Winfried Kretschmann will zweite Fremdsprache als Schulfach abschaffen – Philologenverband entsetzt

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Der Deutsche Philologenverband hat empört auf den erneuten Vorschlag des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann reagiert, die zweite verpflichtende Fremdsprache in der Schule abzuschaffen.

Der Grüne hatte bereits mehrfach vorgeschlagen, statt der weiteren Fremdsprache ein Schulfach namens »digitale Medienkompetenz« einzuführen. Zuletzt forderte er das auf einem medienpolitischen Kongress Mitte November. Das Beherrschen von Fremdsprachen sei heute nicht mehr nötig, hatte Kretschmann dort gesagt. »Ich stecke mir einen Knopf ins Ohr, und mein Telefon übersetzt – egal, ob mein Gegenüber Spanisch, Polnisch oder Kisuaheli spricht«, sagte er. Bereits im Frühjahr hatte Kretschmann in einem Interview mit der »Zeit«  denselben Vorschlag gemacht.

Nun reagierte der Philologenverband, ein Zusammenschluss von Lehrkräften an Gymnasien. Die Verbandsvorsitzende Susanne Lin-Klitzing sagte der Zeitung »Welt«, sie halte den Vorschlag für einen Fehler. »Wer die Grundlagen einer anderen Sprache, einer anderen Kultur nicht kennt, den führt das reine Verwenden von digitalen Medien letztlich dazu, dass er von diesen abhängig ist – das hat mit Medienkompetenz rein gar nichts zu tun.«

Aus Sicht ihres Verbandes erliege Kretschmann erneut »dem Irrglauben, dass KI wesentliche Kulturtechniken ersetzen« könne. »Winfried Kretschmann opfert elementare kulturelle Errungenschaften auf dem Altar des Tech-Populismus«, sagte Lin-Klitzing. »Wer das Verständnis einer Fremdsprache, einer anderen Kultur, eines anderen Menschen auf einen ›Knopf im Ohr‹ reduziert, hat das Konzept der Verständigung nicht begriffen.«

Vor seiner Zeit als Politiker unterrichtete Kretschmann, 76, Biologie und Chemie an verschiedenen Schulen in Baden-Württemberg.

Es ist nicht der erste kontroverse bildungspolitische Vorschlag des Grünenpolitikers: Im »Zeit«-Interview, in dem er im Frühjahr den Sinn der zweiten Fremdsprache als Schulfach angezweifelt hatte, hatte er auch gefragt, ob Kinder und Jugendliche in der Schule noch die deutschen Rechtschreibregeln lernen müssten: »Ist Rechtschreibung tatsächlich so wichtig, wenn das Schreibprogramm alles korrigiert?«

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