Ukraine-Russland-Krieg: Kyjiw schickt Reserven an östliche Front

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Putins Angriffskrieg Ukraine schickt Reserven an östliche Front

Putins Truppen rücken im Osten der Ukraine weiter vor. Ein russischer Durchbruch im Donbass würde wichtige Städte am Dnipro gefährden. Daher versucht Kyjiw nun, die besonders bedrohten Frontabschnitte zu stärken.

29.11.2024, 23.24 Uhr

Durch russische Luftangriffe zerstörtes Hotel in Pokrowsk (Foto vom 11. November)

Durch russische Luftangriffe zerstörtes Hotel in Pokrowsk (Foto vom 11. November)

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George Ivanchenko / AP / dpa

Wegen des russischen Vormarsches in der Ostukraine hat das Kyjiwer Oberkommando Reserven an die besonders bedrohten Frontabschnitte Pokrowsk und Kurachowe verlegt. Das teilte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrskyj, auf Facebook mit. Die frischen Truppen seien mit zusätzlicher Munition und Waffen ausgestattet, schrieb er. Es gehe darum, Pläne des Gegners zu vereiteln, »die weit über diese Frontabschnitte hinausgehen«.

Bei Pokrowsk und Kurachowe gab es dem Lagebericht des Generalstabs zufolge ein weiteres Mal die heftigsten Gefechte. Die Städte liegen am westlichen Rand des Bergbau- und Industriereviers Donbass. Daran schließt sich eine offene Steppenlandschaft bis zum Fluss Dnipro an. Ein Durchbruch würde der russischen Armee den Weg zu den wichtigen Großstädten Dnipro und Saporischschja eröffnen.

Der Vormarsch ist für die russischen Truppen verlustreich, doch sie drängen mit ihrer Übermacht an Soldaten und Material die Ukrainer Schritt für Schritt zurück. Präsident Wolodymyr Selenskyj ernannte in dieser Lage Generalmajor Mychajlo Drapatyj zum neuen Chef der ukrainischen Bodentruppen.

Nato-Schutz für Teil der Ukraine?

In einem Interview mit dem britischen TV-Sender Sky News sagte Selenskyj, die Ukraine könne einem Waffenstillstand mit Russland zustimmen, wenn die Nato ihren Schutz auf die von Kyjiw beherrschten Teile des Landes ausdehnt. Bei einem Waffenstillstand benötige sein Land Garantien, »dass Putin nicht wiederkommt«, sagte Selenskyj. »Wenn wir die heiße Phase des Krieges beenden wollen, sollten wir das Territorium unter den Schutzschirm nehmen, das wir unter Kontrolle haben«, sagte Selenskyj laut der englischen Übersetzung. »Das müssen wir schnell tun. Und dann kann die Ukraine die anderen Gebiete diplomatisch zurückerlangen.«

Kyjiw habe diesen Weg bislang nicht in Betracht gezogen, weil niemand in der Nato ihn offiziell vorgeschlagen habe, sagte Selenskyj. Außerdem müsse eine Nato-Einladung trotzdem an die gesamte Ukraine in ihren international anerkannten Grenzen gehen. Sein Land habe der Verfassung nach nicht das Recht, besetzte Gebiete als russisch anzuerkennen.

Der Präsident hatte zuletzt bei einer Rede im Parlament in Kyjiw angedeutet, dass die Ukraine nicht alle besetzten Gebiete militärisch zurückerobern müsse, sondern dies einer zukünftigen diplomatischen Lösung überlassen könnte. Die Forderung nach einer sofortigen Nato-Einladung gehört zu seinem sogenannten Siegesplan, den er im Herbst in Washington, Berlin und anderen Hauptstädten vorgestellt hat. Allerdings sperren sich gerade die wichtigen Nato-Staaten USA und Deutschland dagegen, einen schnellen Pfad für die Ukraine in das westliche Bündnis festzulegen. Auch die bisher aus der künftigen US-Regierung von Donald Trump bekannt gewordenen Pläne sehen für Kyjiw keinen Beitritt vor. Russland lehnt eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine rundweg ab.

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