Vorwurf: Hinter KI-Chatbot steckten in Wirklichkeit 700 indische Programmierer

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1,5 Milliarden US-Dollar sollte das KI-Start-up-Unternehmen builder.ai wert sein – übrig geblieben ist ein Scherbenhaufen, nachdem das Unternehmen in der vergangenen Woche via LinkedIn bekannt gab, dass es Insolvenz angemeldet habe. Das in London beheimatete Unternehmen sieht sich massiven Vorwürfen ausgesetzt: Neben Scheingeschäften wird vor allem die Kerndisziplin der Firma in Zweifel gezogen. Statt der KI-Programmierhilfe Natasha sollen in Wirklichkeit 700 Programmierer in Indien Aufträge der Kunden programmiert haben.

Builder.ai teilte lediglich mit, dass für das Mutterunternehmen Engineer.ai ein Insolvenzverwalter bestellt worden sei. Trotz "unermüdlichen Einsatzes unseres derzeitigen Teams und der Prüfung aller möglichen Optionen" sei das Unternehmen nicht in der Lage gewesen, sich von "historischen Herausforderungen und den Entscheidungen der Vergangenheit zu erholen, die seine finanzielle Lage erheblich belasteten", heißt es kryptisch.

Die US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg hatte vor Kurzem unter Berufung auf ungenannte Quellen berichtet, dass das KI-Start-up über Jahre Scheingeschäfte mit dem indischen Social-Media-Unternehmen VerSe Innovation betrieben haben solle. Zwischen 2021 und 2024 hätten sich beide Unternehmen gegenseitig ähnliche Beträge abgerechnet - ein Verfahren namens "Round-Tripping" zur künstlichen Umsatzsteigerung.

Builder.ai habe dadurch seine Umsatzprognosen für das Jahr um 300 Prozent übertrieben. In die Insolvenz geriet das Unternehmen schließlich, als Gläubiger Gelder beschlagnahmen ließen. US-Behörden fordern dem Bericht zufolge zudem Finanzunterlagen ein und ermitteln. Zu den Investoren des Start-ups zählen unter anderem prominente Namen wie Microsoft und Qatar. Umang Bedi, Mitgründer von VerSe, wies die Vorwürfe gegenüber Bloomberg zurück.

Zu den finanziellen Vorwürfen gesellen sich nun Berichte, dass der KI-Programmierbaukasten, der ganz ohne Code-Kenntnis des Kunden auskommen soll, nur eine Scheinkonstruktion war und in Wirklichkeit Programmierer in Indien die Arbeit erledigen. Dies berichtet unter anderem die indische Zeitung "Times of India". Neu ist dieser Vorwurf nicht. Das Wall Street Journal zog bereits im Jahr 2019 in Zweifel, dass Engineer.ai tatsächlich mobile Apps automatisiert per KI erstellen kann. Die neuen Informationen sollen aus Kreisen der Finanzwirtschaft stammen.

(mki)

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