2. Fußball-Bundesliga: Friedhelm Funkel führt 1. FC Köln zum Aufstieg – Elversberg in der Relegation

vor 5 Stunden 1
 Friedhelm Funkel

Zwei Spiele, eine Meisterschaft: Friedhelm Funkel

Foto: Leon Kuegeler / REUTERS

Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.

Funkel der Siebte: Für die allermeisten Trainer ist es der wohl größte Erfolg ihrer Karriere, einmal ihr Team aus der 2. Liga ins Oberhaus zu führen. Friedhelm Funkel kann darüber nur müde lächeln, dem Altmeister gelang der Aufstieg nun zum siebten Mal in seiner Karriere. 4:0 (2:0) fegte sein 1. FC Köln den 1. FC Kaiserslautern vom Platz. Funkel, der im weißen T-Shirt mit der Aufschrift »Come on Effzeh« coachte, bekam gleich nach Spielende die erste Bierdusche ab. Weil der Hamburger SV in Fürth verlor, wurde Köln sogar Meister. Es dürfte wohl Funkels ungewöhnlichster Aufstieg sein, er übernahm die Mannschaft erst vor wenigen Tagen, das Spiel gegen Kaiserslautern war erst das zweite seiner jüngsten Amtszeit in Köln. Beide gewann er.

Dorfduell: Neben der Metropole Köln mit mehr als einer Million Einwohner hat auch ein Dorf Grund zur Freude: Elversberg. Die SV Elversberg aus der saarländischen Gemeinde Spiesen-Elversberg (rund 13.000 Einwohner) gewann 2:1 (1:0) auf Schalke und darf als Tabellendritter in die Relegation. Es ist ein Fußballmärchen, 2022 erst stieg der Klub in die dritte Liga auf (Lesen Sie hier mehr zum Fußballmärchen der SV Elversberg ). Gegner in der Relegation ist der 1. FC Heidenheim, auch so ein Underdog. Im Vergleich zu Elversberg aber fast ein Riese, in Heidenheim wohnen rund 50.000 Menschen. Hier finden Sie alles Wichtige zum Spieltag.

Die Ergebnisse:

1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern 4:0 (2:0)

Greuther Fürth – Hamburger SV 3:1 (1:0)

FC Schalke 04 - SV Elversberg 1:2 (0:1)

Karlsruher SC – SC Paderborn 3:0 (0:0)

1. FC Magdeburg – Fortuna Düsseldorf 4:2 (0:1)

Eintracht Braunschweig – 1. FC Nürnberg 1:4 (0:4)

SSV Ulm – Preußen Münster 2:2 (1:0)

Hertha BSC – Hannover 96 (1:1)

SV Darmstadt – Jahn Regensburg 3:1 (0:1)

Ausgangslage: Der finale Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga versprach vor dem Spiel Hochspannung. Der Hamburger SV war bereits aufgestiegen, dahinter war aber vieles möglich. Überall bereiteten sich die Fans auf große Rechenspiele vor. Köln, Elversberg und Paderborn hatten noch Chancen auf den direkten Aufstieg, neben den drei Teams rechneten sich noch Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Kaiserslautern kleine Chancen auf Platz drei aus. Vieles schien möglich. Aber Köln, das als Zweiter in den 34. Spieltag ging, und Elversberg auf Rang drei hätten patzen müssen.

Affäre? Welche Affäre?: In der vergangenen Woche war Friedhelm Funkel einmal mehr als Seelsorger gefragt. Ganz Köln, eigentlich ganz Fußballdeutschland, diskutierte über Stürmer Tim Lemperle, der am vergangenen Sonntag schwer alkoholisiert von einem Mann geschlagen  worden war und sich dabei unter anderem das Nasenbein brach. Der Boulevard tobte, die Fans waren aufgebracht: Was erlaubt sich der beste FC-Angreifer der Saison vor dem wichtigsten Spiel? Nur Funkel blieb ruhig, suchte das Gespräch, berief den Angreifer am Sonntag sogar in den Kader. »Er hat einen großen Fehler gemacht«, sagte Funkel, aber: »Man kann ja nicht zehn Tage nur über Tim Lemperle reden.« Damit beendete er das Thema, der Fokus sollte voll auf dem Spiel gegen Kaiserslautern liegen. Jenes Kaiserslautern, das Funkel in der Vorsaison noch ins Pokalfinale geführt hatte.

Klare Sache: Eric Martel köpfte Köln bereits nach 14 Minuten in Führung, am Spielfeldrand riss Funkel beide Arme hoch. Kaiserslautern spielte gut, aber Köln war schlicht besser. Noch vor der Pause erhöhte Luca Waldschmidt auf 2:0 (29.), die Vorlage kam von Damion Downs, der für Lemperle in die Startelf gerückt war. Auch in der zweiten Hälfte ließ Köln nicht locker, vergessen schienen die teils gruseligen Leistungen, die Ex-Trainer Gerhard Struber kürzlich seinen Job kosteten. Florian Kainz (76.) und Mark Uth (87.) legten noch zwei Treffer nach, Waldschmidt vergab einen Strafstoß, aber das interessierte niemanden an diesem Tag. Auch Lemperle wurde noch eingewechselt, traf, stand dabei aber im Abseits. Egal. Köln ist nach einem Jahr Zweitklassigkeit zurück in der Bundesliga.

Platzsturm der Köln-Fans

Platzsturm der Köln-Fans

Foto: Christoph Reichwein / dpa

ESC in Köln: Die Kölner lassen keinen kalt, auch nicht Frank »Buschi« Buschmann, der bei Sky das Spiel in der Konferenz kommentierte. Nach dem 2:0 sang er mit den Fans im Stadion »Kölle alaaf, alaaf! Kölle alaaf!«. Später sagte er: »Ja, da sind die Gäule so ein bisschen mit mir durchgegangen.« So auch mit den Fans, die nach dem Spiel das Feld stürmten.

Was macht der Trainer? »Mir hat es richtig Spaß gemacht«, sagte Funkel. Er macht kein Geheimnis daraus, dass er gerne mit dem 1. FC Köln in die Bundesliga gehen würde. Doch will der Klub das auch? »Die Entscheidung liegt nicht bei mir«, sagt Funkel, der mit 71 Jahren keine Lust auf Rente hat.

Druck? Welcher Druck: Es war die große Frage: Wie geht die kleine Sportvereinigung Elversberg damit um, wenn plötzlich ganz Deutschland ins Saarland blickt, um zu prüfen: Steigt dieser Dorfklub wirklich auf? Die Antwort: Total souverän. Auf Schalke war Elversberg von Anfang an deutlich besser, ein Traumtor von Semih Sahin fand wegen einer Abseitsstellung keine Anerkennung (16.), aber das kümmerte die Elversberger nicht. Lukas Petkov brachte Elversberg in Front (20.), es schien nicht so, als würde der kleine Klub den dritten Platz hergeben wollen. Und tatsächlich: Elversberg zog durch, Maurice Neubauer traf nach der Pause zum 2:0 (47.), danach verwaltete Elversberg im Stile einer Topmannschaft. Kurz vor Ende kam Schalke noch zum Anschlusstreffer, was aber unterging. Elversberg darf weiter von der Bundesliga träumen.

Bald erste Liga? Lukas Petkov

Bald erste Liga? Lukas Petkov

Foto: Pau Barrena / Getty Images

Luft raus: Weil Köln und Elversberg so seriös spielten, hatten die anderen Anwärter keine Chance auf einen Platz unter den ersten Dreien. Das merkte man den Spielern auch an. Der SC Paderborn ging 0:3 (0:0) in Karlsruhe unter, Fortuna Düsseldorf verlor 2:4 (1:0) beim 1. FC Magdeburg.

Ein Drama: Und Schalke? Schließt die Saison auf Rang 14 ab. In der 2. Liga. Der neue Trainer, wer auch immer das sein wird, hat eine Herkulesaufgabe vor sich.

Ein Ziel: Der HSV hatte ordentlich gefeiert nach dem ersehnten Aufstieg am vergangenen Wochenende, wollte aber dennoch den Titel holen (Mehr zum Aufstieg des Hamburger SV lesen Sie hier ). Der Wunsch Titelgewinn war den Hamburgern in Fürth anzumerken, sie lieferten sich einen wilden Schlagabtausch mit den Gastgebern.

 Frisur für die Ewigkeit?

Jean-Luc Dompé: Frisur für die Ewigkeit?

Foto: Jan Huebner / IMAGO

Keine Schale auf der Party: Fürth ging in Führung, Jean-Luc Dompé (mit blau-weiß-gefärbten Haaren) glich aus, dann zog Fürth auf 3:1 davon, ehe der HSV auf 2:3 verkürzte. In einer wilden zweiten Halbzeit mit vielen Fouls erzielte der HSV noch den vermeintlichen Ausgleich durch Davie Selke in der sechsten Minute der Nachspielzeit, wegen eines vermeintlichen Fouls zählte der Treffer aber nicht. Die HSV-Spieler ärgerten sich, aber im Endeffekt ist es egal, wer Meister wird. Der HSV kehrt zurück in die erste Liga, am Montag ist in Hamburg die große Party samt Umzug in der Innenstadt. Ohne Schale, aber bestimmt mit vielen Fans.

Debakel: Im Tabellenkeller war auch vieles klar: Regensburg und Ulm standen als Absteiger fest. Eintracht Braunschweig saß auf Rang 16 und wollte die Relegation vermeiden. Dafür hätte es aber einen Sieg und Schützenhilfe gebraucht. Doch was machte Braunschweig? Ließ sich vom 1. FC Nürnberg im eigenen Stadion vorführen. 0:4 stand es zur Pause, die ersten Fans gingen da schon nach Hause. Am Ende stand ein 1:4 auf der Anzeigetafel, Braunschweig geht mit gesenktem Haupt in die Relegation mit Saarbrücken.

Gesamten Artikel lesen