Versöhnlicher Abschied von Jansen

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Am Samstag wählt der Hamburger SV auf der Mitgliederversammlung im Volksparkstadion einen neuen Präsidenten und Nachfolger von Marcell Jansen. Der Ex-Profi wird einen versöhnlichen Abschied bekommen, nachdem er zwischenzeitlich in eigentlich allen Gremien den Rückhalt verloren hatte.

 Ex-Profi Marcell Jansen.

Letztmals als HSV-Präsident auf der Bühne: Ex-Profi Marcell Jansen. IMAGO/Claus Bergmann

Jansens Motto bei der Wahl vor vier Jahren lautete "Vereint 2025" und er erklärte: "Vereint 2025 soll nicht nur ein Schlagwort sein." Es war zwischenzeitlich nicht einmal das, sondern nur ein frommer Wunsch. Weil er 2022 lange an dem von ihm geholten Ex-Anteilseigner, Ex-Aufsichtsrat und Ex-Vorstand Thomas Wüstefeld festgehalten hatte, obwohl um die Debatte rund um den umstrittenen Medizinunternehmer den gesamten Verein vor eine Zerreißprobe gestellt hatte, war der frühere Nationalspieler massiv in die Kritik geraten - erst Recht, da zudem vorherige geschäftliche Beziehungen zwischen beiden öffentlich wurden.

Ex-Ultra Köncke gilt als Favorit auf die Nachfolge

"Verkracht 2022" statt "Vereint 2025" wäre auf dem Höhepunkt der Wüstefeld-Krise das treffendere Motto gewesen, und der frühere Linksverteidiger verpasste es, zur klärenden Grätsche anzusetzen, saß die Probleme stattdessen aus und geriet in eigentlich allen Gremien ins Abseits: Im Aufsichtsrat, bei den Aktionären, zeitweise sogar im eigenen Präsidium und erst Recht beim damaligen Sportvorstand Jonas Boldt.

Dass der 39-Jährige auf seiner einstigen Bühne Volksparkstadion am Samstag dennoch mit versöhnlichem Applaus rechnen kann, liegt nicht allein am Doppel-Aufstieg der Männer und Frauen zum Ende seiner Amtszeit, sondern an seinem Engagement für den wirtschaftlich gesunden HSV e.V. und eine bemerkenswerte Mitgliederentwicklung.

Er selbst zieht dementsprechend eine positive Bilanz seines Wirkens: "Wir sind heute sportlich breiter aufgestellt, haben eine enorm starke Mitgliederbasis, neue Sportstätten und ein deutlich geschärftes Profil als Sportverein mit gesellschaftlichem Auftrag."

Jansen verweist außerdem auf den erfolgten Rechtsformwechsel der Tochtergesellschaft, "dadurch haben wir die Mitbestimmung der HSV-Mitglieder erheblich gestärkt. Und wir konnten zum 1. Juni mit rund 127.000 Mitgliedern erneut einen neuen Mitgliederrekord verzeichnen." Diese können nun auswählen aus dem Unternehmer Frank Ockens, dem Ehrenratsvorsitzenden Kai Esselsgroth und dem früheren Ultra Henrik Köncke.

Köncke gilt als favorisiert, sollte die aktive Fanszene am Samstag erwartungsgemäß mobilisieren. Der 34-Jährige ist Manager bei Hapag-Lloyd und Teil des Sportausschusses im HSV-Aufsichtsrat. Im Hamburger Abendblatt hat er der These widersprochen, dass mit ihm die Fankurve den Verein übernehme: "Ich habe in den vergangenen Jahren bewiesen, dass ich weit mehr Blicke auf den HSV habe als nur meine Erfahrungen aus der Fankurve."

Sebastian Wolff

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