Weihnachten in Betlehem: Christen feiern nach zwei Jahren Krieg wieder

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Aus Solidarität mit den Menschen im Gazastreifen haben die Christen in Betlehem in den vergangenen zwei Jahren darauf verzichtet, Weihnachten zu feiern. Seit gut zwei Monaten aber hält die Waffenruhe – und bei den Christen im Westjordanland kommt wieder weihnachtliche Stimmung auf.

Erstmals seit Beginn des Gazakriegs im Herbst 2023 wurde vor der Geburtskirche in Betlehem auf dem Krippenplatz ein großer Weihnachtsbaum aufgestellt. Als in der Vorweihnachtszeit erstmals die Kerzen entzündet wurden, war das ein emotionaler Moment. Viele hatten Tränen in den Augen, hieß es später von Beobachtern. Auch Heiligabend dürfte für die Christen dort in diesem Jahr besonders sein.

 Erstmals seit Beginn des Gazakriegs steht hier wieder ein Weihnachtsbaum

Krippenplatz in Betlehem: Erstmals seit Beginn des Gazakriegs steht hier wieder ein Weihnachtsbaum

Foto: Hazem Bader / AFP

Der höchste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, kam am Nachmittag an der Spitze der traditionellen Weihnachtsprozession in das Städtchen Betlehem im Westjordanland. Er rief während der Prozession zu einem »Weihnachten voller Lichter« auf. Bei sonnigem Wetter und lauter Dudelsack-Musik wurde er in Betlehem von christlichen Würdenträgern begrüßt. Der Überlieferung nach ist Betlehem der Geburtsort Jesu. Die Fahrzeugkolonne war in Jerusalem losgefahren.

Berichten zufolge hatten sich bereits am Nachmittag Tausende auf dem Krippenplatz in Betlehem versammelt. Das israelische Tourismusministerium rechnet zu Weihnachten mit rund 40.000 christlichen Pilgern.

 Kardinal Pizzaballa umarmt einen als Weihnachtsmann verkleideten Mann bei seiner Ankunft in Betlehem

Emotionaler Moment: Kardinal Pizzaballa umarmt einen als Weihnachtsmann verkleideten Mann bei seiner Ankunft in Betlehem

Foto: Mussa Qawasma / REUTERS

Patriarch Pizzaballa, der einen roten Umhang sowie ein großes goldenes Kreuz auf der Brust trug, wird später in Betlehem auch die Mitternachtsmesse halten. Vor den Feiertagen besuchte der Patriarch den Gazastreifen.

Die anstehende zweite Phase des 20-Punkte-Plans  von US-Präsident Donald Trump sieht eine Entwaffnung der Hamas und die Einsetzung einer internationalen Stabilisierungstruppe (ISF) vor. Die Terrororganisation lehnt es jedoch strikt ab, ihre Waffen niederzulegen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu warf der Hamas zudem an diesem Mittwoch vor, die Waffenruhe verletzt zu haben. Die Terrororganisation reagierte darauf zunächst nicht.

Unklar bleibt, wie die nächste Phase des Friedensplans umgesetzt werden soll. Damit ist auch offen, ob sich die Lage dauerhaft stabilisieren lässt.

 Die Prozession wurde mit lauter Dudelsackmusik begrüßt

Begrüßung in Betlehem: Die Prozession wurde mit lauter Dudelsackmusik begrüßt

Foto: Mahmoud Illean / AP

In seiner Weihnachtsbotschaft wünschte Patriarch Pizzaballa, dass die Feiertage eine Pause vom Leid darstellen könnten. »Wir wissen, dass alle Probleme ... nach wie vor bestehen. Aber es ist wichtig, auch diese Pause von all dem Leid zu haben und Weihnachten zu genießen«, sagte der italienische Franziskaner in einer Videobotschaft, die vor den Feierlichkeiten veröffentlicht wurde. Ein sehr schwieriges Jahr liege hinter der Region. Auch das kommende Jahr werde sehr herausfordernd werden, sagte er. Die Kirche wolle »eine Stimme der Wahrheit sein« und sich für Gerechtigkeit, die Achtung der Menschenrechte und der Menschenwürde einsetzen, versprach Pizzaballa.

Im Heiligen Land bilden die Christen nur eine winzige Minderheit: Im Gazastreifen leben rund 1000 Christen, bei insgesamt mehr als zwei Millionen Einwohnern. In Israel machen die Christen knapp zwei Prozent der gut zehn Millionen Bürger aus. Im Westjordanland sind es etwa 1,5 Prozent der rund drei Millionen Palästinenser.

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