Nachdem Kapitänin Giulia Gwinn für die restliche EM ausfällt und Janina Minge vom Vize-Amt aufrückt, hat der Bundestrainer die Nachfolge geregelt.

Auf Sjoeke Nüsken (re.) kommt jetzt noch ein Stück mehr Verantwortung zu. IMAGO/Fotostand
Aus Zürich berichtet Paul Bartmuß
Auf der DFB-Mannschaftssitzung am Abend musste auch eine Entscheidung fallen: Wer wird Stellvertreterin der interimsmäßigen Kapitänin Janina Minge? Die Antwort gab der Bundestrainer selbst: Sjoeke Nüsken.
"Wir haben im Team gestern besprochen und von Christian (Wück, Anm. d. Red.) die Nachricht bekommen, dass Sjoeke das Vize-Kapitänsamt übernehmen wird", sagte Linda Dallmann am Sonntag. Das sei "keine große Überraschung", schließlich habe die Mittelfeldspielerin vom FC Chelsea auch durch den Wechsel nach London "eine enorme Entwicklung" und einen "enormen Sprung" gemacht. "Von daher haben wir alle einfach nur kopfnickend zugestimmt", berichtete Dallmann.
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Eine der vielen Fragen, die Giulia Gwinns Ausfall aufgeworfen hat, ist also geklärt. Noch wichtiger als Nüsken dürfte aber die Funktion Minges sein. Und da macht sich das Team offenbar überhaupt keine Sorgen.
EM-Gruppenphase der DFB-Frauen
"Es ist ja nicht das erste Mal, dass Jani eine Kapitänsrolle einnimmt", sagte Sarai Linder über ihre Wolfsburger Vereinskollegin. Auch in den U-Mannschaften habe Minge das getan. "Sie ist eine sehr Ruhige", charakterisierte Linder: "Wenn aber irgendetwas mit der Mannschaft ist, steht sie vor dem Team und kommuniziert mit dem Trainerteam. Daher wird das Janina schon sehr gut umsetzen können."
Minge sei für die Nationalmannschaft schon als Innenverteidigerin eingesprungen, ergänzte Dallmann über die gelernte Mittelfeldspielerin: "Sie ist jemand, der jede Energie auf dem Platz lässt. Sie gibt alles. Sie ist einfach ein Typ, der über die Grenzen hinausgeht."
Linder fand Wamser schon in der Bundesliga "sehr auffällig"
Gwinn blieb mit ihrer diagnostizierten Innenbandverletzung zunächst bei der Nationalmannschaft und reist an diesem Sonntag nach München. "Klar sind wir alle noch erschüttert und traurig, was mit Giuli passiert ist", sagte Linder. Aber es sei "schön zu wissen, dass sie bei uns ist und dass doch nicht der Ernstfall eingetreten ist."
Schließlich war ob der Szene zunächst ein Kreuzbandriss befürchtet worden. "Am Ende ist es zum Glück kein Einzelsport, sondern ein Teamsport", versuchte sich Dallmann an einer pragmatischen Perspektive. "Wir haben jetzt eine weniger an Bord. Das ist natürlich sehr schade, vor allem mit Giuli, aber wir haben eine Vize-Kapitänin mit Jani, die einen Schritt nach vorne gehen wird."
Das wird auch Carlotta Wamser tun, die rechts hinten gegen Polen für Gwinn eingewechselt worden war. "Ich finde es erstmal schön, dass sie die Chance bekommen hat, sich hier in den Kader reinzuspielen", sagte Linder. Schon aus der Bundesliga habe sie die damalige Frankfurterin als "sehr auffällig" wahrgenommen, zudem passe Wamser perfekt in die Gruppe. Und: "Sie ist keine Spielerin, die sich da mega den Druck macht."
Das späte Spiel vom Freitagabend hat trotzdem Kräfte gekostet. "An sich wollen wir jedes Spiel der EM als Gemeinschaft schauen", berichtete Linder. Am Samstag, beim Top-Spiel zwischen Frankreich und England (2:1), sei sie aber "nach 30 Minuten ins Bett gegangen, weil ich müde war", sagte die Linksverteidigerin: "Ich habe mir von den anderen erzählen lassen, dass die Franzosen echt ein sehr gutes Spiel gemacht haben."