Sechs Jahre nach dem Mord an dem tschetschenisch-stämmigen Georgier Selimchan Changoschwili in Berlin ist ein Großteil seiner Familie nach Georgien abgeschoben worden. Nach Informationen der „Tagesschau“ betrifft dies auch seinen Bruder Surab sowie mehrere Kinder. Angehörige und Unterstützer befürchten, dass die Familie dort gefährdet ist.
Laut einem Bericht der „Deutschen Welle“ brachen Polizeibeamte am frühen Donnerstagmorgen die Wohnung der Familie in Wünsdorf in Brandenburg auf, beschlagnahmten Telefone und brachten die Betroffenen zum Berliner Flughafen. Von dort wurden sie mit einem Sammelflug nach Tbilisi gebracht.
Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums bestätigte den Charterflug, auf dem sich insgesamt 48 Personen befunden haben sollen. Zu einzelnen Fällen äußerte sie sich nicht. Eilanträge gegen die Abschiebung waren vom Verwaltungsgericht Potsdam zuvor abgelehnt worden.
Wie sein ermordeter Bruder war er nur geduldet
Surab Changoschwili hatte wie sein 2019 ermordeter Bruder keinen Asylstatus erhalten und lebte in Deutschland lediglich mit einer Duldung. In Georgien muss die Familie nun um ihr Leben fürchten. Der Getötete hatte im Zweiten Tschetschenienkrieg gegen Russland gekämpft und später für die georgische Regierung gearbeitet. Seit Jahren berichten Menschenrechtsorganisationen über Gewalt gegen Angehörige der tschetschenischen Minderheit in Georgien sowie über enge Kontakte zwischen georgischen Behörden und Personen aus dem Umfeld russischer Geheimdienste.
Der Mörder Selimchan Changoschwilis, Wadim Krassikow, war 2021 wegen eines im Auftrag des russischen Staates begangenen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Dennoch wurde er im August 2024 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen und in Moskau von Präsident Wladimir Putin empfangen.
Der Grünen-Politiker Robin Wagener kritisierte die Abschiebung gegenüber der „Tagesschau“ scharf. Sie sei „zynisch“ und „lebensgefährlich“ und sende „ein fatales Signal an alle Putin-Gegner“. Die Bundesregierung müsse die Entscheidung rückgängig machen und der Familie Changoschwili ein humanitäres Visum ausstellen, forderte Wagener.
Georgien zählt nach der Türkei zu den Ländern, in die Deutschland derzeit am häufigsten abschiebt. Die Zahl der Rückführungen ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. (Tsp)

vor 4 Stunden
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