Ob Donald Trump zuletzt in den Straßen Washington unterwegs war, ist nicht bekannt, und wenn, dürfte ihm der Anblick nicht gefallen haben: Seit Wochen ist das Zentrum der US-Hauptstadt in Regenbogenfarben gekleidet. Fahnen, Wimpel, Laternen, an diesem Samstag hängen sie sogar in den Fenstern des altehrwürdigen Hotel Washington gegenüber dem Weißen Haus.
Einige Schritte weiter sitzen zwei ältere blonde Frauen zurückgelehnt in Campingstühlen und schauen den feiernden Teilnehmerinnen und Teilnehmern der diesjährigen WorldPride Parade zu, die gerade zu der LGBTQ-Hymne I'm Every Woman von Chaka Khan tanzen. Mehrere Zehntausend Menschen sind auf den Straßen, manche vom anderen Ende der Welt angereist, um am weltgrößten queeren Festival teilzunehmen, das an diesem Wochenende mit einem großen Umzug endet. WorldPride wird alle zwei bis drei Jahre in einer anderen Stadt ausgetragen, dieses Jahr ist es ausgerechnet Washington. Ein Zufall, die Entscheidung fiel schon vor den Präsidentschaftswahlen im vergangenen November. Nun könnte man sagen: Sie findet zur richtigen Zeit am richtigen Ort statt. Denn US-Präsident Donald Trump hat, seit er wieder im Oval Office regiert, der LGBTQ-Gemeinde den Kampf angesagt: Transpersonen wurden aus dem Militär und dem Sport verbannt, staatliche Kunst- und Kulturprogramme für queere Gruppen gecancelt, vor einer Woche kündigte Trump an, Hunderte Millionen Dollar für die Bekämpfung von HIV zu streichen. In Bundesbehörden sind Begriffe wie LGBTQ, nichtbinär, Transgender und Diversität inzwischen verboten.