"Straßen? Wo wir hinfahren, brauchen wir keine … Straßen." "Zurück in die Zukunft" ist nicht nur der erfolgreichste Kinofilm des Jahres 1985, vor "Rambo 2", "Rocky IV" und "Jenseits von Afrika". Es ist der erfolgreichste Jugendfilm des ganzen Jahrzehnts, weit vor "Dirty Dancing". Am 3. Juli 1985 lief er in den US-Kinos an, nun wird er 40 Jahre alt.
BTTF, wie man den Film oft kurz nennt, ist nur vordergründig Science-Fiction. Er ist ein Abenteuer, eine Komödie, ein Märchen, eine Romanze, eine Lektion über das Erwachsenenwerden. Er befeuert den Skateboard-Boom und macht die Fünfzigerjahre populär: die Musik, die Mode, den Stil, die Unschuld. Und er hat eine Moral, für die es ein schönes Sprichwort gibt: Jeder ist seines Glückes Schmied.
Das Drehbuch
Der Film ist das Kind von Bob Gale und Robert Zemeckis. Beide studieren an der renommierten School of Cinematic Arts in Los Angeles und versuchen sich im Anschluss mehr schlecht als recht an einer Karriere als Autoren und Regisseure. Eine Zeitreise reizt beide, vor allem in die Zukunft, doch fehlt der zündende Gedanke, bis Bob Gale im Jahrbuch seines Vaters blättert. Hätten sie sich angefreundet, wenn sie zusammen zur Schule gegangen wären? Zusammen mit Robert Zemeckis spinnt er die Idee weiter: War seine Mutter so züchtig, wie sie immer sagt?
Nachdem die beiden im Sommer 1980 "Mit einem Bein im Kittchen" beendet haben, beginnen sie mit dem Schreiben eines Drehbuchs für den Zeitreise-Film. Die Fünfzigerjahre scheinen passend: Der Held der Geschichte ist 17 und reist 30 Jahre zurück, um seine Eltern im selben Alter zu treffen.
Es gibt am Anfang keinen roten Faden, wie die Handlung aussehen soll. Sie schreiben Ideen auf Karteikarten auf, eine führt zur nächsten. Lange grübeln sie darüber, wie Marty die Schwärmerei seiner Mutter für ihn auflösen kann. Dann fällt der Groschen: Sie ist es selbst, die merkt: "Wenn ich dich küsse, dann ist das so, als ob ich meinen Bruder küsse."
44 Mal abgelehnt
Im Februar 1981 ist der erste Entwurf fertig. 44 Mal, so sagen sie, wird das Drehbuch von Produzenten und Studios abgelehnt. Ihre drei früheren Projekte (für Steven Spielberg) sind allesamt gefloppt. Und das Thema gefällt niemandem: Zeitreisen sind nicht mehr gefragt, der Humor ist für die schrillen wie rauen Achtziger zu bieder, zu "sweet". Disney findet es zu schmutzig, dass sich eine Mutter in ihren Sohn verliebt. Allein Spielberg hat Interesse; doch Zemeckis zögert. "Wenn wir diesen Film machen, und er wird wieder ein Flop, dann werden wir nie wieder einen Film machen." Und Spielberg weiß: "Ihr habt recht."
Das Blatt wendet sich erst einige Jahre später, als Robert Zemeckis für (und mit) Michael Douglas "Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten" drehen darf, der 10 Millionen Dollar kostet und 115 Millionen einspielt. Er beweist damit, dass er erfolgreiche Filme in Szene setzen kann. Und er kommt doch wieder auf Spielberg zu, von dem er eigentlich unabhängig werden will, aber der als einziger an die Idee glaubt und weniger an die Einnahmen. Mit dem Erfolg vom "Diamanten" und mit Spielberg als Produzenten gewinnt man Universal als Geldgeber.
Es gibt vom ersten Drehbuch-Entwurf bis zum fertigen Film viele Änderungen. 1952 statt 1955. Marty kopiert und verkauft illegal Filme (das gefällt dem Studio nicht). Seine Freundin heißt Suzy Parker statt Jennifer Parker. Sein Vater George ist Boxer, kein Schriftsteller. Der Tanzabend heißt "Frühling in Paris" statt "Verzauberung unterm See".
Einige Wünsche kommen von Studio-Boss Sid Sheinberg. Nicht "Prof. Brown", sondern "Doc Brown", was weniger altmodisch klingt. Der keinen Affen als Haustier haben soll, sondern einen Hund: "Kein Film mit einem Schimpansen hat je Gewinn gemacht." Und Martys Mutter möge bitte Lorraine heißen (wie Sheinbergs Frau). Sie geben nach; doch um den Titel gibt es einen harten Kampf. Sheinberg mag ihn nicht und besteht in einem Rundschreiben auf "Space Man from Pluto". Zemeckis und Gale machen sich große Sorgen deswegen. Spielberg reagiert lässig mit einer legendär gewordenen Antwort: "Hallo Sid, danke für Dein witziges Memo, wir haben alle sehr gelacht, mach weiter so."