Nach starken ersten Eindrücken erlebte Arthur im Double-Jahr eine Seuchensaison. Jetzt fühlt er sich topfit und hofft gegen Salzburg auf mehr Einsatzzeit. Doch die Position für Bayers Brasilianer ist trotz der großen Personalnot gleich doppelt blockiert.
Arthur hofft nach seinem Joker-Einsatz gegen Heidenheim jetzt auf mehr Einsatzzeit. IMAGO/Norbert Schmidt
Es war eine Art ungeschriebenes Gesetz: Derjenige Spieler, der am Vortag bei der UEFA-Pressekonferenz vor einem Europapokalspiel neben dem Leverkusener Trainer auf dem Podium Platz nahm, hatte auch einen solchen in der Startelf am kommenden Tag sicher.
Xabi Alonso hat diesen Automatismus bereits wiederholt außer Kraft gesetzt. Und so dürfte auch der Brasilianer Arthur, der am Montag - nach einem Jahr in Leverkusen mit sehr passablem Deutsch - Rede und Antwort stand, am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) im Champions-League-Spiel gegen Salzburg eine Ausnahme von der alten Bayer-Regel darstellen.
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vor 27 Minuten 10:26 Minuten
Arthur hat sein Seuchenjahr hinter sich gelassen
Was in erster Linie nicht daran liegen wird, dass der Rechtsverteidiger nicht die entsprechende Leistung angeboten hätte. Nein, vielmehr legte der 21-Jährige nach seiner Einwechslung beim 5:2-Sieg gegen Heidenheim am Samstag einen blitzsauberen Auftritt hin und Patrik Schick mit einer Maßflanke vor dem 4:2 den Ball punktgenau auf den Kopf.
Es war der Lohn für harte Arbeit nach einem ersten Jahr in Leverkusen, das vorwiegend durch lange Ausfallzeiten des Nationalspielers geprägt war, der sich nach verheißungsvoller Vorbereitung kurz hintereinander zweimal eine schwere Oberschenkelverletzung zugezogen und fast die komplette Spielzeit im Krankenstand verbrachte hatte.
Ich habe die ganze Woche Flanken trainiert.
Gegen Heidenheim meldete er sich am Samstag mit einem kleinen Ausrufezeichen ("Ich habe die ganze Woche Flanken trainiert") zurück und hofft jetzt auf mehr. Oder wie es der spielstarke Akteur, der Ronaldinho als sein Vorbild nennt, selbst ausdrückt: "Ich fühle mich bereit für dieses Champions-League-Spiel."
Seine Seuchensaison hat er mehr als aufgearbeitet. "Ich fühle mich besser als vor meinen Verletzungen", erklärt er, "ich habe viel gearbeitet. Ich bin in Form und bereit." Seine Torvorlage, die auch in seiner Heimat für positive Resonanz sorgte ("Für mich ist es wichtig, diese Komplimente zu bekommen. Dieses Assist war für mich wie ein Tor") dient als Beleg. Dennoch muss er wohl noch ein bisschen warten.
Brasilianer wohl auch gegen Salzburg nur Ersatz
Denn obwohl Xabi Alonso aktuell aufgrund der Verletzungsmisere nur 13 fitte Feldspieler aus dem Profi-Kader zur Verfügung stehen, ist Arthus Position gleich doppelt blockiert. Jeremie Frimpong ist als rechter Schienenspieler, egal ob im 3-4-3 oder im zuletzt gewählten 3-5-2, ein Schlüsselspieler und gesetzt. Und als der Niederländer am Samstag verletzungsbedingt vom Platz musste, übernahm Nathan Tella unmittelbar vor der Halbzeit dessen Job.
Arthur durfte erst ab der 69. Minute ran, als Xabi Alonso zurück aufs 3-4-3 stellte und dafür Tella in den Angriff beorderte. Die rechte Flügelposition ist die einzige im Feld, die trotz insgesamt sechs Ausfällen dreifach besetzt ist. Dem spielstarken Abwehrspieler ist dies bewusst, trotzdem betrachtet er die Situation positiv: "Es spielen zwei Freunde auf derselben Position wie ich. Ich sehe das als große Möglichkeit an, mich jeden Tag zu verbessern."
Arthur hat es sehr gut gemacht.
So dürfte für Arthur auch gegen Salzburg erstmal nur ein Platz auf der Ersatzbank bleiben. Selbst wenn Xabi Alonso Stammkraft Frimpong schonen sollte, wäre dann wohl der gelernte Stürmer Tella der Nachrücker. Es sei denn, der Baske kehrt zum 3-4-3 zurück oder setzt gegen Salzburgs 4-3-3 selbst auf das identische System. Dann wäre Tella (oder Frimpong) rechts offensiv gefragt und Arthur könnte rechts in die Abwehrkette rutschen. Doch so viele Umbauarbeiten in System und Personal, wie sie für ein 4-3-3 nötig wären, gelten vor dem richtungsweisenden Spiel als unwahrscheinlich.
Dennoch dürfte Arthurs Chance trotz des Dreikampfs bald kommen. "Es ist eine große Belastung, alle drei Tage zu spielen", weiß Xabi Alonso, "Arthur hat es sehr gut gemacht, auch Nathan. Ob von Anfang an oder von der Bank - wir brauchen in dieser Situation alle." Und bald auch Arthur von Beginn an.
Stephan von Nocks