"Wer Zweiter wird, bei dem ist klar, was das Ziel ist": Halle greift ab Sommer erneut an

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In der Meisterschaft fand der Hallesche FC trotz einer famosen Aufholjagd am Ende keinen Weg mehr am 1. FC Lok Leipzig vorbei. Bei den Rot-Weißen richtet sich der Blick aber schon wieder nach vorne. Zunächst auf das Landespokal-Finale, dann auf den nächsten Titelangriff.

4 in Greifswald.

Hängende Köpfe nach dem 0:4 in Greifswald. IMAGO/Köhn

Die Hypothek war am Ende zu groß, das Wunder blieb aus: Der Hallesche FC hat den Aufstieg in die 3. Liga verpasst und kassierte stattdessen im letzten Saisonspiel mit dem 0:4 beim Greifswalder FC seine höchste Saisonniederlage. Die Rot-Weißen mussten sich mit Rang 2 zufriedengeben und dem Meister Lok Leipzig den Vortritt lassen.

Trotzdem fiel das erste Saisonfazit von HFC-Trainer Mark Zimmermann positiv aus. Die anvisierte Marke von 70 Punkten wurde erreicht, auch wenn das Ziel, eine stärkere Rück- als Hinrunde zu spielen, verfehlt wurde - beide Hälften der Saison endeten mit jeweils 35 Zählern. "Als neu zusammengestellte Mannschaft haben wir eine sehr gute Saison gespielt."

Meyer füllte ein leeres Blatt mit Leben

Der Abstieg im Vorjahr bedeutete für den HFC eine Art Stunde Null - insbesondere beim Kader. Dieser war mit nur zwei Ausnahmen ein leeres Blatt. Sportdirektor Daniel Meyer musste eine komplett neue Mannschaft aufbauen. Über 100 Spieler standen auf seinen Listen, darunter auch einige bekannte Namen.

Der HFC verpflichtete unter anderem Kilian Zaruba, Burim Halili, Niklas Kastenhofer und Joscha Wosz - allesamt Spieler mit HFC-Vergangenheit. Mit Torwart Sven Müller, Jonas Nietfeld und Niklas Landgraf konnten zudem drei Erfahrene gehalten werden. Routinier Jan Löhmannsröben wurde neu verpflichtet.

Seine Verpflichtung galt als umstritten, doch letztlich trug Löhmannsröben maßgeblich dazu bei, dass sich die Defensive schnell zum Prunkstück entwickelte. Er ging als erfahrener Abwehrchef voran.

Dass am Ende ein paar Punkte gefehlt haben, dafür waren wir auch ein bisschen selbst zuständig.

HFC-Trainer Mark Zimmermann

Der Saisonstart verlief dennoch holprig: Aus den ersten fünf Spielen holte der HFC lediglich zwei Siege. Nach dem 1:1 bei Lok Leipzig übte Meyer offene Kritik: "Wir haben den Anspruch, die beste Mannschaft der Liga zu sein, dem sind wir nicht gerecht geworden."

Auffällig: Der HFC ließ besonders gegen vermeintlich leichtere Gegner Punkte liegen. "Dass am Ende ein paar Punkte gefehlt haben, dafür waren wir auch ein bisschen selbst zuständig", sagte Zimmermann. Gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel wie den FC Eilenburg (Hin- und Rückspiel jeweils 2:2), den FSV Luckenwalde (1:1) oder Viktoria Berlin (0:1) gab es unnötige Punktverluste. Dennoch betonte Zimmermann: "Respekt an die Mannschaft, was sie geleistet hat."

Auch Kapitän Niklas Landgraf zog ein versöhnliches Fazit: "Wir müssen es richtig einordnen. Wir hatten im Sommer einen riesigen Umbruch. Deshalb sind Platz 2, 70 Punkte und die beste Heimbilanz doch ansehnlich."

Vorne drückt der Schuh

Ein klares Manko der Saison blieb die oft ideenlose Offensive. Nur in fünf Spielen gewann der HFC mit mehr als zwei Toren Unterschied. Keiner der im Sommer verpflichteten Stürmer - Cyrill Akono, Robin Friedrich, Anthony Roczen (der im Winter zur VSG Altglienicke zurückkehrte) - kam auf eine zweistellige Torausbeute. Eine klar erkennbare Spielidee fehlte häufig. Sportdirektor Meyer forderte in der Rückrunde erneut eine klarere Spielidee ein: "Meine klare Forderung ist, dass wir mehr Klarheit und Dominanz in unser Spiel bringen und verstärkt eine eigene spielerische Identität entwickeln."

Auch in der Rückrunde war der HFC aber oft von Einzelleistungen abhängig. Der im Winter verpflichtete Serhat Polat fand nach einem Bänderriss schnell wieder in Form. Fabrice Hartmann, einst Jugendspieler bei RB Leipzig, entwickelte sich zunehmend zum Unterschiedsspieler. Und Manassé Eshele - ebenfalls im Winter von Altglienicke gekommen - hatte zunächst Ladehemmung, erzielte aber beim 2:1 gegen Meuselwitz zwei wichtige Tore in der Aufholjagd auf Lok Leipzig.

Pokalfinale vor der Brust

Nietfeld richtete den Blick bereits nach vorn - zunächst auf das Landespokalfinale am Samstag im heimischen Stadion gegen den Verbandsligisten Lok Stendal. In diesem Spiel ist ein Sieg Pflicht. "Das Spiel hat allerhöchste Priorität. Das ist auch mit Hinblick auf die nächste Saison ganz wichtig."

Ein Sieg würde dem HFC die Teilnahme am DFB-Pokal und damit wichtige Einnahmen sichern. Ein neuer Anlauf auf den Aufstieg soll in der kommenden Saison folgen. "Wer Zweiter wird, bei dem ist klar, was das Ziel ist", sagte Nietfeld.

Christopher Kitsche

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