und Titelverteidiger Eindhoven ebenfalls schon auf neun respektive sechs Punkte enteilt.

Heitinga warb am Mittwochabend dafür, sich an der Anfangsviertelstunde hochzuziehen und das restliche Spiel mehr oder weniger zu vergessen. Sneijder zeigte sich weniger optimistisch. "Es stehen einfach Spieler auf dem Platz stehen, die Ajax nicht würdig sind", meinte der einstige Mittelfeldspieler, der 16 Jahre im Klub verbrachte. "Es gibt einfach zu viele Spieler mit begrenzter Qualität."

jpe

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