Die Verhaftungswelle in der Türkei trifft immer mehr Politiker der Opposition. Die Gegner Erdoğans sind geschwächt und gespalten. Manche Menschen im Land bewaffnen sich.
9. Juli 2025, 15:27 Uhr
Neulich schrieb ein Mann einen Brief an den türkischen Justizminister. Seine Mutter sei im Gefängnis und schlafe seit Tagen auf dem Boden – weil kein Bett mehr frei sei. Der Brief ging durch die Medien. Als es wenig später hieß, dass der Frau nun ein Bett gegeben wurde, fragten sich manche Kommentatoren, wer stattdessen jetzt auf dem Boden schlafen muss.
In der Türkei sind so viele Menschen inhaftiert wie in keinem anderen Land Europas. Auf gut 300.000 Haftplätze kommen Schätzungen zufolge mehr als 400.000 Gefangene. Trotzdem erlässt die Justiz seit Monaten einen Haftbefehl nach dem anderen. Von Anfang April bis Anfang Juni stieg die Zahl der Inhaftierten um fast 14.000. Anders gesagt: Pro Tag wurden knapp 233 Menschen eingesperrt.