Unruhe zur Unzeit

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Von Tag eins dieser EM an war Nick Woltemade die alles überstrahlende, weil sportlich überragende Figur der deutschen U 21. Die nächste Dimension kommt nun jedoch ziemlich ungelegen.

 Nick Woltemade.

Überragende Figur bei der U-21-EM: Nick Woltemade. picture alliance/dpa

Über die U-21-EM in der Slowakei berichten Tim Lüddecke und Michael Pfeifer

Eigentlich hätte Nick Woltemade bereits am späten Mittwochabend in der Futbalová Aréna von Kosice auf der Pressekonferenz neben Antonio Di Salvo Platz nehmen sollen. Das sieht das Vorgehen der UEFA für den zum Spieler des Spiels Ausgezeichneten so vor.

Zum dritten Mal bereits war das für den 23-Jährigen bei dieser U-21-EM ja schon der Fall. Doch diesmal fehlte Woltemade auf dem Podium, er musste zur Dopingprobe - was ihm möglicherweise ganz gelegen kam, musste er somit auch keine Fragen zu seiner persönlichen Zukunft befürchten.

Als sich der Angreifer des VfB Stuttgart rund eine Woche zuvor am Trainingsplatz in Modra letztmals vor die Mikrofone der versammelten deutschen Reporter gestellt hatte, lautete die Ansage seitens des DFB bereits: Ausschließlich Themen mit U-21-Bezug.

Woltemade: Lobeshymnen und Leistung

Ob das auch am Freitagnachmittag so durchzuziehen ist, wenn Woltemade rund 30 Stunden vor dem EM-Finale gegen England mit Coach Di Salvo zur offiziellen Pressekonferenz geladen ist, darf angesichts einer neuen öffentlichen Lage (Woltemade will zum FC Bayern wechseln) und des potenzierten Interesses daran durchaus bezweifelt werden.

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Der Hype um den beim Turnier in der Slowakei bislang überragend aufspielenden Woltemade war ja ohnehin bereits für U-21-Verhältnisse immens: Seit Tag eins drehte sich nahezu alles um den Mann, der direkt von seinem A-Nationalmannschaftsdebüt zur EM weitergereist war. Der seinen Verbleib beim VfB Stuttgart bei seinem ersten öffentlichen Auftritt zumindest offen gelassen hatte.

Und der vor allem sämtlichen Lobeshymnen im Vorfeld mit Leistung mehr als gerecht wurde: Mit sechs Toren in vier Einsätzen hat Woltemade nicht nur beste Aussichten auf die Auszeichnung als bester Torschütze des Turniers, sondern angesichts dreier Assists auch auf den Titel als bester Spieler dieser EM.

Ein Vereinsthema drängt vor ein U-21-Thema

Am Donnerstagabend jedoch erfuhr diese Personalie noch mal eine anders geartete Aufmerksamkeit: Seine öffentlich gewordene Bayern-Zusage, die auf ein Gegeninteresse stößt, bedeutet eine weitere, eine größere Dimension. Damit drängt ein Vereinsthema zunehmend vor ein Nationalmannschaftsthema; ein Zukunftsthema vor ein aktuelles Thema.

In Bratislava, dem Finalort und dort, wo die deutsche U 21 mittlerweile ihr Quartier bezogen hat, dürfte es nun einigermaßen unvermeidlich sein, dass daraus eine Unruhe entsteht - die kurz vor dem möglichen Titelgewinn naturgemäß zur Unzeit kommt. Jetzt kapriziert sich zwangsläufig noch mal mehr auf Woltemade.

Was die Ausnahmestellung des Angreifers anbelangt, waren bis dato jedenfalls keinerlei Negativerscheinungen in der deutschen Mannschaft auszumachen: Wer nach Woltemade gefragt wurde, äußerte sich ausschließlich positiv: neidlos, wohlwollend, bisweilen schwer beeindruckt. Weil ihr Mitspieler sich auch selbst nicht so wichtig nahm, sich glaubhaft nie über das Team stellte. Ob die neuesten Vorgänge daran etwas ändern?

U 21: Bislang nicht vom Weg abzubringen

Andererseits: Noch hat sich diese Mannschaft durch so gar nichts von ihrem Weg abbringen lassen, hat alle Partien des Turniers für sich entschieden: Trotz der Totalrotation im dritten Gruppenspiel gegen England. Trotz des 2:2-Gegentreffers in der 90.+6. Minute und anschließender Verlängerung im Viertelfinale gegen Italien. Und trotz der schweren Oberschenkelverletzung von Max Rosenfelder im Halbfinale gegen Frankreich …

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