Guter Migrant, schlechter Migrant? Nachdem 2022 die ersten Ukrainer vor dem Krieg in ihrem Land nach Deutschland geflohen waren, machte der Begriff von »zivilisierten« Geflüchteten die Runde, die über die demnach als »unzivilisiert« empfundenen Geflüchteten und Migranten aus anderen Regionen der Welt gestellt wurden. Das ZDF widmet diesen Menschen nun unter dem Titel »Uncivilized« eine Anthologie-Serie.
Einer von ihnen ist der Türke Can (Mücahit Altun), der trotz über dem Bauch spannenden Anzugs und angeblicher Connection zum Türsteher nicht in den Kölner Klub reinkommt, in dem er mit seinen Jungs die bestandene Ausbildung eines Kumpels feiern wollte. Auch der zweite Sehnsuchtsort der Nacht, eine Shishabar, bleibt unerreichbar, weil da neuerdings zwei Türsteher den Einlass regeln, die keinen Bock auf die abgebrannte Clique haben.
Der Aberwitz: Die Wachen wurden da doch extra postiert, nachdem kurz vorher in Hanau neun Menschen aus rassistischen Gründen ermordet worden sind, von denen einige Ähnlichkeiten mit Can und seiner Truppe aufweisen. Doch anstatt die Jungs zu schützen, werden sie ausgegrenzt. Jetzt sogar von ihren eigenen Leuten.
»Uncivilized«, sechs Folgen. Lineare Ausstrahlung: 2. und 3.12. Sowie in der ZDF-Mediathek abrufbar.
So erinnern Can und seine Entourage in ihrem heißlaufenden Schwadronieren und Rumspacken an die Jungs aus Fatih Akins »Kurz und schmerzlos«, dem ersten deutschen postmigrantischen Kinoknaller aus dem Jahr 1998. Passenderweise hat der famose Mehmet Kurtuluş, einer der deutsch-türkischen Stars aus Akins Debüt, einen Gastauftritt.
Am witzigsten und bösesten ist allerdings eine Episode aus biodeutscher Perspektive. Darin geht es um eine hilfsbereite, kultivierte junge Frau, die eine vor Putins Angriffskrieg geflüchtete Ukrainerin bei sich aufnehmen möchte, gern auch mit ein, zwei Kindern. Stattdessen bekommt sie einen traumatisierten und entstellten Syrer zugewiesen. Halb verschämt und halb unverschämt versucht sie nun, den Geflüchteten umzutauschen.