Nach 54 Jahren ist der 1. FC Köln wieder deutscher U-19-Meister. Beim 5:4-Sieg in Leverkusen ragte FC-Rechtsaußen Justin von der Hitz heraus. Grund zu Freude und Trauer für den FC zugleich.

Eine Gala Zum Abschied: Justin von der Hitz (li.) überragte beim Kölner Sieg im Finale der U-19-Meisterschaft. IMAGO/HMB-Media
Es war ein denkwürdiges Finale. Neun Treffer, mit einer Leverkusener 2:0- und einer Kölner 4:2-Führung sowie einem erneuten Ausgleich ein Spielverlauf wie eine Achterbahnfahrt. Und am Ende stand ein 5:4-Erfolg der Kölner U 19 gegen die von Bayer 04 Leverkusen.
Der Spielverauf war natürlich irre. Das war Werbung für den Jugendfußball.
"Der Spielverlauf war natürlich irre", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, "das war ein Statement und eine Werbung für den Jugendfußball." In der Tat. Keiner der 24.250 Zuschauer in der BayArena, die die zweitgrößte Kulisse bei einem deutschen A-Junioren-Spiel darstellten, dürften nur für einen Sekundenbruchteil sein Kommen bereut haben - es sei denn, er hätte ein schwaches Herz.
Am Ende triumphierte die Vertretung des Zweitligisten nicht unverdient, die in der ersten Hälfte trotz des zwischenzeitlichen 0:2-Rückstands zu Beginn mindestens gleichwertig aufgetreten war, um danach unter gütiger Mithilfe der Gastgeber, die sich zwei frappierende Ballverluste und unübersehbare Defensivschwächen erlaubten, der Partie zum ersten Mal eine eindrucksvolle Wende zu geben. Wobei ein FC-Akteur herausragte: Rechtsaußen Justin von der Hitz.
Ich wollte mich mit dem möglichst besten Abschluss bedanken. In Nürnberg möchte ich Spielminuten sammeln in der 2. Liga.
Der schnelle und mit beiden Füßen starke Dribbler war an den ersten vier Kölner Treffern maßgeblich beteiligt. Den Anschlusstreffer durch Mittelstürmer Youssoupha Niang zum 1:2 leitete der 18-Jährige mit seiner präzisen Flanke nach einem Dribbling gezielt ein. Beim 2:2 spielte er erneut Niang ideal frei, um dann mit zwei präzisen Distanzschüssen auf 4:2 für den FC zu schalten.
Eine Gala des Hochbegabten, die beim FC für große Freude, aber auch für einen stechenden Schmerz sorgte. Wechselt der Angreifer, der zum Spieler des Spiels gewählt wurde, doch zur neuen Saison zum 1. FC Nürnberg. "Wir haben immer wieder bewiesen, dass wir auch nach Rückschlägen zurückkommen können, egal wie hart er ist. Wir sind einfach eine Mannschaft. Darauf kann man echt stolz sein", lobte von der Hitz die Kölner Moral und erklärte dann zu sich persönlich: "Ich wollte mich mit dem möglichst besten Abschluss bedanken. Das hat geklappt. In Nürnberg möchte ich auf jeden Fall meine Spielminuten sammeln in der 2. Liga."
Dass er in absehbarer Zeit schon ein Spieler für uns sein wird, sehe ich sehr kritisch.
Diese Perspektive sieht er beim Club. In Köln war dies offenbar nicht der Fall. Ein Versäumnis auf mehreren Ebenen beim Traditionsklub. So hatten es die damaligen Verantwortungsträger, Geschäftsführer Christian Keller und Trainer Gerhard Struber, nicht geschafft, von der Hitz vom Bleiben zu überzeugen.
Struber hatte im März öffentlich zu von der Hitz erklärt: "Er ist ein Spieler mit Talent, der eine Riesenhoffnung für den Klub in Zukunft bedeutet." Dann aber nicht unbedingt vertrauensfördernd angefügt: "Dass er aber in absehbarer Zeit schon ein Spieler für uns sein wird, sehe ich sehr kritisch." Ein äußerst unglückliches Signal.
Mal wieder profitiert nicht der FC, sondern ein anderer Klub von Kölns Nachwuchsarbeit
Fakt ist: Mit von der Hitz verliert der FC nun seinen Endspiel-Helden von Leverkusen. Nicht zu einem Topklub wie Bayer 04 oder Bayern München, sondern zu einem Zweitligisten. Es ist nicht das erste, beim FC sehr gut ausgebildete Talent, das dem Klub noch vor dem Übergang zu den Profis den Rücken kehrt. Am Sonntag in der BayArena hat von der Hitz nochmal die Qualität der Kölner Nachwuchsarbeit eindrucksvoll unterstrichen. Doch davon profitieren wird auch in diesem Fall ein anderer Klub.
Stephan von Nocks