Weltfußballerin Prinz als Lehrmeisterin: Ex-Profi Schatton trifft, solange die Knochen halten

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Bundesliga, Champions League und eine Weltfußballerin als Teamkollegin: Die heute 37-jährige Ex-Profifußballerin Sarah Schatton blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück, die immer noch neue Kapitel hervorbringt. Mit 65 Toren in 15 Spielen ist sie auf dem besten Weg, die "Torjägerkanone® für alle" zu gewinnen.

Sarah Schatton (links) spielte in der Saison 2008/09 mit der dreimaligen Weltfußballerin Birgit Prinz (rechts) für den 1. FFC Frankfurt.

Sarah Schatton (links) spielte in der Saison 2008/09 mit der dreimaligen Weltfußballerin Birgit Prinz (rechts) für den 1. FFC Frankfurt. imago sportfotodienst

Sarah Schatton blickt auf eine Karriere zurück, die in den vierten Ligen der Frauen so wohl kein zweites Mal vorzufinden ist: 51 Spiele in der Bundesliga und 36 Spiele in der 2. Bundesliga für den 1. FC Saarbrücken (2010-2011), den FSV Frankfurt (2005/2006) und den 1. FFC Frankfurt (2008/2009), für den sie sogar in der Qualifikation zur UEFA Women's Champions League zum Einsatz kam.

Doch damit nicht genug. Beim 1. FFC Frankfurt teilte sie sich die Kabine mit der dreimaligen Weltfußballerin Birgit Prinz. "Das war eine Ehre für mich", blickt Schatton stolz auf ihre Laufbahn zurück. Von der zweifachen Weltmeisterin und 214-maligen Nationalspielerin, die in ihrer Karriere über 300 Tore erzielte und dreimal Torschützenkönigin der Frauen-Bundesliga wurde, konnte sich die damals 20-Jährige in Sachen "Durchsetzungsvermögen und dem unbedingten Willen, aus allen Lagen Tore zu erzielen", viel abschauen. So viel, dass sie in der Saison 2013/14 gemeinsam mit Ilaria Mauro vom SC Sand mit 24 Treffern Torschützenkönigin der 2. Frauen-Bundesliga wurde.

Wenn mich heute jemand fragt, sage ich, dass ich Freizeitspielerin bin.

Ex-Bundesligaspielerin Sarah Schatton

Den Sprung in den Profifußball geschafft zu haben, empfindet Schatton, die heute als medizinische Fachangestellte arbeitet, als Privileg. "Professionell Fußball spielen zu können, davon träumen viele. Dass ich diese Chance bekommen habe, macht mich glücklich. Dieses Gefühl kann mir niemand mehr nehmen." Profilieren will sie sich mit ihrer Vergangenheit nicht. "Wenn mich heute jemand fragt, sage ich, dass ich Freizeitspielerin bin."

Mit der Geburt ihres Sohnes endete Schattons höherklassige Karriere. Zwei Jahre zuvor kehrte sie in ihre Berliner Heimat zu ihrer Familie zurück, die sie sonst nur in der Sommer- oder Winterpause gesehen hatte, und stellte 2017 die Fußballschuhe für sechs Jahre in den Schrank. Als ihr heute achtjähriger Sohn alt genug war, um mit auf den Fußballplatz zu gehen, kehrte sie zurück.

Bundesweite Viertliga-Spitze

Zwar geht die 37-Jährige heute ein paar Ligen tiefer - in der vierten Liga für den FSV Blau-Weiß Mahlsdorf/Waldesruh - auf Torejagd, doch wenig überraschend immer noch sehr erfolgreich. In 15 Spielen traf die beidfüßige Stürmerin 65-mal und führt die bundesweite Viertliga-Rangliste mit großem Abstand an. Der Vorsprung auf ihre ärgste Konkurrentin Lisa Kilian (SV Diez- Freiendiez, 41 Tore) beträgt auf der Zielgeraden der Saison bereits 24 Treffer.

Mit Mahlsdorf/Waldesruh tritt Schatton in einer Kleinfeldliga an, in der im Modus Sieben gegen Sieben über 60 Minuten gespielt wird. Für die ehemalige Bundesligaspielerin nicht unbedingt ein Vorteil. "Kleinfeld ist für Profis, Großfeld für Amateure", lacht die erfahrene Torjägerin. Auf dem Großfeld habe man mehr Zeit und Platz, um seine Schnelligkeit auszuspielen. Kleinfeldfußball sei viel intensiver und erfordere ein schnelleres Reaktionsvermögen.

Die Schattenseite des Profiseins

Die hektische Spielweise auf dem Kleinfeld bringt auch Schattons wohl größte Schwäche zum Vorschein: die Kondition. "Meine Glanzzeit ist mit Sicherheit vorbei. Laufstark war ich aber noch nie", lacht die 37-jährige. Hinzu kommen die Schattenseiten einer langen Profikarriere. "Ich habe in beiden Knien einen Knorpelschaden vierten Grades. Ein Kreuzbandriss wäre mir lieber gewesen." Schmerzen nach jedem Spiel.

Ans Aufhören denkt Schatton aber noch lange nicht: "Es juckt immer noch. Ich liebe Fußball." Mit ihrem Bruder als Vorbild, der bei Union Berlin in der Ü 40 spielt, will sie weitermachen, solange die Knochen halten. In Berlin dürfen Frauen ab 40 Jahren mit Männern in einer Mannschaft spielen. Ihr Traum wäre es, einmal mit ihm zusammenzuspielen.

Bis dahin wird Schattons Trophäenschrank - als Torschützenkönigin der 2. Frauen-Bundesliga erhielt sie nur einen Wimpel - um eine etwas handfestere Auszeichnung reicher sein. Der Gewinn der "Torjägerkanone® für alle" ist ihr kaum noch zu nehmen. "Der Gewinn dieser Trophäe wäre noch einmal eine ganz besondere Anerkennung für mich", stellt Schatton klar, will sich aber noch nicht zu früh freuen. "Es kann noch so viel passieren. Lassen wir uns überraschen."

Für den Fall der Fälle hat Schatton aber schon einen geeigneten Stellplatz ausgemacht. Sie würde die Kanone ihrer Mannschaft widmen und möchte sie in der Kabine aufstellen, denn "ich spiele ja nicht alleine gegen alle. Diese Trophäe wäre ein Mannschaftsverdienst".

Lukas Karakas

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